Alles – nur nicht langweilig, waren die zwei Monate unter der Regie des neuen VfL-Trainers Andreas Bergmann, der zwei Tage nach seiner Vorstellung als neuer Chefcoach gleich im ersten Spiel eine 0:4-Klatsche daheim gegen Paderborn hinnehmen musste. Doch seitdem hat sich etwas getan anne Castroper, auch wenn die Fans nach wie vor Spiel für Spiel ein Wellenbad der Gefühle erleben, gottlob mehr und mehr mit Happy End. Vor dem spielfreien Ligawochenende sprach RS mit dem coolen Norddeutschen, der Fußball nicht nur lebt, sondern sich auch gerne zu einem Plausch über die schönste Nebensache der Welt verführen lässt.
Andreas Bergmann, sind Sie endlich in Bochum „angekommen“?
Ja, das ging sowieso schneller, als ich es mir gedacht hatte. Die offene Art der Menschen hier kommt mir sehr gelegen. Beim VfL geht es sehr familiär zu, es herrscht echter Teamgeist, das schätze ich sehr. Inzwischen bin ich auch raus aus dem Hotel und habe eine schöne Wohnung in zentraler Lage nicht weit vom Stadion gefunden, da habe ich richtig Glück gehabt. Was mir jetzt noch fehlt und was mich echt ärgert ist, dass mein Fahrrad immer noch in Hannover steht.
Wie haben Sie die ersten Arbeitswochen in Bochum erlebt?
Sie waren einerseits sehr spannend, aber vor allen Dingen sehr emotional. Erst diese bitteren 90 Minuten gegen Paderborn, ein Wahnsinnsspiel in Ingolstadt, die engen Partien und die vielen gehaltenen Elfmeter unseres Torhüters, das war gleich zu Beginn ein Chrashkurs in Sachen Emotionen.
Alle sehen, die Entwicklung der Mannschaft schreitet voran. Was registrieren Sie als Verantwortlicher dabei als besonders positiv?
Es ist auffallend, dass wir uns mittlerweile in jedem Spiel, selbst gegen die starken Frankfurter, große Chancen herausgespielt haben. Aber auch im hinteren Bereich hat sich etwas getan, wir arbeiten besser gegen den Ball als zu Beginn meiner Tätigkeit.
Und wo drückt derzeit noch der Schuh?
In gewissen Phasen des Spiels sind wir einfach nicht souverän und abgeklärt genug. Es gelingt uns dann nicht, das Spiel zu beruhigen. Da fehlt uns zuweilen die Ballsicherheit, manchmal wollen wir im Spiel nach vorn zu schnell zu viel. Deshalb ist es für mich als Trainer eine große Herausforderung, dass meine Mannschaft die richtige Balance findet.
Bergmann fordert noch mehr Konstanz (Foto: firo).
Einerseits soll sich die positive Offensiventwicklung stabilisieren, andererseits müssen wir endlich eine Konstanz über 90 Minuten erreichen, das war bisher noch in keinem Spiel der Fall.
Kaum steht die Liga vor einem spielfreien Wochenende, da geht der halbe Kader, salopp formuliert, am Stock.
Einige Spieler schlagen sich seit Wochen mit leichten, mittelschweren und schweren Verletzungen herum. Diese Woche bietet sich dazu an, dem ein oder anderen mal eine Pause zu gönnen. Das bedeutet aber nicht, dass wir deshalb die Trainingsarbeit schleifen lassen. Die Pause kommt für uns aber generell zum richtigen Zeitpunkt und ich bin mir sicher, dass sich bis zum Cottbus-Spiel in eineinhalb Wochen unsere Personalsituation entspannt hat.
Macht es unter diesen personellen Voraussetzungen überhaupt Sinn, am Freitagvormittag gegen die U23 der USA ein Testspiel zu bestreiten?
Ja, zumal ich plane, fünf Spieler aus unserer U23 am Freitagvormittag einzusetzen. Außerdem, für den lange verletzten Faton Toski oder für die zuletzt nur sporadisch eingesetzten Mirkan Aydin und Andreas Johansson ist es eine gute Gelegenheit, sich mal wieder über 90 Minuten zu beweisen. Dafür denke ich daran, Giovanni Federico und Christoph Dabrowski mal eine schöpferische Pause zu gönnen.
Weil Sie gerade über U23-Spieler sprachen, zuletzt sah man Sie als Zaungast sowohl bei der U23 als auch bei der U19. Welchen Eindruck haben Sie vom VfL-Nachwuchs vor Ort gewonnen?
Ich habe zu wenige Spiele gesehen um mir ein abschließendes Urteil zu erlauben, aber ich bin schon jetzt überzeugt, dass der VfL im Nachwuchsbereich ordentlich aufgestellt ist. Dabei ist es mir nicht wichtig, auf welchem Tabellenplatz die Mannschaften stehen, sondern mein Fokus liegt auf der Frage, ob es dort den ein oder anderen Perspektivspieler gibt, der den Sprung in den Profibereich schaffen kann. Nicht die Ergebnisse, sondern die Ausbildung muss im Vordergrund stehen.
Haben Sie das ein oder andere Talent entdeckt?
Die kannte ich schon vorher. Die A-Junioren Selim Gündüz und Onur Bulut trainieren fast regelmäßig bei uns. In den letzten Tagen waren Kevin Freiberger und Christian Mengert von der U23 bei uns und jetzt wird Leon Goretzka, wenn es die Schule zulässt, zweimal wöchentlich bei uns trainieren, obwohl er ja eigentlich noch B-Junioren-Spieler ist.
Zurück zum Tagesgeschäft. Was erwartet die VfL-Fans in den nächsten Wochen?
Die Anhänger haben das Recht, mit der Hoffnung auf ein gutes Spiel ins Stadion zu kommen und unser Anspruch muss es sein, diesen Hoffnungen weitestgehend gerecht zu werden.