Mit 18 Jahren wurde er Deutscher A-Jugend-Meister mit Bayern München, es folgte der Aufstieg zu den Profis und Auftritte auf der internationalen Bühne. Doch anders als Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Owen Hargreaves blieb ihm bislang der große Durchbruch versagt.
RevierSport sprach mit dem BVB-Neuzugang über verpasste Karriere-Chancen, den Mut, den Mund aufzumachen und das Gerücht um atmosphärische Störung zwischen ihm und Jürgen Klopp.
Herr Feulner, obwohl Sie aus der zweiten Liga zum BVB kamen, haben Sie den meisten Ihrer neuen Kollegen etwas voraus. Können Sie sich vorstellen, was das ist?
Ich denke, Sie meinen meine Champions League-Einsätze mit München und mein Tor gegen Lens.
Richtig. Der Treffer gelang Ihnen mit 21 Jahren. Ist es ein Ziel von Ihnen, wieder dorthin zu kommen und sich mit den besten Spielern Europas zu messen?
Natürlich ist das ein Ziel von mir. Wir hoffen alle, dass wir international spielen können. Dafür müssen wir allerdings eine gute Saison absolvieren. Das wird schwer, aber wir haben es selbst in der Hand. Während andere Klubs wie Hamburg oder Hoffenheim massiv Geld in die Hand nehmen und ihren Kader aufrüsten, muss man in Dortmund kleinere Brötchen backen. Sie kamen mit Kevin Großkreutz und Sven Bender aus der zweiten Liga, Dimitar Rangelov stößt vom Erstliga-Absteiger Energie Cottbus zum BVB. Kann man angesichts dieser Vorzeichen überhaupt von Europa reden?
Ich denke, dass man als Team funktionieren muss. Ob man jetzt Akteure für 20 oder 30 Millionen kauft oder nicht - die Leute müssen in die Mannschaft passen. Sie müssen funktionieren und auf dem Platz eine Einheit sein. Wenn das der Fall ist, ist auch mit Spielern aus der zweiten Liga einiges zu holen.
Ist der Satz „Geld schießt Tore“ also falsch?
Ich sage: Qualität schießt Tore. Und die ist in der zweiten Liga auch vorhanden, sonst hätte Hoffenheim nicht so durchstarten können. Auch dort muss man erst einmal eine gute Runde spielen und ich habe im letzten Jahr bewiesen, dass ich das kann. Ich freue mich auf die neue Saison, und möchte an meine Leistungen anknüpfen und mich in der Bundesliga etablieren. Warum haben Sie sich ausgerechnet für Dortmund entschieden? Sie hatten auch von anderen Klubs aus der Bundesliga Anfragen vorliegen.
Weil eigentlich alles gepasst hat. Die Fans, das Stadion und natürlich auch die Mannschaft. Wie sie auf dem Platz agiert, mit Tempo und Leidenschaft, liegt mir. Es wird immer bis zum Schluss gekämpft und in die Zweikämpfe gegangen. Das komplette Paket passte einfach.
Welche Rolle hat Jürgen Klopp gespielt?
Natürlich eine große. Ich weiß, wie er arbeitet und er weiß, wie ich arbeite. Auch das passt.
Es hieß, zwischen Ihnen und Klopp hätte es in Mainz atmosphärische Störungen gegeben, weil er Sie nicht auf Ihrer Lieblingsposition eingesetzt hat.
Das war eine Zeitungsente, denn ich hatte nie Probleme mit ihm.
Es wird viel über Ihre Position geschrieben und spekuliert, wo sehen Sie Ihre Stärken?
Markus Feulner hat "seine Position" gefunden (Foto: firo).
Definitiv im zentralen Mittelfeld. Als ich mit 18 Jahren bei den Bayern mein Debüt gegeben habe, hielten mich alle für einen Rechtsaußen. Es war mein größter Fehler, dass ich damals nicht darauf beharrt habe, zentral zu spielen. Denn so hat es sich in den Köpfen der Trainer und Manager eingeprägt, dass ich über Außen komme. Dabei passt das gar nicht zu mir, ich bin ein anderer Typ. Mein Naturell liegt im Zentrum, ich komme über defensive Zweikämpfe ins Spiel. Das ist mein größtes Plus.
Es ist aber vermutlich auch leichter gesagt als getan, mit 18 Jahren zu Ottmar Hitzfeld zu gehen, und zu sagen: Ich will in der Zentrale spielen.
Natürlich, man wird als junger Spieler nicht mit Samthandschuhen angefasst. Erst recht nicht bei den Bayern. Damals hat außer mir nur Owen Hargreaves den Sprung zu den Profis geschafft. Später kam dann noch Bastian Schweinsteiger hinzu. Mittlerweile ist der Bayern-Kader ganz anders besetzt, mit vielen jungen Spielern. Früher saßen da nur Nationalspieler auf der Bank.
Als Sie 2001 mit der Münchner A-Jugend den deutschen Meistertitel gewannen, waren Sie Kapitän. Fragt man sich da nicht manchmal, was man falsch gemacht hat, wenn man sich ansieht, wo Schweinsteiger oder auch Philipp Lahm heute stehen?
Ja, das tut man. Man fragt sich: Was ist da schief gelaufen? Aber mittlerweile habe ich die Antwort für mich gefunden.
Und die wäre?
Ich habe in den letzten Jahren einfach nicht meine beste Position gespielt. Warum haben Sie erst mit 26 Jahren entdeckt, wo Ihre wahren Stärken liegen?
Das war auf jeden Fall selbstverschuldet. Ich hätte früher darauf beharren müssen, zentral zu spielen. So fehlten mir im Training und in den Partien die Strukturen, die ich erst im vergangenen Jahr gefunden habe. Jetzt kann ich all meine Stärken ausspielen.
In Dortmund ist die Zentrale mit Sebastian Kehl und Tamas Hajnal besetzt.
Ja, aber ich kann in der Raute auch auf den Halbpositionen spielen. Halblinks, halbrechts, die „Zehn“ oder die „Sechs“ – das sind alles Positionen, auf denen ich mich einfinden und wohlfühlen kann.
Dann sind Sie ja bestens gewappnet für einen Angriff auf die Stammplätze.
Natürlich versuche ich mich, hier zu etablieren und mir einen Stammplatz zu erkämpfen. Aber man darf nicht unterschätzen, dass der Kader von der Qualität viel besser ist als der in Mainz. Aber ich habe mich bewusst dieser Herausforderung gestellt, weil ich wieder dorthin möchte, wo ich am Anfang meiner Karriere schon einmal war. Das ist sicher ein langer und schwieriger Weg, aber man hat ja auch Ansprüche im Fußballer-Leben.