Er war Spieler, Trainer, Manager und zuletzt Sportdirektor beim Kiezklub - jetzt ist er raus. Helmut Schulte und der Fußball-Zweitligist FC St. Pauli gehen in Zukunft getrennter Wege, darauf verständigten sich Präsidium und Aufsichtsrat mit dem bisherigen Sportchef am Dienstagmittag. Der bis Februar 2013 laufende Vertrag wurde in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. Nachdem zuletzt gerade noch die Trennung von Trainer André Schubert abgewendet wurde, schlittert der Verein in eine Führungskrise.
"Der FC St. Pauli dankt Helmut Schulte für die gute Zusammenarbeit und die besonderen Verdienste, die sich Helmut Schulte um den FC St. Pauli erworben hat." Mit einer Fünf-Zeilen-Meldung verkündete der Zweitligist am Dienstagmittag offiziell die Trennung. Eine Angabe von Gründen für den Abschied des bei den Fans beliebten Sportchefs blieb zunächst aus.
Abschied eine Folge des verlorenen Machtkampfs
Fakt ist, dass es im Laufe der Saison bereits des öfteren zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Manager, Coach Schubert sowie dem Präsidium gekommen ist. Laut übereinstimmender Medienberichte soll es unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Zukunft des Kiez-Klubs gegeben haben. Auch zahlreiche Gespräche zwischen Schulte, der Vereinsführung und Schubert konnten diese Differenzen zuletzt offenbar nicht mehr aus dem Weg räumen.
Schultes Abschied hatte sich bereits am Montag der vergangenen Woche abgezeichnet. Der Verein hatte auf einer Pressekonferenz erklärt, auch in Zukunft an Trainer Schubert festzuhalten, ohne Schulte darüber informiert zu haben. Schulte fehlte als direkter Vorgesetzter Schuberts auf jener PK und soll zum selben Zeitpunkt, das berichtet die Hamburger Morgenpost, bereits Gespräche mit dessen möglichem Nachfolger Marco Kurz geführt haben.
Daraufhin habe Schulte, so das Hamburger Abendblatt, beim Präsidium auf einen Vertrag bis 2016 gepocht. Zuvor hatten die Verhandlungen zwischen den beiden Parteien seit November 2011 stagniert. Den geforderten Vertrauensbeweis blieb der Verein aber bis zuletzt schuldig.
Schlechtes Timing für eine Trennung
Der Abgang Schultes, der in den vergangenen Jahren eine positive Transferbilanz aufweisen konnte, kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Wer die Kaderplanung für die kommende Saison weiterführen soll, ist noch nicht geklärt. Bis ein neuer Sportchef gefunden ist, soll ein Expertenteam - bestehend aus Präsident Stefan Orth, Vize Jens Duve, Schubert, Co-Trainer Jan-Moritz Liche, Ex-Spieler Thomas Meggle sowie Chefscout Stefan Studer - die Planung vorantreiben.
Schulte war in der Vergangenheit bereits als Trainer (1987 bis 1991) und Manager (1996 bis 1998) für die Braun-Weißen tätig. Nachdem er 1984 über eine Arbeitsbeschafffungsmaßnahme als Jugendtrainer beim Kiez-Klub angeheuert hatte, lief er 1986 sogar einmal als Spieler für St. Pauli auf. Nach vier Jahren endet nun auch sein Engagement als Sportchef bei den Hamburgern.