Nach 24 Spielen in der Champions League und 32 Partien im UEFA-Cup seit 2001 droht den Königsblauen, die am Dienstagabend beim FSV Mainz um den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale kämpften, erstmals wieder eine internationale Zwangspause. Sollte der Traditionsklub nach einer bislang verkorksten Saison den Sprung in die neue Europa League verpassen, kommt der Rotstift zum Einsatz. "Natürlich haben wir Plan B", sagt Präsident Josef Schnusenberg.
Mit den Winter-Transfers von Fabian Ernst (für drei Millionen Euro zu Besiktas Istanbul) und Peter Lövenkrands (ablösefrei zu Newcastle United), der Ausleihe von Albert Streit (an den Hamburger SV) und Ze Roberto (an Flamingo Rio de Janeiro) sowie der Vertragsauflösung von Gustavo Varela hat der Klub bereits seinen Personaletat von rund 55 Millionen Euro deutlich heruntergefahren. Doch im Falle einer Europapokal-Abstinenz sind "weitere moderate Einschnitte", so Schnusenberg, notwendig.
Denn die 115 bis 130 Millionen Euro, die der Steuerberater als "Break-even bei unseren Personalkosten" nennt, sind ohne internationale Einnahmen nicht zu erreichen. Aus dem üppig dotierten Kader, der unter anderem durch die Millionen-Erlöse aus zwei Champions-League-Teilnahmen in den vergangenen drei Jahren finanziert wurde, läuft allerdings zum Saisonende nur ein Vertrag aus - der von Abwehrroutinier Mladen Krstajic. Alle anderen Profis sind noch mindestens ein Jahr an den Klub gebunden. So wird heftig spekuliert, wer im Sommer gehen und eine erkleckliche Ablösesumme einbringen könnte.
Erster Kandidat ist Rechtsverteidiger Rafinha. Der Brasilianer, 2005 für fünf Millionen Euro verpflichtet, ist mittlerweile mindestens das Doppelte wert und auch nicht wechselunwillig. Er könne sich ein Jahr ohne Europapokal nicht vorstellen, hatte der 23-Jährige, der bei Bayern München ganz oben auf der Einkaufsliste stehen soll, jüngst erklärt. Kapitän Marcelo Bordon reagierte sofort alamiert. "Rafinha ist auf dem Platz immer da und zeigt Leistung. Für mich ist er auf der Position der beste Spieler der Bundesliga", sagte der Brasilianer und erklärte seinen Landsmann für unverzichtbar.
Rafinha steht noch bis 2011 unter Vertrag. Ein weiterer heißer Kandidat ist Kevin Kuranyi. Der Stürmer, der 2005 für sieben Millionen Euro kam, ist auf Schalke trotz 62 Toren in 161 Pflichtspielen nicht heimisch geworden. Im Winter erkundigte sich der als "Chancentod" verspottete Ex-Nationalspieler bereits bei Manager Andreas Müller, ob Anfragen für ihn vorlägen. Sein Vertrag läuft noch bis 2010. Bei seinem Ex-Klub VfB Stuttgart ist Kuranyi schon als Nachfolger seines Nachfolgers Mario Gomez im Gespräch.
Von einem Wechsel zu einem internationalen Topklub träumten in der Vergangenheit bereits die Mittelfeldspieler Ivan Rakitic und Jermaine Jones. Der Kroate Rakitic ließ durch seinen Bruder und Manager Dejan das angebliche Interesse von Inter Mailand und Juventus Turin verbreiten. Derweil ist der 20-Jährige nach zuletzt ganz schwachen Leistungen auf Schalke nur noch zweite Wahl. Jones liebäugelte schon öffentlich mit einem Wechsel nach England.
Angeblich beobachtete ihn Manchester United. Jetzt ruderte der Mittelfeldrenner zurück. "Ich kann mir vorstellen, meine Karriere auf Schalke zu beenden", sagte er. Nach der bislang verkorksten Saison dürfte er nicht der einzige sein, der festgestellt hat, dass sein Marktwert eher gesunken ist und er einen so gut dotierten Vertrag wie bei den Königsblauen derzeit nirgendwo bekommt.