"Der FC Bayern will die Herbstmeisterschaft holen. Dafür müssen wir bei meiner Rückkehr nach Stuttgart drei Punkte holen und unsere Serie ausbauen", sagte Bayern-Coach Jürgen Klinsmann vor dem Fernduell um Platz eins zur Winterpause: "Und dann schaue ich mir am Sonntag Hoffenheim vor dem Fernseher an." Zwar müssen die Bayern auf den an einer Schulterverletzung leidenden Superstar Franck Ribery verzichten, doch Klinsmann weiß ganz genau, dass die 17. Herbstmeisterschaft für Bayern zumindest psychologisch viel wert wäre. In den bisherigen 45 Bundesliga-Spielzeiten gewannen 31 Teams, die zur Halbzeit ganz oben standen, auch den Titel. Deshalb kennt der Schwabe auch kein Pardon bei seiner Rückkehr in seine Heimat Stuttgart zum Süd-Gipfel gegen den VfB am heutigen Samstag (15.30 Uhr/live bei Premiere): "Ich bin da groß geworden, meine Familie ist dort und ich habe viele emotionale Momente erlebt. Aber jetzt fahre ich mit dem FC Bayern hin. Wir sind international auf Augenhöhe mit den Topklubs und wollen uns auch national die Nummer eins holen."

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Die seit dem 27. September (0:1 in Hannover) in 15 Pflichtspielen ungeschlagenen Bayern kassierten in Stuttgart zuletzt allerdings zwei Pleiten in Folge. Und als sich das Team drei Tage nach dem grandiosen 3:2 in der Champions League bei Olympique Lyon mit dem Bus Richtung Stuttgart aufmachte, fehlte das Dauer-Sorgenkind Lukas Podolski. Obwohl sich der Nationalstürmer nach seinen langwierigen Rückenproblemen wieder fit gemeldet hatte, bekam er von Klinsmann einen vorzeitigen Weihnachtsurlaub: "Er hat nach den vier Wochen Pause natürlich einen Trainingsrückstand. Er wird nicht mit dabei sein." Der ehemalige Bayern-Spieler Markus Babbel könnte als Teamchef des VfB Stuttgart Schützenhilfe für Hoffenheim leisten, das bei Punktgleichheit mit einer um vier Treffer besseren Tordifferenz als die Bayern ins Hinrunden-Finale gehen. Zudem kennen die Hoffenheimer das Resultat des Erzrivalen, wenn sie am Sonntag (17 Uhr/live in Premiere) zum Duell mit Schalke 04 auflaufen.
1899-Trainer Ralf Rangnick findet es trotzdem nicht wichtig, dass sein Team als zweiter Aufsteiger nach dem 1. FC Kaiserslautern als Nummer eins in die Winterpause geht: "Würden wir trotz einer Niederlage Herbstmeister, wäre ich nicht zufrieden. Mir geht es nicht um diesen Pseudo-Titel, wir wollen selbstredend das Spiel gewinnen." Im Mittelpunkt steht Rangnick, der vor fast exakt drei Jahren auf Schalke 04 vorzeitig entlassen worden war, selbst. "Ich habe lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Schalke war für mich der emotionalste Klub", erklärte Rangnick vor dem Wiedersehen mit den "Königsblauen".

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Ein bisschen wehmütig wird die Stimmung am Sonntagabend unabhängig vom Ausgang der Partie sein. Hoffenheim wird sich von seinem Mannheimer Ausweichquartier Carl-Benz-Stadion verabschieden, in dem sie in acht Bundesligaspielen unbesiegt (7 Siege, 1 Unentschieden) blieben. Ab der Rückrunde ist die neue Arena an der A6 in Sinsheim das Domizil des Aufsteigers. Im Gegensatz zum Spitzenduo hat der kriselnde Vizemeister Werder Bremen große Sorgen. Trotz des Sieges gegen Inter Mailand (2: 1) unter der Woche sorgen die wenigen Höhen und zahlreichen Tiefen der Hinrunde für Frust beim Tabellenzehnten. Kein Wunder, dass der Jahresausklang gegen den VfL Wolfsburg mehr ein Charaktertest denn ein brisantes Nordderby ist. "Wir müssen uns wieder auf die rechte Bahn bringen", forderte Werder-Coach Thomas Schaaf.
Mit dem Blick auf die Rückrunde wollen sich unmittelbar hinter dem Spitzenduo Bayer Leverkusen (gegen Energie Cottbus), Hertha BSC Berlin (gegen Karlsruhe) und der Hamburger SV (gegen Eintracht Frankfurt) mit Heimsiegen am letzten Hinrundenspieltag in aussichtsreiche Positionen bringen. Die Leverkusener hätten bei einem eigenen "Dreier" und Niederlagen von Hoffenheim und Bayern sogar noch Chancen auf die Herbstmeisterschaft. "Dann würden wir uns natürlich gigantisch freuen. Aber wichtig wären die 34 Punkte, die wir im Falle eines Sieges hätten", sagte Trainer Bruno Labbadia.