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"Kuba" über Integration, seine Zukunft im BVB-Dress und den FC Liverpool
"Weiß auch nur das, was in der Zeitung steht"

BVB: "Kuba" im RS-Interview
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Lange galt Jakub „Kuba" Blaszczykowski als der große Schweiger im BVB-Team.

Mit der Presse sprach der Pole bislang nur selten, und wenn, dann nur mit Dolmetscher. Doch genauso wie sich der 23-Jährige auf dem Platz seit dem Beginn der Saison in einem anderen Licht präsentiert, hat sich auch sein Verhalten außerhalb des Spielfelds geändert.

Der Nationalspieler ist offener geworden und scheint endgültig in Dortmund angekommen zu sein. Zum Interview mit RevierSport erscheint der Flügelflitzer zwar mit einem Dolmetscher. Dessen Dienste nimmt er jedoch nicht in Anspruch.

In fließendem Deutsch antwortete „Kuba" auf die Fragen und äußerte sich zu seinen überwundenen Verletzungssorgen, seiner Zukunft im BVB-Trikot und zum angeblichen Interesse des FC Liverpools.

Jakub Blaszczykowski, Ihr Deutsch ist mittlerweile hervorragend. Wer hat Ihnen die Sprache so gut beigebracht?

Eigentlich niemand. Ich habe die Sprache weitestgehend allein gelernt. Als ich nach Dortmund kam, hatte ich eine Unterrichtsstunde. Aber die Lehrerin sprach nur Deutsch und Englisch. Da war mir die Mischung zu groß, das war nichts für mich.

Also griffen Sie auf Bücher oder CDs zurück?

Nein, ich habe einfach viel mit meinen Mannschaftskollegen gesprochen. Sie haben mir dabei geholfen, wenn ich Fehler gemacht habe, und mir erklärt, wie es richtig ist. Am Anfang hat das allerdings Überwindung gekostet, weil ich mich nicht sofort getraut habe, zu sprechen. Ich hatte Angst, ich könnte ausgelacht werden. Aber das war ein Problem, das ich schnell überwunden hatte.

Ist Ihre mittlerweile abgeschlossene Integration auch eine Erklärung für Ihre enorme Leistungsexplosion seit Beginn dieser Spielzeit?

Ja, zumindest teilweise. Als ich hierherkam, musste ich mich erst an das Niveau der Liga und der Mannschaft gewöhnen. In der Bundesliga spielen Größe und Kraft eine viel stärkere Rolle als in der polnischen Liga. Und natürlich brauchte ich auch Zeit, um mich zu akklimatisieren.

Was bereitete Ihnen die größten Probleme?

Das lässt sich so nicht sagen. Es war ja alles neu für mich. Eine neue Mannschaft, ein neues Land, eine neue Sprache. Als ich 2004 nach Krakau wechselte, lebte meine Familie knapp 100 Kilometer entfernt von mir, ich konnte also mindestens einmal in der Woche rüber fahren. Hier geht das natürlich nicht. Hier bin ich zwei, drei Monate alleine mit meiner Frau. Höchstens wenn ich mit der Nationalmannschaft unterwegs bin, sehe ich meine Eltern mal für ein paar Stunden. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und kann das abrufen, was ich kann.

Glaubt man den Gerüchten, könnte es Sie demnächst noch weiter von Polen wegführen. Was ist dran an den Gerüchten um ein Interesse des FC Liverpool?

Ich weiß darüber auch nur das, was in der Zeitung steht. Für mich sind das so lange nur Spekulationen, bis ich etwas Konkretes höre.

Also gab es noch keinen Kontakt?

Nein... [lacht, Anm. d. Red.]

Wirklich?

Vielleicht nein. Im Ernst: Wenn ich vor einem leeren Tor stehe, brauche ich auch einen leeren Kopf. Deshalb beschäftige ich mich nicht mit solchen Dingen. Dafür habe ich einen Berater. Fakt ist auch, dass ich mich hier sehr wohl fühle.

