Im Gegensatz zu Frank Rost ist Hamit Altintop eher ein ruhiger, zurückhaltender Typ. Wie der Keeper ist aber auch der junge Türke ein Fußballer, der über den Tellerrand hinaus schaut. Bisweilen neigt Altintop sogar dazu, es mit Selbstkritik - an sich eine positive, wenn auch unter seinen Kollegen nicht weit verbreitete Eigenschaft - zu übertreiben. “Bei uns passt einiges nicht, das hat man auch mit unserer Leistung auf dem Platz gesehen. Wir haben von eins bis elf einiges falsch gemacht”, schüttelte der 21-Jährige den Kopf.
Um vorn anzufangen: Es war Frank Rost, der sich nach vielen tollen Leistungen nun eine Schwäche leistete. “Das Gegentor ist gefallen. Wir sind aber nicht in der Lage zu sagen: Okay, das ist passiert, es geht weiter. Fußball ist ein Mannschafts-Sport, in dem die anderen zehn Spieler auch mal den Fehler des einzelnen ausbügeln müssen”, sah Altintop sich und seine Kollegen Feldspieler in der Pflicht, den Lapsus des Kapitäns zu korrigieren.
Das klappte nicht, unter anderem weil er selbst eine Viertelstunde vor dem Ende die große Chance zum Anschlusstreffer vergab. “Das war symptomatisch und ein Zeichen, das alles schief geht. Den muss ich direkt in die lange Ecke schießen. Wenn ich da das 1:2 schaffe, sieht es schon wieder ganz anders aus. Ich bin in meinen Aktionen nicht zwingend genug. Vielleicht ist auch ein wenig Unvermögen dabei”, haderte Altintop mit sich. “Da ist sicher auch die Müdigkeit dazu gekommen, es ist aber auch Unkonzentriertheit. Er ist ein Spieler, der sich immer immens unter Druck setzt”, betonte Jupp Heynckes.
Wohltuende Worte, wie sie Altintop von seinem Trainer kennt. “Gerade mir stärkt er immer den Rücken, und ich bin im Moment sehr, sehr traurig, dass ich ihm das nicht zurück geben kann. Das tut mir sehr weh”, gab der Jung-Nationalspieler zu.
Daher konnte Altintop auch herzlich wenig damit anfangen, dass die Fans den Coach bereits auf dem Schleuderstuhl wünschen. “Ich höre da gar nicht ein. Wenn wir 3:0 gewonnen hätten, hätten alle gesagt: Heynckes ist der beste Mann der Welt”, konterte der Techniker. “Das habe ich nicht gehört. Wenn es so war, dann ändert es nichts an unserer Situation”, winkte auch Michael Delura ab. “Wir müssen uns jetzt mit dem Trainer zusammen setzen und die Lage analysieren. Es bringt überhaupt nichts, wenn wir uns jetzt gegenseitig zerfleischen, damit schließe ich auch die Fans ein”, rief der für seine jungen Jahre erstaunlich vernünftige Altintop die Beteiligten zur Besonnenheit auf.