Nach der Aufbruchsstimmung vor Saisonbeginn ist bei Fans und Spielern von Borussia Mönchengladbach schon wieder Ernüchterung eingekehrt. Erst der mäßige Bundesliga-Start mit einem Punkt aus zwei Partien, nun der blamable Pokal-K.o. bei den Amateuren von Bayern München.
"So geht es nicht weiter. So können wir in der Bundesliga nicht bestehen", mahnte Trainer Holger Fach nach dem neuerlichen Rückschlag und Abwehrspieler Jeff Strasser befürchtet bereits Böses: "Wir müssen aufpassen, dass es nicht in die falsche Richtung läuft."
Es sollte eigentlich der Start in eine sorgenfreie Zukunft werden, man wollte sich nach drei Jahren Abstiegskampf etablieren, einige sprachen gar von der Rückkehr auf die internationale Bühne. Das hört sich inzwischen ganz anders an: "Unser Saisonstart ist verpatzt. Wir müssen nun anfangen zu punkten", sagt Neuzugang Oliver Neuville mit Blick auf das Auswärtsspiel beim SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/live bei Premiere).
Heinz soll helfen
Auch der frühere Leverkusener Neuville bleib bisher hinter den Erwartungen zurück und ist noch ohne Torerfolg. Konkurrenz bekommt der Angreifer nun durch den tschechischen Nationalspieler und Ex-Bundesligaprofi Marek Heinz. Der 27-Jährige, der bei der Europameisterschaft in Portugal einen Treffer per Freistoß zum 2:1-Erfolg der Tschechen gegen Deutschland beigesteuert hatte, wurde für rund 1,5 Millionen Euro verpflichtet. Heinz soll die Angriffsmisere - erst ein Stürmertor in drei Spielen - beheben, war bei seinen Deutschland-Stationen in Hamburg und Bielefeld jedoch überfordert.
Fach verteidigt Einkaufspolitik
Acht Zugänge, elf Abgänge - die Borussia anno 2004 hat ein runderneuertes Gesicht erhalten. "Wir haben uns fußballerisch verbessert", verteidigt Fach seine Einkaufspolitik. Führungsspieler werden bei der Borussia allerdings verzweifelt gesucht. Der beliebte Arie van Lent (Eintracht Frankfurt) und Torhüter Jörg Stiel (zurück in die Schweiz) mögen zwar sportlich nicht fehlen, wohl aber als Wortführer. So wurde Christian Ziege von Trainer Fach ("Sportlich und menschlich überragend") gleich zum Kapitän bestimmt, doch auch der 72-malige Nationalspieler unterliegt noch großen Schwankungen. In München sah der 32-Jährige gar die Gelb-Rote Karte.
Die Integration der neuen Spieler einerseits, aber auch der Umzug vom Bökelberg in die neue Heimat bereiten Probleme. Zwei - wenn auch unbedeutende - Niederlagen gegen Bayern München (0:2) und Champions-League-Finalist AS Monaco (0:1) sowie das 2:3 gegen Borussia Dortmund stehen bislang daheim zu Buche. So macht das Gerede vom Arena-Fluch bereits die Runde. "Das ist albern. Wir werden hier noch eine gute Rolle spielen", entgegnet Fach. Zumindest finanziell hat sich der Tapetenwechsel gelohnt.
Geld ist noch da
Der Etat wurde auf die Rekordmarke von 35,9 auf 40,1 Millionen Euro hochgeschraubt, Geld für Nachbesserungen wäre spätestens im Winter noch vorhanden. Dennoch schmerzt das Aus im Pokal, schließlich hat die Borussia im vergangenen Jahr noch knapp zwei Millionen Euro mit dem Halbfinal-Einzug erspielt. "Außerdem kann man sich in keinem Wettbewerb so schnell für den Europacup qualifizieren", hadert Schlussmann Darius Kampa. So bleibt die Hoffnung auf das erste Europapokalspiel in der neuen Heimat vorerst wohl weiter ein Traum.