Im RS-Interview äußert sich Jakub „Kuba“ Blaszczykowski verhalten auf die Frage nach dem FC Liverpool. Nach Informationen unserer Zeitung hat der englische Traditionsklub aktuell kein Interesse an den Diensten des 23-Jährigen und daher auch noch keine Gespräche mit seinem Berater geführt. Schon bald dürften dagegen die Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung beim BVB weitergehen. Die Tendenz: Stimmt die Perspektive, bleibt der Flügelflitzer der Borussia vorerst erhalten.

Also dürfen sich die BVB-Fans Hoffnungen auf eine Vertragsverlängerung von Ihnen machen?

Ja, das ist etwas, was mich interessiert. Aber auch das ist zunächst die Sache meines Beraters. Ich möchte mich darauf konzentrieren, in den letzten acht Saisonspielen mein Potenzial abzurufen und der Mannschaft damit zu helfen. Was in drei Monaten ist, interessiert mich jetzt noch nicht.

Jubelt "Kuba" bald für Liverpool? "Für mich sind das nur Spekulationen"

In drei Monaten könnte Ihr Klub, wenn alles glatt läuft, vielleicht sogar die Europa-Liga erreicht haben. Was halten Sie noch für möglich für Ihr Team?

Wie gesagt, ich mache mir ungern Gedanken darüber, was in acht Spielen passiert ist. Ich konzentriere mich lieber von Partie zu Partie, in diesem Fall also auf Köln am Samstag.

Am letzten Wochenende kehrten Sie nach über drei Monaten Pause wieder in die Startelf des BVB zurück. Haben Sie Ihre Verletzungsprobleme mittlerweile überstanden?

Ich fühle mich ganz gut. Im Moment habe ich aber noch nicht die Form wie in der Hinrunde. Ich brauche noch drei, vier Spiele. Es war deshalb wichtig, dass ich gegen Berlin 75 Minuten spielen konnte. Und auch die Reise mit Polen war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, denn auch da habe ich gemerkt, dass die Formkurve wieder nach oben geht.

Ist das „Kopf"-Problem, mit dem Sie in den letzten Monaten zu kämpfen hatten, vollständig überwunden?

Ich hatte nach dem Faserriss ein paar Rückschläge und spürte, immer wenn ich wieder angefangen habe zu laufen, erneut Schmerzen. Irgendwann habe ich dann förmlich darauf gewartet, dass der Schmerz wiederkommt. Man achtet in diesen Phasen auf jedes Signal, traut sich nicht so viel zu. Aber mit jedem Training, jedem Zweikampf und jedem Spiel wird das Vertrauen größer.

Mit der gebrochenen Nase fing alles an: "Kuba" klebte bislang das Pech am Stiefel.

Wie sehr hat es Sie beschäftigt, dass Sie so viele Rückschläge einstecken mussten?

Ich kannte es zum Teil aus der Vorsaison. Auch da musste ich nach einem Faserriss zwei Monate pausieren. Diese Zeiten sind immer sehr schwer. Aber so ist der Sport. Wenn man, so wie ich, viel spielt und dabei viele Kontakte mit den Gegenspielern hat, ist es normal, dass man sich auch mal verletzt. Aber so darf man nicht kalkulieren und sich nicht vor jedem Zweikampf Gedanken darüber machen, ob man sich verletzen könnte.

Machen Sie sich stattdessen Gedanken darüber, wo Sie am Samstag auflaufen werden?

Nein, ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt. Ob das jetzt als Verteidiger, als Mittelfeldspieler oder als Stürmer ist, ist mir egal. Ich versuche immer, mein Potenzial im Sinne der Mannschaft abzurufen.

Hätten Sie denn vor der Saison gedacht, dass ausgerechnet der Sturm der Ort ist, an dem sie am wirkungsvollsten sind? BVB-Sportdirektor Michael Zorc hat Sie in diesem Zusammenhang ja sogar als echte „Waffe" bezeichnet.

Jürgen Klopp weiß, wo ich am besten zur Geltung komme. Ich habe vorher immer im Mittelfeld gespielt. Erst als der Trainer im Sommer kam, hat er mir gesagt, dass er mich im Angriff einsetzen möchte. Wenn ich offensiver agiere, habe ich mehr Eins-gegen-Eins-Situationen und kann besser Torchancen herausspielen. Man konnte in der Hinrunde sehen, dass mir diese Rolle liegt und ich der Mannschaft dort sehr gut helfen kann.

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