Im Dialog mit Vertretern des Supporters Clubs, der Ultras Gelsenkirchen, der Fan-Initiative, dem Fan-Projekt und dem SFCV wollte Chefcoach Felix Magath ausloten, warum sich einzelne Gruppen im Stadion immer wieder gegen die Mannschaft oder einzelne Spieler wenden. „Das war ein sehr gutes Gespräch, in dem eben Meinungen ausgetauscht wurden. Es geht ja nicht darum, irgendwem zu sagen: ‚Der oder der hat Schuld’, sondern darum, dass dieses Verhältnis verbessert wird“, erklärte Magath nach seiner ersten Annäherung mit der Basis.
Die Fanabgeordneten erläuterten mit verschiedenen Beispielen den bei ihnen festgestellten Entfremdungsprozess von der Mannschaft. So kritisierten sie bei Teilen der Mannschaft fehlende Identifikation mit dem Klub. Außerdem hätten Äußerungen zu Vereinswechseln von einzelnen Spielern für Unmut gesorgt.
Um diese Probleme wieder in den Griff zu bekommen bat Magath darum, der Truppe einen Vertrauensvorschub zu geben. „Wir wollen gemeinsam mit den Fans einen Neuanfang starten. Es muss ein Aufeinanderzugehen von Mannschaft auf Fans und von den Fans auf die Mannschaft geben“, erkannte Magath. „In der Vergangenheit hat die Kommunikation gelitten. Wir werden jetzt alles dafür tun, vertrauensvoll miteinander umzugehen.“
Natürlich sehe er dabei seine Spieler in der Pflicht und kündigte an, dass die Profis in Zukunft wieder näher an die Fans heranrücken. „Wir wollen aber keine Show-Veranstaltungen, sondern einen vernünftigen Austausch zwischen den Profis und den Fans“, versprach Magath. „Wir brauchen Geduld, müssen aber alles daran setzen, dass Fans und Mannschaft wieder eine Einheit werden, denn nur dann können auch die Spieler die größtmögliche Leistung erbringen. Dann gehe ich davon aus , dass wir bald eine Atmosphäre in der Veltins Arena hinbekommen, in der auch das Stadion die Mannschaft bedingungslos unterstützt und so auch den Spielern hilft. Es ist aber auch klar, dass man damit nicht jeden erreicht, der unzufrieden ist und schnell pfeift.“
So dürfte das nächste Heimspiel gegen Wolfsburg zur Zerreißprobe zwischen Kurve und Profis auf dem Platz werden. „Ich glaube, dass es Spieler gibt, die momentan lieber auswärts spielen als zu Hause, weil sie sich im eigenen Stadion nichts zutrauen. Gegen Freiburg habe ich ja auch durch drei Auswechslungen in der Halbzeit dokumentieren wollen, dass es etwas anderes kommt“, erklärte Magath. „Doch Pfiffe gegen einzelne Spieler, zum Beispiel gegen Rafinha, bezieht die ganze Mannschaft auf sich und wird dadurch geschwächt!“
Der Schalker Sportdirektor bittet die Anhänger daher auch darum zu verstehen, dass „auch es auch in der Zukunft ein problem werden kann, wenn man nicht akzeptiert, dass man im Profigeschäft auch mal den Verein wechselt. Es ist Nostalgie zu glauben, einer spielt 30 Jahre beim Verein und wird dann auch noch hier beleidigt“, hält Magath den auf Treue schwörenden Schalkern das Beispiel Ivica Olic vor Augen. „Er hat in der vergangenen Saison frühzeitig beim SV gesagt, dass er zum FC Bayern gehen wird. Die Fans haben das akzeptiert und ich finde, dies ist auch der richtige Weg, mit solchen Entscheidungen umzugehen.“
Magath muss wohl noch lernen, das Empfinden der schnell verletzten Schalker Fanseele wirklich zu verstehen. Dafür reicht ein Treffen mit Fans nicht aus.