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MSV: Zu viel Offenheit
Rüttgers sorgt erneut für Theater

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MSV: Wie viel Offenheit ist gut?
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Die glorreichen Zeiten sind vorbei, der MSV Duisburg richtet sich selbst zugrunde. Der sportliche und wirtschaftliche Tiefflug nimmt rasant Fahrt auf.

Die Bruchlandung, die einen Abzug von eventuell drei bis sechs Punkten vom ohnehin mit nur acht mageren Zählerchen bestückten Konto zur Folge hätte, rückt immer näher. „Die Mannschaft hat den Ernst der Lage nicht erkannt“, schimpfte Geschäftsführer Roland Kentsch nach der schlafmützigen 1:2 (0:2)-Pleite gegen den FSV Frankfurt.

Die Zebras präsentierten sich im sechsten Heimspiel der Saison erneut erschreckend schwach. Selbst die Aussicht, zumindest vorübergehend die Rote Laterne abgeben zu können, beflügelte nicht, sondern lähmte. „Wir haben diese große Chancen leichtfertig verspielt. Das war ein bitterer Tag für den MSV“, fand Kosta Runjaic klare Worte.


Warum seine Elf auswärts ab und an gewinnt, zu Hause aber versagt, konnte der Fußballlehrer nicht erklären und ärgerte sich maßlos über die Gegentore nach ruhenden Bällen: „Wir wussten, dass der FSV stark bei Standards ist, haben es besprochen und trainiert. Das Gelernte muss aber auch umgesetzt werden, stattdessen haben wir grob fahrlässig gehandelt.“

Als „fahrlässig“ bezeichnet Kentsch auch das Verhalten Andreas Rüttgers‘. Der Klub-Chef äußert sich regelmäßig im Internetforum zu den aktuellen Vereinsthemen. Er will damit „Transparenz und Offenheit“ beweisen, die Fans informieren und mit ins Boot holen. Dass er dabei teilweise Interna in die Öffentlichkeit posaunt, die bei anderen Profi-Vereinen hinter verschlossenen Türen bleiben, ist Rüttgers bewusst. Er nimmt das Theater mit anderen Verantwortlichen in Kauf. Wie zuletzt, als er ein mehr als 100-zeiliges Essay über die „aktuelle Lage nach der Niederlage im Pokal“ verfasste, in dem er auch auf die wirtschaftliche Situation eingeht und den Absprung des Großsponsors RWE als „politisch“ einstuft.

Für Kentsch ein Tabu, denn in jedem Unternehmen gibt es Dinge, die nicht öffentlich diskutiert werden dürfen. So würden Geldgeber diskreditiert und neue Sponsoren möglicherweise verschreckt.

Zwar wird am Montag ein Geldinstitut – und zwar nicht die von Hans-Werner Tomalak geführte Sparkasse – als neuer Geldgeber präsentiert, doch Duisburg benötigt deutlich mehr Euros, um die erlittenen Einnahmeverluste zu kompensieren.

Das weiß niemand besser als Kentsch, der versucht, den drohenden Punktabzug bei der Zweitlizenzierung noch abzuwenden. „Deshalb habe ich für sein Verhalten auch kein Verständnis. Solche Dinge haben in der Öffentlichkeit nichts verloren. Außerdem suggeriert er, dass unsere finanziellen Probleme schnell zu lösen sind“, sagt der Geschäftsführer in Richtung Rüttgers.

Ein Trugschluss, das weiß wohl auch Rüttgers, der sich im Forum nicht umsonst im Konjunktiv äußert: „Ein entschiedenes ‚JA‘ gilt auch für die Zukunft des MSV, der langfristig wieder besseren Zeiten entgegen geht, wenn ein Großteil der Maßnahmen greifen.“

Lassen wir das und bleiben bei den Tatsachen: Wirtschaftlich steht Duisburg so nah wie noch nie am Abgrund. Das sportliche Desaster verschlimmert die Lage, sodass Nebenkriegsschauplätze tötlich sind. In der existenzbedrohenden Situation müssen Taten her und kein Gerede. Das gilt für alle Parteien – wirtschaftlich wie sportlich, ansonsten ist der freie Fall nicht mehr zu verhindern.

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