Bei allen vier Bundesligisten, die heute (17.30 Uhr) im Einsatz sind, türmen sich die Probleme. Ex-Meister Borussia Dortmund kämpft vor der Partie gegen den 1. FC Köln verbissen um seinen guten Ruf, den Anschluss an die UEFA-Cup-Plätze und gegen die finanzielle Schieflage. Den Tabellenletzten aus Köln plagen dagegen ebenso Abstiegssorgen wie Hertha BSC Berlin und Eintracht Frankfurt vor deren "Sechs-Punkte-Spiel" im Olympiastadion.
"Die Spieler bekommen ihr Salär pünktlich überwiesen, es ist für sie alles in Ordnung. Ich wüsste nicht, warum sie nur ein Prozent weniger Leistung bringen sollten", meinte BVB-Coach Matthias Sammer, der eindringlich vor den Rheinländern warnt: "Die Kölner werden nicht wie ein Tabellenletzter auftreten, sie werden ihre Chance suchen." Wie groß der Druck für den BVB nicht nur nach immer neuen Gerüchten auch in Heimspielen geworden ist, zeigt die jüngste Bilanz der Borussia im Westfalenstadion. Der letzte Heimsieg der Schwarz-Gelben, ein 3:2-Sieg gegen den Hamburger SV am 2. November 2003, liegt vier Spiele und 111 Tage zurück.
Immerhin brachten nach der schmerzlichen Derby-Niederlage gegen Schalke 04 (0:1) Auswärtserfolge in Wolfsburg (4:2) und bei 1860 München (2:0) zumindest auf dem sportlichen Sektor wieder etwas Ruhe. Zudem entspannt sich die personelle Notlage der Borussia mehr und mehr: Gegen Köln muss Sammer vermutlich nur noch die Langzeitverletzten Otto Addo, Marcio Amoroso und Christoph Metzelder ersetzen. Der Brasilianer Dede, den die Dortmunder angeblich Bayern München angeboten haben sollen, gibt nach seiner Sprunggelenks-Operation voraussichtlich sein Comeback.
In Köln ist in den närrischen Tagen nichts von Entspannung zu spüren. Im Gegenteil: "Karneval feiert bei uns keiner, dafür gibt es keinen Grund. Wir können feiern, wenn wir etwas erreicht haben. Wir haben aber noch gar nichts erreicht", sagte Trainer Marcel Koller, der beim 1:0-Hinspielsieg noch nicht im Amt war. Manager Andreas Rettig gibt die aktuelle Marschrichtung vor: "Dortmund ist Existenzkampf pur. Wir glauben an unsere Chance, und wir glauben, dass wir die Klasse halten können. Es ist ja nicht so, dass wir in Köln den Abstieg vorbereiten."
Hertha und Eintracht wollen Aufwärtstrend fortsetzen
Die gelungenen Rückrundenstarts in Berlin (6 Punkte) und Frankfurt (5 Punkte) ließen auch dort die Verantwortlichen nur kurz durchatmen. "Das Spiel kann man getrost als Sechs-Punkte-Spiel bezeichnen. Es wird aber auch nach den zwei Siegen mit gutem Fußball kein Selbstläufer werden", erklärte Manager Dieter Hoeneß. Trainer Hans Meyer warnte vor einem "komplizierten Spiel". Man müsse stabil und innerlich ruhig bleiben: "Frankfurt weiß, wie man auswärts spielen muss."
In der Tat ist der Optimismus bei den Hessen nach dem 2:1-Sieg in Leverkusen groß, auch wenn danach ein ernüchterndes 1:1 gegen Hansa Rostock folgte. "Wir haben eine realistische Chance, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Auch für Hertha geht es um den Klassenerhalt", meinte Trainer Willi Reimann, der Spielmacher Andy Möller zu dessen Unverständnis wohl weiter auf der Bank schmoren lässt: "Er muss sich gedulden. Er ist einfach noch nicht so weit."