Seit dem Trainingsauftakt vor einer Woche, als er den Südamerikanern wegen ihrer weiten Anreise aus der Heimat noch 24 Stunden mehr Freizeit gönnte, trimmt der Holländer seine Profis nun voll auf Kurs.
Am heutigen Sonntag, dem ersten richtigen Arbeitstag im Trainingslager in Valencia, stehen drei Einheiten an, Montag wird es im gleichen Takt weitergehen, ehe am Dienstag (20.30 Uhr) das erste Testspiel gegen UD Levante steigt. "Wir werden dort unten auf jeden Fall die Intensität erhöhen", hat Rutten schon vor dem Abflug nach Spanien am gestrigen Samstag angekündigt.
Eine Warnung, keine Drohung an die Kicker, die in der Hinrunde der laufenden Saison bis auf wenige Ausnahmen (Neuer, Westermann, Höwedes) unter den Erwartungen blieben. Vor allem von den beiden im Sommer verpflichteten Neuzugängen Jefferson Farfan und Orlando Engelaar erwartet sich nicht nur Rutten in der Rückserie den absoluten Durchbruch. "Von ihnen muss sicher mehr kommen", nimmt der 46-Jährige seine Wunschspieler in die Pflicht, ohne vom Rest der Truppe weniger Engagement zu erwarten.
Allerdings wird Engelaar in Valencia nur einige lockere Gehversuche unternehmen können. Der 1,97-Meter-Mann laboriert an einem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel und kann im Camp allenfalls Lauftraining absolvieren. So schleppt Engelaar erneut einen körperlichen Rückstand mit sich herum, wenn es in drei Wochen mit dem DFB-Achtelfinale in Jena Ernst wird. Schon im Sommer musste der EM-Teilnehmer nach guter Vorbereitung und dem anschließenden Knockout im Quali-Hinspiel gegen Atletico Madrid erkennen, dass er in der Bundesliga mit "lekker Fußball" nicht weiter kommt. Ob Engelaar wirklich der Fehleinkauf ist, den die Fans in dem Ex-Enscheder und Rutten-Zögling jetzt schon sehen, wird sich beweisen.
Trotz vieler guter Ansätze ist auch Farfan bisher nicht über den Status eines teueren Mitläufers hinausgekommen. Das ist zum einen in der frühen Verletzung des Peruaners begründet, aber auch in Ruttens Spielsystem. Dass er stur an dem von ihm favorisierten 4-3-3 festhalte, hört der Fußballlehrer nicht gerne. "Das bedeutet ja nicht, dass man auf einer Position bleiben muss, sondern wir haben auch schon in der Hinserie mal mit einem offensiven Mittelfeldspieler hinter den Spitzen oder zwei hängenden Außen gespielt", betont Rutten.
Wie dem auch sei, Erfolg gebracht hat die Taktik bisher nicht. Vor allem mit einem technischen limitierten Mittelstürmer wie Kevin Kuranyi ist die Idee vom schnellen, ideenreichen Offensiv-Fußball zum Scheitern verurteilt. Daran leidet vor allem Farfan, der auf der Suche nach einer Anspielstation oft verzweifelt ist. Mit Halil Altintop klappte das zuletzt gegen Hertha und in Hoffenheim besser, doch möglicherweise heißt Schalke Zukunft ja auch die Rückkehr zum 4-4-2 mit Ivan Rakitic auf der Zehn.
Müller entgegnet dieser Tage auf die Frage, ob man nicht mit allen Mitteln, einen Spielmacher mit Zug zum Tor holen müsse, gerne so. "Vielleicht haben wir diesen Mann ja schon", deutet der Ex-Profi an. Er hat den in seiner Leistung stagnierenden Rakitic längst nicht abgeschrieben, doch auch Altintop hat schon in dieser Rolle brauchbare Ansätze geliefert.
Die Härtetests gegen die spanischen Zweitligisten werden nun erste Aufschlüsse darüber geben, ob eine interne Lösung wirklich die Lösung für die Probleme in der Schalker Offensive sein kann.