Schon kurios wenn man daran denkt, dass Youngster Goretzka gerade erst B-Jugend-Spieler ist. Erstmals in der Vereinsgeschichte ist bei den VfL-Profis ein B-Jugendlicher mit im Trainingslager. Kein Wunder, denn der U17-Nationalspieler gilt längst über die Grenzen von Bochum hinaus als Jahrhunderttalent und steht bei allen Topteams im In- und
Ausland auf dem Wunschzettel. Es vergeht keine Woche, in der sich Vertreter namhafter Klubs, wie zum Beispiel der FC Bayern, im Hause Goretzka die Klinke in die Hand geben. Doch der Youngster bleibt cool, lässt sich nicht verrückt machen: „Es ist schon eine Anerkennung für meine Leistung, aber es lenkt mich nicht ab.“
Kaum von der Nationalmannschaft zurück, führten Vater und Sohn ein Gespräch mit den VfL-Verantwortlichen, um zu klären, dass der zentrale Mittelfeldspieler, der schon im Sommer von der B-Jugend zur A-Jugend befördert wurde, mit in die Türkei reist. Gerne würde Trainer Andreas Bergmann den Spieler schon in einem der Testspiele einsetzen, doch trotz intensivster Bemühungen war es aufgrund seines Alters nach DFB-Statuten nicht möglich, eine Spielberechtigung zu erhalten. So muss Leon Goretzka, der noch 2 Jahre vertraglich an den VfL gebunden ist, noch bis zum Sommer auf seinen ersten Profieinsatz warten. Andreas Bergmann jedenfalls hat den „Ausnahmespieler“ schon auf seinem Zettel. „Wenn er nicht plötzlich anfängt rückwärts zu laufen, dann ist er ab Sommer bei mir im Kader.“ Beim VfL ist man fieberhaft bemüht, Goretzka über die Vertragslaufzeit von zwei Jahren hinaus zu binden. Jens Todt: „Im Sommer wird es konkrete Vertragsgespräche geben. Wir werden mit seiner Förderung behutsam umgehen und ihn nicht verheizen. Schließlich hat er ja auch noch die Belastung durch die DFB-Auswahl. Wir sind von ihm überzeugt, werden ihn fördern, aber – so ist es auch mit seinem Vater und ihm abgesprochen – über allem steht, dass die schulische Leistung darunter nicht leidet.“
Welches Talent in dem torgefährlichen Mittelfeldspieler steckt, davon kann man sich in jeder Trainingseinheit überzeugen. Leon Goretzka, der seinem Vorbild Toni Kroos ein wenig nacheifert, hat im Jugendfußball schon oft für Furore gesorgt und seine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt. So beim B-Jugend Finale gegen Schalke, als er beim 4:2 mit drei Treffern den Westfalenpokal im Alleingang holte, oder Mitte November bei den A-Junioren, als der VfL nach gut 70 Minuten 1:2 hinten lag, und Leon Goretzka mit zwei Treffern und einer Vorlage innerhalb von vier Minuten die Partie drehte.
Doch Goretzka hat Begehrlichkeiten geweckt (siehe oben) und so wird es für den Klub verdammt schwer, den gebürtigen Bochumer an seinen Heimatverein zu binden. Der Spieler selbst macht auch keinen Hehl aus dem Interesse anderer Vereine: „Wir spielen mit offenen Karten, ich stehe dem VfL völlig loyal gegenüber. Über alle Gespräche, die ich mit anderen Vereinen führe, wird der Klub informiert. Aber ich fühle mich derzeit beim VfL optimal gefördert und bestens aufgehoben.“
Vielleicht gelingt es in den Tagen von Belek ja Philipp Bönig, den Youngster für den VfL weiter zu begeistern. Schließlich hat sich Leon Goretzka vor einigen Jahren zu Weihnachten ein Trikot von Philipp Bönig gewünscht und es damals auch erhalten. „Das ist das einzige Trikot, was sich in meinem Besitz befindet“, gesteht der Umworbene.