Hoffenheim: Im Titelkampf mit Bayern

"Bayern sehen uns besser als wir selbst"

"Wenn nicht der Himmel auf die Köpfe der Mannschaften fällt, wird Bayern deutscher Meister", sagte Trainer Ralf Rangnick nach dem Trainingsauftakt des Aufsteigers am Samstag zwar demütig, setzte die verbale Auseinandersetzung der vergangenen Tage zwischen den Klubs aber mit einer Spitze in Richtung München fort. "Erstaunlich ist, dass die Bayern uns besser sehen als wir selbst", meinte Rangnick und konterte nach der ersten Übungseinheit vor 1200 Fans die Attacke von Bayern-Präsident Franz Beckenbauer, der den Kraichgauern zuletzt "beginnenden Größenwahn" vorgeworfen hatte: "Von meiner Seite gibt es keinen Grund zum Größenwahn. Wir sind als Aufsteiger in keinster Weise auf Augenhöhe mit den Bayern. Wir sind zwar Herbstmeister, aber noch kein Spitzenteam über die ganze Saison." Trotz der gewohnten Tiefstapelei Rangnicks arbeiten die Hoffenheimer mit Hochdruck daran, eben jene Spitzenmannschaft zu werden.

Neben der Verpflichtung des Niederländers Marcel Lucassen als neuen Technik- und Taktiktrainer soll vor allem der frühere Nationaltorwart Timo Hildebrand ein Baustein auf dem Weg zum Erfolg werden. Der Neuzugang, der nach seinem Wechsel vom FC Valencia in den Kraichgau zunächst ein Fitnessprogramm absolviert hatte ("Ich bin topvorbereitet gekommen, habe zwei Kilo abgenommen und bin auf meinem Kampfgewicht von 79 Kilo"), will sich mit seinen Kollegen gegen die Bayern behaupten und für eine Rückkehr ins Nationalteam empfehlen. "Was die Bayern machen, sind für mich Spielchen. Das ist doch Normalität. Früher war es beispielsweise Bremen, jetzt sind wir es eben", erklärte der frühere Stuttgarter, der mit Bundestrainer Joachim Löw in Kontakt steht: "Er hat mich zu meinem Wechsel nach Hoffenheim beglückwünscht. Beim Thema Nationalmannschaft gehe ich davon aus, dass die Leistung entscheidet. Ich werde alles geben, um mich wieder heranzukämpfen."

Während Hildebrand mit großer Euphorie ans Werk ging, mussten gleich sechs Profis beim Auftakt in die Vorbereitung zuschauen. Eine Grippewelle legte Neu-Nationalspieler Tobias Weis, die Torhüter Ramazan Özcan und Thorsten Kirschbaum sowie die Abwehrspieler Zsolt Löw und Andreas Ibertsberger flach. Die fünf Profis sollen in den kommenden Tagen mit der Vorbereitung auf die Rückrunde beginnen. Wie erwartet fehlte auch Stürmer Chinedu Obasi, der an einem Muskelfaserriss im Oberschenkel laboriert. Erst nach einer Untersuchung am Mittwoch wollen die Verantwortlichen entscheiden, wann und in welcher Intensität der Nigerianer das Training wieder aufnehmen kann.

Nach rund einer Woche in Hoffenheim wird der Tabellenführer ins Trainingslager nach La Manga in Spanien abreisen, wo Tests gegen den VfL Bochum (11. Januar), den Hamburger SV (14. Januar) und den FC Zürich (17. Januar) auf dem Programm stehen. Nach der Rückkehr am 18. Januar steht das Highlight der Hoffenheimer Vorbereitung an: Der Aufsteiger eröffnet sein neues Stadion in Sinsheim am 24. Januar mit einem Spiel gegen eine Auswahl der Rhein-Neckar-Region.