Die Überraschung ist gelungen, denn damit hatte wohl niemand gerechnet: Sunday Oliseh wird zumindest in der kommenden Spielzeit wieder das Trikot von Borussia Dortmund tragen. "Entscheidend war, dass der Spieler auf uns zugekommen ist und wir in den Gesprächen das Gefühl hatten, dass es ein glaubhafter Neubeginn wird", erläutert Sportdirektor Michael Zorc die Wende und die Einigung auf einen modifizierten Ein-Jahres-Vertrag. Doch nur auf warme Worte wollten sich die BVB-Verantwortlichen nicht einlassen, sie wollten auch finanzielle Beweise sehen, die vom Nigerianer prompt geliefert wurden. "Er hat beim Gehalt erhebliche Abstriche gemacht und mit erheblich meine ich einen nennenswerten Betrag und nicht etwa nur eine Reduzierung von 20 Prozent", ergänzt der Zorc.
Außerdem spielte der gescheiterte Gütetermin im letzten Monat wohl eine zusätzliche Rolle. Dort trafen sich beide Seiten vor Gericht, weil die Schwarz-Gelben dem Mittelfeldspieler nach seiner Kopfstoßattacke gegen seinen einstigen Bochumer Mannschaftskameraden Vahid Hashemian die fristlose Kündigung ins Haus geschickt hatten und Oliseh dagegen geklagt hatte. Den Einigungsvorschlag, dem Spieler 70 Prozent der fälligen Bezüge zu überweisen, hatten die Borussen abgelehnt. Zorc: "Die Zahl war schon ein Signal, wohin die Tendenz geht." Im Klartext: Ohne Abfindung wäre die Entlassung wohl nicht durchsetzbar gewesen.
Ein weiterer Pluspunkt für den 29-Jährigen war die Absegnung durch seine Mitspieler. Die wurden vor der Vertragsunterzeichnung teilweise gefragt und aus der Kabine gab es keine Bedenken gegen die Rückkehr des Ex-Turiners, der einst für sieben Millionen Euro über die Alpen ins Revier wechselte. Doch all das hätte nicht genügt, das entscheidende Votum gab letztendlich der neue Trainer Bert von Warwijk ab, der ohne Vorbehalte an die Zusammenarbeit mit Oliseh herangehen wird: "Ich freue mich auf ihn, da ich ihn noch aus seiner Zeit bei Ajax Amsterdam kenne und an seinen fußballerischen Qualitäten keinen Zweifel habe."
Erleichtert hofft nun auch der Nigerianer selbst auf einen Neuanfang: "Ich habe Borussia Dortmund um eine neue Chance gebeten und freue mich, dass ich sie bekomme." Ein Satz, der ihm um so leichter fällt, da Coach Matthias Sammer, mit dem er reichlich Probleme hatte ("beim BVB geht es zu wie bei Militär"), inzwischen beim VfB Stuttgart und nicht mehr an der Stobelallee das Sagen hat.