Keine Absteiger aus der 2. Bundesliga: Diese Forderung haben mehrere Klubs aus der zweithöchsten deutschen Spielklasse als Konsequenz aus dem Wett- und Manipulationsskandal gestellt. "Es besteht eindeutig der Bedarf nach einer sportpolitischen Lösung. Die Nichtabstiegsregelung wäre ein wichtiges Zeichen und ein symbolischer Schlag gegen die Ganoven", erklärte Christoph Schickhardt, der als Anwalt gleich mehrerer Klubs einer der Hauptakteure bei den Verhandlungen vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist.
Die Anwälte verschiedener Vereine wollen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) und beim DFB offenbar den Antrag stellen, dass die Abstiegsregel aufgrund der noch nicht überschaubaren Ausmaße des Skandals in der laufenden Spielzeit außer Kraft gesetzt wird. Folglich sollen in der kommenden Saison 22 Klubs im Unterhaus spielen. Das wurde am Rande der Sportgerichtsverhandlung zur Zweitliga-Partie zwischen dem abstiegsbedrohten Karlsruher SC und Tabellenführer MSV Duisburg am Dienstag bekannt. Die Vereine wollen sich angeblich nicht mit den sich teilweise "auf dünnem Eis" (Schickhardt) bewegenden Urteilen abfinden.
Absage von Theo Zwanziger
Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger schob solchen Überlegungen allerdings einen Riegel vor. "Unser Ziel muss es sein, den sportlichen Wettbewerb, für den Auf- und Abstieg elementare Bestandteile sind, so umzusetzen, wie es zu Saisonbeginn festgelegt worden ist. Grundsätzlich ist für die 2. Bundesliga der zuständige Ansprechpartner die DFL. Laut Grundlagenvertrag dürfen aber maximal 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga angehören", erklärte Zwanziger, für den der Vorstoß allerdings "nicht überraschend" gekommen sei. Für die Regionalliga, die in den DFB-Verantwortungsbereich fällt, werde eine Aufstockung nicht erwogen.
Auch der Präsident des Ligaverbandes, Werner Hackmann, reagierte auf den Vorstoß. "Nach bislang vorliegenden Erkenntnissen halten sich die von der Wett-Problematik betroffenen Spiele in Grenzen, so dass diese gegebenenfalls noch vor Beendigung der laufenden Saison wiederholt werden könnten", erklärte Hackmann, der zugleich betonte, dass bislang keine entsprechenden Anträge vorliegen würden. Dennoch werde sich der Vorstand des Ligaverbandes auf seiner nächsten Sitzung Anfang der kommenden Woche "grundsätzlich mit der Thematik befassen".
Abstiegskandidaten sind sich einig
"Ja, grundsätzlich muss man diese Idee auf Grund des Skandals in Betracht ziehen", sagte SC-Sportdirektor Rolf Dohmen, wollte sich aber zunächst den möglichen Gang vor das DFB-Bundesgericht als ersten Schritt gegen das Urteil vom Dienstag offen halten. Der Vorstands-Chef des Tabellenletzten Rot-Weiß Oberhausen, Hermann Schulz, meinte: "Für mich ist es ein Problem, zu diesem Thema Stellung zu nehmen, weil wir da unten stehen. Aus objektiven Gründen muss man zur Nichtabstiegsregel aber ja sagen. Wir wissen nicht, was noch kommen wird und was der DFB noch weiß."
Auch Frank Aehlig, Manager von LR Ahlen, begrüßt die Lösung. "Das wäre auf jeden Fall besser, als all das, was der DFB in den letzten Wochen an Urteilen herausgebracht hat. Damit würde der DFB auch einer möglichen, weiteren Prozesslawine zuvorkommen", sagte Aehlig. "Das fände ich nicht schlecht. Damit könnte ich leben", meinte auch der Präsident des Tabellen-Zwölften Energie Cottbus, Dieter Krein.
Bereits vor Wochen hatte sich der Tabellen-16. Rot-Weiß Essen zunächst für eine Relegationsrunde zur Ermittlung von zwei statt vier Absteigern sowie eine Aufstockung der Liga auf 20 Vereine ausgesprochen. "Niemand weiß jedoch, was noch alles hoch kommt. Mit einer abschließenden Klärung der gesamten Affäre scheint die Sportgerichtsbarkeit ja überfordert", hatte Präsidiumsmitglied Markus Buchberger erklärt.
DFB-Richter Koch ist anderer Meinung
Überzeugungsarbeit müssen die Klubs aber offenbar noch beim DFB leisten. DFB-Richter Rainer Koch (Poing) sprach sich bereits vehement gegen eine Nichtabstiegsregel aus. "Der Fußball lebt davon, dass Auf- und Abstieg nicht am grünen Tisch, sondern auf dem grünen Rasen entschieden werden. Jede abweichende Lösung wäre eine Lösung zweiter Klasse", begründete Koch und machte bereits deutlich, dass er diese Meinung auch beim DFB-Bundestag am 28. April vertreten werde.