Geschätzte 5,2 Millionen Euro Ablöse für einen Dänen, rund 2,5 Millionen Euro für einen Nationalspieler aus Kamerun: Seit Beginn des Monats ist in den Transfermarkt der Bundesliga auf Grund der jüngsten Verpflichtungen von Topstürmer Jon Dahl Tomasson (VfB Stuttgart) und Thimothee Atouba (Hamburger SV) zwar Bewegung gekommen, doch knapp drei Wochen vor Beginn der WM-Saison 2005/06 gelten riskante Millionen-Coups bei den meisten Klubs noch immer als Tabu-Thema.
Damit sind Tomasson und der bereits Anfang Juni für 5,1 Millionen Euro vom HSV verpflichtete niederländische Nationalspieler Rafael van der Vaart bislang die einzigen neuen namhaften Stars, die sich ab 5. August auf der Bundesliga-Bühne präsentieren wollen.
700 Millionen Verbindlichkeiten
Dass bis zum Ende der Transferzeit am 31. August noch weitere "dicke Fische" an Land gezogen werden, ist angesichts der Gesamtverbindlichkeiten von rund 700 Millionen Euro für den deutschen Profi-Fußball kaum mehr zu erwarten. Vielmehr sind etliche Vereine noch darum bemüht, unter Vertrag stehende Spieler notfalls ablösefrei abzugeben, um sie von der Gehaltsliste zu bekommen.
Den allgemeinen Sparkurs belegt die Tatsache, dass die 18 Erstligisten bislang kaum mehr ausgegeben (rund 61 Millionen Euro) als eingenommen (etwa 56 Millionen) haben. An die fetten Jahre 2001/02 (150 Millionen) und 2002/03 (105 Millionen) reichen die Ausgaben bei weitem nicht heran.
Aufgerüstet hat nach wochenlanger Suche mit vollen Geldtaschen zuletzt der VfB Stuttgart, dem die Abgänge von Kevin Kuranyi (Schalke 04) und Alexander Hleb (Arsenal London) insgesamt 22 Millionen Euro beschert hatten. Der 28 Jahre alte dänische Nationalspieler Tomasson, der ein Jahresgehalt von knapp drei Millionen Euro netto kassieren soll, soll im Sturm die Nachfolge von Kuranyi antreten. Die Schwaben bleiben weiterhin auf der Suche nach einem Ersatz für Spielmacher Hleb, zumal nach den Verpflichtungen von Tomasson, Daniel Bierofka (500.000 Euro), Thomas Hitzlsperger und Ludovic Magnin (beide ablösefrei) noch finanzieller Spielraum bleibt.
HSV investiert kräftig
Bewegung ist zuletzt auch in den Kader des HSV gekommen, der auf dem Weg in oberste Tabellenregionen kräftig investiert hat. Den Ausgaben von insgesamt 7,6 Millionen Euro für Atouba und van der Vaart stehen bei den Norddeutschen Einnahmen von geschätzten 2,25 Millionen Euro gegenüber, nachdem der spanische Erstligist Osasuna Pamplona für Bernardo Romeo noch eine Ablöse von über einer Million Euro bezahlt haben soll.
Wesentlich zurückhaltender präsentierten sich auf dem Transfermarkt erwartungsgemäß die Aufsteiger. Der MSV Duisburg verpflichtete bis auf Klemen Lavric von Dresden (eine Million Euro) nur ablösefreie Profis, während Eintracht Frankfurt immerhin rund zwei Millionen Euro investierte. Krösus unter den Neulingen ist der 1. FC Köln nach der Verpflichtung von Peter Madsen (VfL Bochum/1,2 Millionen Ablöse) mit Ausgaben von 2,8 Millionen Euro. Die Eintracht will ihren derzeitigen Kader von 30 Spielern bis zum Saisonstart abspecken, um Kosten einzusparen.
Meister Bayern München weist eine fast ausgeglichene Transferbilanz aus. Ausgaben in Höhe von acht Millionen Euro, die der Wechsel von Werder Bremens Valerien Ismael an die Isar gekostet haben soll, stehen Einnahmen von 6,2 Millionen Euro gegenüber.
Sehr bescheiden ging es zwangsweise bei den einstigen Großinvestoren Borussia Dortmund und 1. FC Kaiserslautern zu. Die Pfälzer gaben bis zum Montag nichts aus. Der mit 90 Millionen Euro Verbindlichkeiten ausgestattete BVB, der in der Vergangenheit mit Transfers wie Marcio Amoroso (25 Millionen Euro) oder Tomas Rosicky (12,5 Millionen) für Aufsehen gesorgt hatte, investierte in drei "kostenpflichtige" Spieler 1,175 Millionen Euro und gab im Gegenzug den brasilianischen Stürmerstar Ewerthon ab. Für den 24-Jährigen soll der BVB vom spanischen Erstligisten Real Saragossa rund vier Millionen Euro kassiert haben.