Im Stadion an der Kreuzeiche in Reutlingen bereitete sich die U20-Nationalmannschaft auf die beiden Länderspiele am Mittwoch gegen Italien und am Sonntag gegen die Schweiz vor. Doch für den U20-Kapitän endete die Reise, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte.
Beim Nachmittagstraining am Montag zog sich der Bochumer bei einem Zweikampf mit seinem Teamkollegen Fanol Pergedaj (Hertha BSC) eine Kapselverletzung unterhalb des rechten Fußes zu. Sofortige Röntgenaufnahmen im Krankenhaus zeigten gottlob keinen weiteren Befund. Kramer: „Ich muss jetzt drei, vier Tage pausieren, dann ist die Sache vom Tisch.“ Mit dem Zug reiste er von Reutlingen zurück ins Ruhrgebiet und begab sich dort am Dienstagmittag gleich in die Hände der medizinischen Abteilung des VfL.
Vielleicht kommt die Pause für den Mittelfeldspieler gar nicht so ungelegen, denn in sein erstes Profijahr ist er quasi mit „Siebenmeilenstiefeln“ gestartet. „Als ich nach Bochum wechselte, da habe ich davon geträumt, vielleicht auf 25 Einsätze zu kommen. Das wäre für mich dann schon eine perfekte Saison gewesen. Jetzt sind gerade einmal elf Pflichtspiele um und ich habe schon elf Einsätze. Das hätte ich wirklich nicht gedacht“, zeigt sich der 20-Jährige überrascht.
Und sieht man einmal von seinem „Ausflug“ auf die rechte Außenverteidigerposition ab („Das war mit Abstand mein schlechtestes Spiel!“), dann hat Kramer die Erwartungen bereits übertroffen. Zwei Jahre ist er von Bayer 04 Leverkusen ausgeliehen, und schon jetzt ist Neu-Coach Andreas Bergmann von ihm begeistert: „Der Junge hat eine unglaubliche Präsenz, ist sehr zweikampfstark und hat eine enorme Handlungsschnelligkeit. Momentan spielt er richtig gut, hat auch für schwierige Situationen auf dem Platz immer eine gute Lösung parat und hat eine beeindruckende mentale Stärke.“
Wie groß das Vertrauen von Bergmann ist, zeigte zuletzt das Spiel in Ingolstadt. Unter Friedhelm Funkel meist im Verbund von drei Sechsern, spielte Kramer allein auf der zentralen Position vor der Abwehr, brachte es prompt auf die meisten Ballkontakte und bewies, dass er auch die Position innerhalb einer Raute vor der Abwehr spielen kann. Kramer: „Ich spiele da, wo ich gebraucht werde. Ich scheue mich nicht vor der Verantwortung. Wichtig ist nur, dass ich dort eingesetzt werde, wo ich viele Ballkontakte habe. Und das ist nun einmal in der Zentrale.“ Dass Kramer jetzt als Kapitän der U20 ausfällt, sollte ihn nicht grämen, denn auch dort ist er längst eine feste Größe.