Nasir El Kasmi ist ein zufriedener Mensch - und das sieht man ihm auch an. Kaum ein Tag vergeht, an dem der Marokkaner nicht mindestens ein Lächeln auf den Lippen hat. Der Mittelfeldspieler des MSV Duisburg hat auch allen Grund dazu, denn mit 21 Jahren konnte er sich im Profigeschäft durchsetzen und wurde in seiner ersten Spielzeit bei den Zebras zu einem der Saison-Gewinner.
El Kasmi lächelt, wenn er so was hört. "Ich versuche nur meine besten Leistungen abzurufen. Ob das reicht, müssen andere beurteilen", geht der Rechtsfuß mit Lob eher zurückhaltend um. Nicht nur die Statistik spricht aber für ihn. El Kasmi feierte erst am 9. November 2003 seine Punktspiel-Premiere, seitdem absolvierte er schon 21 Einsätze, stand zwölf Mal in der Startformation und war zuletzt das, was man einen Stammspieler bezeichnet. Norbert Meier findet bei der Bewertung des gebürtigen Wuppertalers zwar immer wieder Kritikansätze, ist insgesamt aber von den Qualitäten des Youngsters überzeugt. "Kasi ist ein junger Spieler, der noch viel lernen muss. Bis jetzt hat er sich aber toll entwickelt", sagt der MSV-Coach und ist dabei stolz auf "seine Entdeckung".
Denn vor einem Jahr war El Kasmi im deutschen Profifußball noch eine unbekannte Größe. Meier brachte ihn quasi als Leverkusen mit. Der Coach trainierte früher in der Farbenstadt die B-Junioren, El Kasmi hatte den kompletten Nachwuchs des Bundesligisten durchlaufen, spielte für die U21 von Bayer Leverkusen und war der erste von 17 Neuen, die Meier zum Saisonbeginn holte. Hohe Ziele hatte der Mann, den alle "Kasi" rufen, damals schon. "Ich kam nach Duisburg, um zu spielen. Dass es schwer wird, war mir immer klar", erinnert er sich.
Inzwischen hat sich der Youngster durchgesetzt und bleibt mit beiden Beinen auf dem Boden. Selbst in jenen Phasen, in denen es nicht lief und die Situation bedrohlich wurde, zählte El Kasmi noch zu den besseren Zebras und ging unbekümmert in die Partien. "Die Fans hatten ja Recht. Wir spielten teilweise schlecht und sorgten für Enttäuschungen", gibt er zu. Der technisch veranlagte Fußballer zeigte aber keine Nerven, als Unmutsäußerungen aufkamen. Zieht so was einen jungen Mann nicht richtig runter? "Ich gehe damit unerschrocken um und versuche mich zu steigern. Nervenflattern hilft ja keinen weiter", sagt er, und lächelt dabei.
Als der MSV dann Energie Cottbus schlug und den Abstiegskampf für beendet erklären durfte, strahlte El Kasmi, der in diesem wichtigen Match dabei war, sogar über das ganze Gesicht. "Das war ein echter Befreiungsschlag. Wir hatten uns alle extrem auf dieses Spiel eingeschworen", erzählt der frühere DFB-Junioren-Auswahlakteur. Einerseits, weil das Team unbedingt gewinnen wollte, zum anderen wollte man für die nächste Saison vor heimischem Publikum ein Zeichen setzen. "Wir brauchen die Zuschauer, in der neuen Arena entsteht einiges. Da können wir zusammen noch viel bewegen", sagt El Kasmi.
Vergessen waren damit auch jene "Tänzchen", die manchmal mit Aziz Ahanfouf aufführte. Stellenweise war der eine auf den anderen sauer, weil er nicht abspielte, um den besser postierten Nebenmann zum Torschuss zu bedienen. Ein Zwist unter Landsmännern, welcher Marokkaner denn nun der bessere Schütze sei? "Quatsch", sagt El Kasmi und schmunzelt. Vor dem Tor müsse man schließlich in Sekunden-Bruchteilen entscheiden, wohin der Ball soll. Da mache man schon mal Fehler - und El Kasmi gilt in solchen Situationen noch als recht hektisch. "Fürs Tore schießen ist der Aziz zuständig. Das kann er auch viel besser als ich", meint "Kasi", der momentan mit Ahanfouf bei der Nationalelf in Marokko weilt. Im WM-Qualifikationsspiel gegen Maliwi (1:1) kam das Duo allerdings nicht zum Einsatz.
Nach dem Match seien jene "Tänzchen" vergessen und "wir sind wieder super-dicke Freunde." Wer beobachtet, wie gut sich die Landsleute außerhalb des Rasens verstehen, mag das glauben.
Dementsprechend müsste der Youngster wunschlos glücklich sein. "Fast", sagt er. Schließlich wurde in der abgelaufenen Saison der eigentlich angestrebte Bundesliga-Aufstieg verpasst. "Das ist schade", sagt er. Er wolle aber alles daran setzen, den Einzug in die erste Liga nächstes Jahr nachzuholen. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", glaubt Nasir El Kasmi - und lächelt bei diesen Worten.