Vielleicht nicht sein ganzes Leben, aber doch immerhin seit 1999 hat er auf diesen Moment gewartet. Vor knapp fünf Jahren wechselte Christofer Heimeroth vom damaligen Oberligisten Sportfreunde Oestrich zum FC Schalke, der Traum von der Bundesliga war damals noch fern.
Am vergangenen Samstag durfte der inzwischen 23 Jahre alte Schlussmann endlich seinen Einstand in der höchsten deutschen Spielklasse feiern. "Ich habe versucht, mich einfach auf das Spiel zu freuen und das Ganze als Chance zu sehen. Ich denke, es war ein gutes Debüt", freute sich Heimeroth über die allseitige Zustimmung nach dem Abpfiff.
Am Freitag-Mittag hatte der Abiturient erfahren, dass er gegen den Hamburger SV im Schalker Tor stehen würde. "Nach der Verletzung von Volkan war klar, dass ich spiele", nickt "Heime". Dass Torwart-"Oldie" Oliver Reck mit seinen 39 Jahren noch einmal zwischen die Pfosten rückt, war zwar ein schönes Gedankenspiel unter den Medien-Vertretern, entbehrte aber jeder Grundlage. Die Vereins-Politik ist es nun einmal, junge Leute an die Bundesliga heran zu führen. Wie vor vier Wochen im Falle von Volkan Ünlü, der als Erster der Schalker Nachwuchs-Keeper von der Verletzung des Stamm-Keepers Frank Rost profitierte, war nun Heimeroth an der Reihe. "Ich habe mich schon geärgert, als vor vier Wochen die Wahl zwischen Volkan und mir anstand", gab der 1,94 Meter-Recke gestern zu.
Nachdem Heimeroth die ersten drei Flanken von Mehdi Mahdavikia (14.), Naohiro Takahara (17.) und Milan Fukal (25.) abgefangen hatte, wuchs beim deutschen "U21"-Nationalspieler die Ruhe. "Ich konnte gut schlafen, das war kein Problem. Aber als wir mit dem Mannschaftsbus ins Stadion eingefahren sind, war ich schon nervös,. Dann haben wir ein schnelles Tor geschossen, so war früh Sicherheit im Spiel", erklärte Heimeroth, der keinen Gedanken daran verschwendete, sich wie zuletzt Ünlü in Bochum plötzlich in eine Pannenserie zu steigern. "Wenn man daran denkt, dass man mal einen fallen lässt, dann passiert es gerade dann. Mit solch einer Einstellung darf man nicht auf den Platz gehen", winkte "der Lange" ab.
Mit weiteren Glanztaten gegen Takahara (44.), David Jarolim (61.), Bernado Romeo (70.) und Raphael Wicky (83.) eroberte sich der gebürtige Unnaer das Sonderlob von Jupp Heynckes. "Dass der Trainer mich hervor gehoben hat, macht mich schon stolz", strahlte Heimeroth. "Er hat schon eine Vertrauensstellung, weil er unser Kassenwart ist", grinste der Fußball-Lehrer.
Dass er jetzt die neue Nummer zwei auf Schalke ist, darüber wollte sich Heimeroth nach dem ersten Erfolg keine Gedanken machen. "Das ist Zukunftsmusik. Ich bin froh, dass es gut gelaufen ist, Mal sehen, wer am Samstag in München im Tor steht", überlegte Heimeroth. Keine Frage, Ünlü ist verletzt (siehe Geschichte Seite fünf!) und nach den gestrigen Ereignissen hat Jupp Heynckes wirklich andere personellen Sorgen, aber bestimmt kein Torwart-Problem.