Schalke: Die Hinrunde unter der Lupe

Beste Abwehr, ungefährlichstes Mittelfeld

Spielanalyse Offensive

> Mehr Kampf als Spielkunst: Fred Rutten setzte bislang konsequent auf ein 4-3-3 – kurioserweise die Taktik, für die Mirko Slomka zum Ende seiner Amtszeit oft kritisiert wurde.

> Rutten verzichtete oft auf einen Zehner (auch weil Rakitic enttäuschte), brachte dann im Mittelfeld drei fast ausschließlich defensiv orientierte Spieler (Ernst, Engelaar, Jones).

> Insgesamt kommt das Team nach wie vor mehr über Power und Tempo, die Mängel in punkto Kreativität und Torgefährlichkeit bestehen weiter. Schalkes gefährlichste Offensivoption sind die Standardsituationen.

> Ruttens bester Schachzug war bisher, Heiko Westermann zeitweilig ins Mittelfeld vorzuziehen und so die Torgefährlichkeit der Mittelfeldreihe zu erhöhen – Ende der Hinrunde spielte er aber wieder in der Abwehr.

> Die Flügelstürmer sollen eigentlich den in der Mitte gesetzten Kevin Kuranyi mit Vorlagen füttern - das klappte in der Hinrunde selten, allerdings vergibt Kuranyi auch sehr viele Großchancen.

> Auf den offensiven Flügeln waren Halil Altintop (links) und Jefferson Farfan (rechts) erste Wahl, hier gibt es aber auch etliche Alternativen (Asamoah, Rakitic, Streit, Lövenkrands, Sanchez, Ze Roberto).

Stärken:

> Gefährliche Abwehrspieler: Sechs Treffer durch Abwehrspieler werden nur von Wolfsburg und Dortmund übertroffen (Westermann erzielte zudem noch 2 Tore als Mittelfeldakteur).

> Traditionell kopfballstark: S04 hat zehnmal mit dem Kopf getroffen - Ligaspitze.

> Schalke erzielte letzte Saison 22 Kopfballtore - Ligaspitze und S04-Bestwert der letzten 15 Jahre.

> Die Königsblauen gaben in dieser Saison auch ligaweit die meisten Torschüsse mit dem Kopf ab.

> Enorm wichtige Standards: Fünf S04-Tore gelangen nach Freistößen - nur Hoffenheim und Bremen mehr (je 6). Schalke erzielte insgesamt elf Tore nach Standards (nur vier Teams haben mehr) und setzte damit eine Stärke der letzten Saison fort: 23 Treffer gelangen 07/08 nach Standards (14 davon nach Freistößen) - Ligaspitze.

> Viele Ballkontakte: Nur Werder hatte im Schnitt mehr Ballbesitz als Schalke (55%). Die Königlichen haben die geringste Fehlpassquote der Liga (15%).

Schwächen:

> Torausbeute unter dem Durchschnitt: Schalke liegt mit 24 Toren unter dem Ligaschnitt (26) - bei dem Kader eine einzige Enttäuschung.

> Spielerische Mängel: Schalke erzielte fast die Hälfte aller Tore nach Standards (11 von 24). Nur drei Abstiegskandidaten trafen seltener aus dem laufenden Spiel heraus als S04 (13-mal).

> Kaum Torgefahr aus dem Mittelfeld: Schalkes Mittelfeldspieler erzielten erst fünf Treffer: Durch die gelernten Stürmer Altintop (2) und Farfan (1) bzw. den Abwehrspieler Westermann (2), als diese im Mittelfeld zum Einsatz kamen. Die "echten" Mittelfeldspieler wie Rakitic, Ernst, Engelaar, Jones und Streit haben in dieser Bundesliga-Saison noch gar nicht getroffen und gaben auch mit großem Abstand die wenigsten Torschüsse ab.

> Viele vergebene Großchancen: 35 der 48 Großchancen wurden vergeben - katastrophal. Kein anderes Team vergab so viele Hundertprozentige wie Schalke.

> Verschossene Elfmeter: Schalke bekam schon 5 Elfmeter zugesprochen (nur Wolfsburg mehr: 6) - davon wurden nur 2 direkt im Tor unter gebracht.

> Kein Weitschusstor: Schalke traf noch nicht aus der Distanz (wie sonst nur Wolfsburg) - alle Saisontore wurden von innerhalb des 16ers erzielt.

Spielanalyse Defensive

> Nach wie vor ist die überragende Defensive das Fundament des Schalker Spiels. Mit Marcelo Bordon, Mladen Krstajic, Heiko Westermann und Benedikt Höwedes hat Schalke vier erstklassige Innenverteidiger.

> Westermann ist eine Allzweckwaffe, hat außer Stürmer und Torwart schon alles erfolgreich gespielt.

> Trotz aller Eskapaden führt an Rafinha als Rechtsverteidiger kein Weg vorbei – vor allem im Spielaufbau ist der Brasilianer unersetzlich.

> Links hinten musste Schalke in der Hinrunde aufgrund der (gewohnten) Verletzungsprobleme von Christian Pander mehr variieren - er wurde von Levan Kobiashvili oder Westermann ersetzt.

> Auch im Mittelfeld sind die Schalker defensiv mit Fabian Ernst, Jermaine Jones und Orlando Engelaar erstklassig besetzt (wenn alle 3 zusammen spielen, geht allerdings die Qualität im Spiel nach vorne verloren).

Stärken:

> Beste Defensive: Schalke stellt die erfolgreichste Defensive der Liga, kassierte nur 16 Gegentreffer. S04 hatte aber auch das nötige Glück: 22 von 29 Großchancen wurden gegen Schalke vergeben.

> Mittelfeldspieler im Griff: Schalke kassierte nur 4 Gegentreffer durch einen Mittelfeldspieler – Ligabestwert (mit Hertha).

> Starke Anfangsphase: In den ersten 15 Minuten der Spiele gab es für Schalke nur ein Gegentor (gegen die Bayern). Schalke kassierte schon 07/08 lediglich zwei Gegentore in der Anfangsviertelstunde - Ligaspitze.

> Bei Standards sehr sicher: Für Schalke gab es nur vier Gegentore nach Standards – Ligaspitze (mit dem HSV).

> Schalke wurden nur einmal nach einem Freistoß bezwungen (17. Spieltag in Hoffenheim) - nur Hertha gar nicht.

> Mit Flanken geht fast nichts: Schalke kassierte die wenigsten Gegentore nach Flanken (nur eines – in Leverkusen durch Kießling).

> Hinten rechts dicht: Über die rechte Abwehrseite wurden nur drei Gegentore eingeleitet - Ligabestwert.

Schwächen:

> Achtung, Wechsel: fünf Gegentreffer kassierte Schalke durch einen Einwechselspieler - nur der KSC mehr (7).

> Fatale Ballverluste: Sieben Gegentreffer fielen nach Ballverlusten – nur gegen Mönchengladbach und Hannover mehr.

Sonstiges:

> Das richtige Feuer fehlt: Schalke bestritt in der Defensive die wenigsten Zweikämpfe. Am Mann sind Spieler wie Bordon & Co äußerst clever, Schalkes Defensive hat die beste Zweikampfbilanz. Vor allem in der Luft ist Schalkes Defensive eine Klasse für sich (68% gewonnene Duelle, Ligabestwert).