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Funkel im Interview
„Für den Ruhestand fühle ich mich zu jung“

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Interview: Funkel wartet auf ein Angebot
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Seit fast 40 Jahren ist Friedhelm Funkel eine Konstante der Bundesliga. Doch nun droht er den Anschluss zu verlieren: Seit einem Drievierteljahr ist er ohne Job.

Sie waren früh festgelegt auf die Rolle des Trainers, der nach dem Abstieg den Wiederaufbau betreibt.

Ich habe es fünf Mal geschafft, Vereine zurück in die Bundesliga zu bringen. Und mit Frankfurt ist es mir immerhin gelungen, den Verein fünf Jahre dort zu halten. War es im Nachhinein falsch, Eintracht Frankfurt zu verlassen?

Das war meine schönste Zeit. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft und den Verantwortlichen um Heribert Bruchhagen war einfach phantastisch. Aber fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Und irgendwann wurden die Ansprüche höher. Man war nicht mehr mit einem achten, neunten oder zwölften Platz zufrieden. Da wurde auch mir gegenüber ein großer Frust spürbar. Daher war es die richtige Entscheidung, zu gehen.

War es eine späte Genugtuung für Sie, dass der Verein ohne Sie abgestürzt ist?

Ja, mit Sicherheit – jedenfalls das, was damit einherging. Anderthalb Jahre nach der Trennung steckte der Verein in Abstiegssorgen. Von denen, die mich damals kritisiert hatten, habe ich dann gehört: „Wenn du noch da wärst, würden wir nicht absteigen.“ Das sind versteckte Komplimente, die ich gerne mitgenommen habe. Manchmal weiß man eben erst, was man an jemandem gehabt hat, wenn er nicht mehr da ist.

War es in Köln ähnlich?

Der FC ist das beste Beispiel für einen Klub, bei dem die Erwartungen nach dem Aufstieg direkt zu groß geworden sind. Nach neun Spielen hat man mich beurlaubt, weil wir 14. oder 15. waren. Danach ist der FC gnadenlos abgestiegen. Die Entscheidung war also nicht richtig, und das haben mir die Verantwortlichen hinterher auch gesagt.

Wurmt es Sie, dass man Ihnen offenbar nicht zutraut, mit mehr als Durchschnittsmannschaften zu arbeiten?

Natürlich hätte ich gerne mal einen Spitzenverein trainiert, aber es hat sich nicht ergeben. Dem trauere ich auch nicht nach. Ich bin im Beruflichen keiner, der unrealistische Träume hat. Ich bin mit meinem Leben und mit dem, was ich erreicht habe, hundertprozentig zufrieden.

Funkel und die Spieler Im Rahmen seiner Karriere hat Friedhelm Funkel mit Hunderten Kickern zusammengearbeitet. Trotz der Vielzahl unterschiedlicher Charaktere betont er: „Zu 98 Prozent der Spieler habe ich bis heute noch ein überragendes Verhältnis. Es gibt immer mal den einen oder anderen, mit dem man menschlich nicht zurecht kommt. Aber die sind klar in der Unterzahl.“

Kann auch eine titellose Trainerkarriere eine sehr erfolgreiche sein?

Ja, absolut. Es kommt immer darauf an, was man aus den vorhandenen Möglichkeiten macht. Ein Aufstieg ist genauso gut wie der Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit den Bayern. Für mich war im letzten Jahr nicht Jürgen Klopp der Trainer des Jahres, sondern Jos Luhukay, der mit Augsburg sensationell die Klasse gehalten hat. Das war wesentlich schwerer als die Titelverteidigung des BVB mit dieser Topmannschaft. Oder wie Dieter Hecking den 1. FC Nürnberg Jahr für Jahr in der Bundesliga hält. Das ist eine tolle Leistung. Leider wird das in Deutschland nicht immer so anerkannt.

Gibt es eine Vereinsauswahl, die Sie sich im Nachhinein lieber gespart hätten?

Ja: Alemannia Aachen. Das war ein Fehler, und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen war es falsch, nach der Beurlaubung in Bochum so schnell wieder woanders anzufangen. Und zum anderen habe ich mich nicht so über den Verein informiert, wie ich das sonst gemacht habe. Ich habe Aachen immer nur aus der Entfernung wahrgenommen und habe dann zu früh ja gesagt. Danach musste ich erkennen, dass vieles im Argen lag.

Bis dahin galten Sie als treue Seele. Anschließend waren Sie der Mann, der innerhalb weniger Tage zwei Klubs trainiert.

Ich habe mich vom Namen Alemannia Aachen leiten lassen, dem Stadion und all dem. Ich habe nicht gründlich überlegt und zu wenig analysiert, welche Spielertypen zur Verfügung stehen und wie die Infrastruktur ist. Das war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte.

Auf Seite 3: Das Patentrezept gegen Rausschmisse

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