Aber eine Baustelle gibt es noch: Die Suche nach einem Nachfolger für Vereins-Chef Walter Hellmich ist noch nicht erfolgreich abgeschlossen worden. Grund: Die Gremien finden keinen Neuen, der sich dem Aufgabengebiet stellen möchte. Gut möglich also, dass die Verantwortung, die Hellmich bislang alleine trägt, nun auf mehrere Schultern verteilt wird. Und weil die Klub-Funktionäre dann gleich mehrere Personen finden müssen, ist es gut möglich, dass sich eine Entscheidung noch über den gesamten September hinziehen wird. Als Vorbild dient den Verantwortlichen sicherlich die Nachfolge in der MSV Duisburg KGaA. Dort hat Hellmich sein Amt ja bereits an David Karparthy abgetreten. Der neue Aufsichtsrats-Chef ist in wirtschaftlichen Punkten ein Ass. Sportlich gesehen ist es aber nötig, dass Karpathy Unterstützung bekommt. Und das wird Bernard Dietz als Berater machen.
Wie seine Posten im Verein verteilt werden und wie er mit der Situation des Wartens umgeht, verrät Hellmich im RS-Gespräch.
Herr Hellmich, eigentlich wollten Sie Ihr Amt als Vereins-Chef bereits niedergelegt haben. Warum ist Ihr Zeitplan bislang noch nicht aufgegangen?
Der Aufsichtsrat hat einen Prozess in Gang gesetzt, um einen Nachfolger für mich zu finden. Aber noch ist keine Entscheidung gefallen, wer meine Aufgaben übernehmen soll. Ich hoffe, dass in den nächsten Wochen Klarheit herrschen wird.
Sie sind erstmals von Anderen abhängig und müssen warten. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin in meinem gesamten Leben noch nie von jemandem abhängig gewesen. Mir wäre es natürlich lieb, dass es so schnell wie möglich über die Bühne geht, aber es ist auch eine schwierige Aufgabe für den Aufsichtsrat. Wichtig ist, dass sich die Leute Mühe geben. Wir brauchen eine Person, die Verantwortung übernehmen und gleichzeitig auch führen kann. Deshalb kommt es auch nicht auf eine Woche mehr oder weniger an.
Sie werden so lange an Bord bleiben?
Natürlich. Ich bin schließlich bis März gewählt worden. Und so lange meine Nachfolge nicht geklärt ist, leite ich selbstverständlich das operative Geschäft.
Sind Sie denn über die Vorgänge bei der Nachfolge-Suche informiert?
Klar. Wir befinden uns in einem regen Austausch. Doch es geht nun einmal nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Wenn ich gefragt werde, sage ich selbstverständlich auch meine Meinung, aber ansonsten ist es die Sache des Aufsichtsrats, aus der ich mich heraushalte.
Kommen wir zum sportlichen Bereich. In den letzten Jahren wurde oft von einem Neuanfang gesprochen, aber es blieb meistens bei leeren Versprechungen. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
Ich denke nicht, dass es in der Vergangenheit leere Versprechungen waren, denn wir sind zwei Mal in die erste Liga aufgestiegen. Dass man sich dort personell verstärken muss und dass das Geld kostet, ist auch klar. Wenn man den Klassenerhalt dann nicht schafft, weil nicht das nötige Kapital da war, hat man sein Ziel zwar verfehlt, aber es ist verständlich, warum. In diesem Jahr sind wir zum drastischen Sparen gezwungen und haben eine völlig neue Mannschaft aufgestellt, die sich bisher ganz stark verkauft. Ich hoffe, dass wir damit den Umbruch schaffen werden und einen Neubeginn einläuten.
Sind Sie mit dem Start zufrieden?
Ja. Ein guter Auftakt ist immer viel Wert. Wir haben sechs Punkte und ein nicht so schlechtes Los im DFB-Pokal. Hoffentlich hält dieser Aufwärtstrend noch ein wenig an. Welche Rolle wir aber genau einnehmen werden, muss man abwarten. Das Team verkauft sich jedenfalls klasse, kämpft und ist stimmig. Das Konzept unseres Trainers Milan Sasic geht auf.
Apropos Sasic. Fühlen Sie sich bestätigt, dass Sie trotz aller Misstöne in der Vergangenheit am Coach festgehalten haben?
Ich stehe immer zu meinen Leuten, wenn ich Vertrauen zu ihnen habe. Deshalb hat es für mich nie eine Diskussion um Sasic gebeben. Er setzt seine Vorstellungen sehr gut um und die aktuellen Akteure haben seinen Weg verstanden.
Was darf man in dieser Saison vom MSV erwarten?
Für ein klares Ziel ist es noch zu früh. Aber ich denke, dass die Truppe mit ihrem bisherigen Auftreten überzeugt hat. Wir haben nicht nur druckvoll gespielt, sondern wir haben auch die Schwächen des Gegners sofort ausgenutzt. Das ist positiv. Wenn es so weitergeht, haben wir noch viel Freude.