Der Traum von der späten Karriere. Für Schalkes Last-Minute-Neuzugang Edi Glieder dürfte er am Samstag Wirklichkeit werden. Vor vermutlich ausverkaufter Arena gegen den VfB Stuttgart, noch sind gut 200 Restkarten am Ticketcenter erhältlich, wird Schalkes neuer Ösi-Bomber wohl von Beginn an spielen. „Das entscheidet der Trainer. Ich weiß nicht, ob ich als Neuzugang gleich spielen muss, aber ich hoffe natürlich darauf“, brennt der 34-Jährige auf seinen ersten Auftritt in königsblau.
Die Zurückhaltung der Schalker Fans bei seiner Vorstellung vor zehn Tagen kann Glieder gut nachvollziehen. „Das ist doch ganz logisch, wenn man einen Spieler aus Österreich verpflichtet, dass es Skepsis gibt. Es ist nun an mir, diese Zweifel aus der Welt zu räumen“, mangelt es dem derzeit noch im „Hotel Maritim“ wohnenden Neuzugang nicht an Selbstvertrauen.
Jupp Heynckes hält sich in Sachen Mannschafts-Aufstellung schön bedeckt. Schließlich muss der S04-Chef-Coach bis heute Vormittag abwarten, in welcher Verfassung seine noch auf Länderspielreisen weilenden vier Nationalspieler (Hajto, Poulsen, Sand, Kobiashvili) zurück kehren. Positiv: Youngster Hamit Altintop ist bereits seit Montag wieder auf Schalke. Der Türke verzichtete nach dem 2:1 am vergangenen Freitag gegen Portugals „U 21“ auf das gestrige Spiel gegen Austtralien. „Schalke ist derzeit wichtiger“, macht Altintop klar. Heynckes ließ zwischen den Zeilen aber durchblicken, dass Edi Glieder am Samstag für ihn erste Wahl sein wird.
Prominentes Opfer könnte Ebbe Sand sein, der nicht nur in einer akuten Formkrise steckt, sondern gestern Abend mit Dänemark in der EM-Quali gegen Rumänien beansprucht wurde.
Edi Glieder, der am vergangenen Samstag mit dem Auswahl-Team von Hans Krankl in Rotterdam mit 1:3 gegen die Niederlande verlor, ist noch richtig gespannt auf das Abenteuer deutsche Bundesliga. „Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich auf die Liga noch nicht richtig präpariert habe. Nachdem ich vor einem Jahr vom FC Tirol weg gegangen bin, habe ich versucht, die Fernsehsender zu minimieren und mich mehr auf meine Gegner zu konzentrieren“, erzählt der Ex-Paschinger. „Deshalb habe ich ganz wenig von der Bundesliga mitbekommen. Heute und morgen werde ich mich auf Stuttgart vorbereiten, aber ein Video-Studium brauche ich persönlich nicht. Wenn es der Trainer noch vor hat, dann ist es gut, ansonsten geht es auch so“, nickt Glieder.
Persönlichen Kontakt mit seinen neuen Sturmkollegen hatte der „Knipser“ bisher nur beim „Tag der offenen Tür“ vor zehn Tagen. Danach zerstreuten sich die Nationalspieler in ganz Europa. Erst heute besteht wieder die Möglichkeit, sich zu beschnuppern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da Probleme geben wird. Wir werden uns vor dem Spiel absprechen, um Missverständnisse von vorn herein auszuschließen“, sagt Glieder, der „kein Tor versprechen kann“. Aber: „Ich hoffe, dass ich die richtige Energie mit ins Spiel bringe.“
Egal, wer gegen Stuttgart aufläuft: Für alle Schalker gilt es zunächst, das zuletzt gegen Pasching vergraulte Publikum zurück zu gewinnen. „Man muss positiv denken. Wir haben gegen Dortmund ein großes Spiel gemacht und gegen Köln gewonnen. Nun müssen wir wieder ein großes Spiel machen, dann ist es in Ordnung“, verordnet Heynckes eine Radikal-Kur durch guten Fußball.