Klassenerhalt wahrscheinlich, Lizenz da – doch die VfL-Fans sollten sich davor hüten, freudetrunken in den nächsten Wochen ein Fass aufzumachen. Denn der Schein trügt. Stichwort Lizenz: Endgültig vorbei scheinen die zumindest finanziell glorreichen Zeiten unter Werner Altegoer, als die alleinige Auflage der DFL darin bestand, nicht mehr auszugeben, als einzunehmen. Diesmal will die DFL bis Anfang Mai Bares sehen. Und das ist verständlich.
3,7 Millionen Euro Verlust
Folgende Einnahmen in Millionenhöhe fehlen dem VfL aus der zu Ende gehenden Spielzeit: Erstens: 2,375 Millionen aus dem nicht bezahlten Sestak-Transfer von Ankaraspor. Zweitens: Rund 350.000 Euro aus Zuschauereinnahmen. Statt der kalkulierten 14.500 Besucher kamen nur 11.000 im Schnitt. Und drittens führte die schlechte Platzierung der Mannschaft in der laufenden Saison im TV-Ranking zum Abrutschen um zwei Plätze und somit zu einem Verlust von einer Million Euro. Macht summa summarum 3,7 Millionen Euro. Weiteres Ungemach ist in Sicht: Der VfL muss in den letzten zwei Spielen in der Tabelle klettern, sonst ist für das kommende TV-Ranking schon die nächste Million futsch.
Dem neuen Aufsichtsrat ist es bislang nicht gelungen, in der Wirtschaft neue Geldquellen zu erschließen. Lediglich Stadtwerke-Boss Bernd Wilmert wird den Erwartungen, die an dieses neue Gremium geknüpft wurden, gerecht und hat sie sogar übertroffen. Hoffnungen, dass nach Werner Altegoers Demission Sponsoren dem VfL die Bude einrennen, erwiesen sich als Trugschluss. Ein paar wehende Fahnen in der Innenstadt und ein Dutzend neue Vereinsmitglieder helfen dem VfL nicht weiter.
Auf lange Sicht keine Aufstiegschancen
Zur sportlichen Situation: Die Mannschaft in der jetzigen Konstellation wird es nicht mehr geben. Angesichts der Finanzsorgen ist es mehr als realistisch, Abschied von jeglichen Aufstiegsträumen in Zukunft zu nehmen. Hinter den Kulissen läuft bereits der Neuaufbau mit jungen, hungrigen Akteuren auf Hochtouren - und die brauchen Gedul.
Man muss kein Prophet sein um zu ahnen, dass nach Björn Kopplin (zu Union Berlin) auch die auslaufenden Verträge von Matias Concha, Phillip Bönig und Oguzhan Kefkir nicht verlängert werden. Was nach seiner Genesung wohl auch für Patrick Fabian gelten wird. Giovanni Federico und Mimoun Azaouagh zögern beide mit der Annahme des stark reduzierten Angebotes, einen Nachschlag wird es nicht geben. Über Daniel Ginczek verhandelt Jens Todt in den nächsten Tagen mit Michael Zorc.
Trotz gültiger Verträge gilt ohne Wenn und Aber in Sachen Transfers folgende Prämisse: Jeder ist verkäuflich, es kommt auf den Preis an. Das gilt auch für die Rückkehrer von Keeper Philipp Heerwagen, Stürmer Zlatko Dedic, Mittelfeldmann Marc Rzatkowski und erst recht für Takashi Inui. Finanzvorstand Ansgar Schwenken: „Es wird deutliche finanzielle Einschränkungen im Lizenzspielerbereich geben.“