Der 23-Jährige Angreifer hätte die Blamage des VfL verhindern können, doch auch ihm fehlte am Ende die Kraft. Tags zuvor hatte man ihn noch auf der Aschenbahn viermal die 2000 Meter rennen sehen.
Doch die vergebene Großchance ist nicht symptomatisch für Aydings Leistung in den ersten drei Trainingswochen. Engagiert und frech hat er auf sich aufmerksam gemacht und gezeigt, dass er sich im VfL-Trikot kontinuierlich weiterentwickelt hat. Und damit hat er sich den Vertrag bis 2012 redlich verdient. Eine Karriere auf Umwegen, wenn man bedenkt, dass der damals relativ kleine und schmächtige C-Jugendspieler der SG Wattenscheid 09 frühzeitig aussortiert wurde, weil die physischen Fähigkeiten als nicht ausreichend beurteilt wurden. Mittlerweile ist Aydin 1,89 Meter und kann darüber nur schmunzeln: „Ich bin damals nach Sprockhövel, weil ich dort viel über die gute Jugendarbeit gehört hatte.“
Der Umweg lohnte sich, denn nach A-Jugend und zwei Jahren in der ersten Mannschaft wurde er „entdeckt“. Nico Michaty sah Aydin ausgerechnet bei einem Testspiel gegen die A-Jugend von Borussia Dortmund mit Trainer Heiko Herrlich an der Linie. Aydin: „Ich habe drei Tore gemacht und weil Michaty unser Spiel so gut gefallen hat, hat er Lukas Schmitz und Christian Kalina gleich mit zum VfL geholt.“
Doch für Aydin folgte die Enttäuschung: Nach einer schweren Sprunggelenksverletzung war die Spielzeit 2007/2008 quasi gelaufen. Doch dann ging es langsam, aber stetig aufwärts. Im ersten Regionalliga-Jahr gelangen ihm vier Tore, in der vergangenen Saison 14 Treffer. Und da steht auch sein erster Bundesliga-Einsatz unter Marcel Koller beim 0:3 in Hoffenheim zu Buche.
Für die kommende Spielzeit hat er sich eine Menge vorgenommen. Und das, obwohl die Konkurrenz im VfL-Angriff für den 23-Jährigen kaum größer sein könnte. „Aber ich werde es versuchen.“ Und deshalb steckte er in der Vorbereitung die Strapazen fast schon ein wenig cool weg, verriet aber: „Natürlich habe ich schon mit der Vorbereitung vor der Vorbereitung begonnen. So lässt sich das Ganze ein wenig besser durchstehen.“
Irgendwann will er seinem Kumpel Lukas Schmitz (FC Schalke 04), der unter Magath zum Shooting-Star der abgelaufenen Spielzeit wurde, nacheifern, denn schließlich haben die Zwei immer noch ein mehr als freundschaftliches Verhältnis, sehen sich in der Freizeit und telefonieren oft miteinander. Aydin: „Mein Traum wäre es, einmal mit Lukas in der ersten Bundesliga die Klingen zu kreuzen, aber dafür müssen wir jetzt in der kommenden Saison erst einmal unsere Hausaufgaben machen.“ Von seinen Stippvisiten beim Profitraining in der vergangenen Spielzeit geprägt, stellt er schon in den ersten Wochen der neuen Saison eine Veränderung fest. „Die Stimmung ist eine ganz andere. Insgesamt scheint der Kader viel homogener zu sein.“