Vieles war anders als gewöhnlich. Zum ersten Mal konnten sich die Fortunen über Unterstützung von Stehplätzen in der ESPRIT-Arena freuen. Und auch auf dem Feld sollte nach den beiden Pflichtspielpleiten zum Auftakt alles anders werden. Das, was die 30.629 Zuschauer zu sehen bekamen, war in der Tat neu und ungewohnt. Allerdings ganz anders als gewünscht. Durch eine 1:2 (0:2)-Pleite gegen Bundesliga-Absteiger sind die Düsseldorfer den Heimnimbus quitt und dafür um einen Fehlstart reicher.
Zumindest eingangs schien die Auswärtsniederlage in Cottbus dem Team von Trainer Norbert Meier wenig angehabt zu haben. Mutig und druckvoll eröffneten die Hausherren die Partie. Patrick Zoundi köpfte nach Vorarbeit von Patrick van den Bergh knapp übers Tor (3.). Deutlich näher in Richtung des Gehäuses von Hertha-Keeper Maikel Aerts tastete sich Marco Christ, wenngleich sein Freistoß noch entscheidend abgefälscht war (12). Christ war es jedoch auch, der dafür sorgte, dass die Hertha überhaupt in die Partie fand. Sein unnötiges Foul an Christian Lell verursachte einen Freistoß für die Hertha, der als perfekte Vorlage für Rob Friend diente, der sich der etwas zu leicht der Gegenwehr von Tiago widersetzte und zum 1:0 einschob. Ein psychologischer Wirkungstreffer. "Bis dahin haben wir das Spiel kontrolliert. Dass man danach wieder eine Zeit braucht, um sich zu sortieren, ist klar", sagte Fortuna-Coach Norbert Meier. Und selbst sein Gegenüber Markus Babbel pflichtete bei: "In der ersten Halbzeit habe ich gar keine gute Phase von uns gesehen. Wir haben halt die Tore gemacht."
Doch in den folgenden Minuten kippte die Partie komplett. Dass Valeri Domovchisky erst in der 30. Minute das 0:2 markierte, musste er sich beinahe ankreiden lassen. Schon drei Minuten zuvor hätte er ausbauen müssen gegen eine Düsseldorfer Mannschaft, die nun Mühe hatte, nicht komplett den Faden zu verlieren. Dass es bis zur Halbzeit bei diesem Resultat blieb, lag vor allem daran, dass die Berliner den Vorsprung mühelos verwalteten.
Meier war mit der Vorstellung seiner Mannschaft überhaupt nicht zufrieden und wechselte Sascha Dum für Marco Christ, aber vor allem mit Wellington für den enttäuschenden Sandor Torghelle den entscheidenden Mann der zweiten Hälfte ein. Nicht nur, dass die Leihgabe aus Hoffenheim mit einem traumhaften Distanzschuss den etwas weit vor seinem Gehäuse postierten Aerts narrte und den Anschluss zum 1:2 erzielte. Wellington war so etwas wie die Symbolfigur für das beeindruckende Aufbäumen der Landeshauptstädter im zweiten Durchgang. Trotz deutlicher Feldvorteile und einem klaren Chancenplus ließ die Fortuna aber die letzte Konsequenz im Abschluss vermissen und konnten kein zweites Tor nachlegen. "Was uns fehlte, war die Effektivität", bemerkte Meier. Dass der eingewechselte Thomas Bröker in der Nachspielzeit auch noch für eine Schwalbe die Gelb-Rote-Karte kassierte rundete den unglücklichen Auftritt der 95er ab.
Gegen clevere Herthaner kassierte das Meier-Team damit die erste Heimpleite seit dem 19. April 2009, damals übrigens gegen Union Berlin. Irgendwie war dann also doch alles anders. Jedoch vor allem anders, als die Fortuna sich die Heimpremiere vorgestellt hatte. Nun steht das Meier-Team am übernächsten Freitag beim FSV Frankfurt bereits unter Zugzwang.