Unter der Leitung des VfL Bochum haben sich mehrere Vereine zusammengetan, um etwas gegen Hass, Hetze und Drohungen an Spieler und Verantwortliche im Netz zu tun. VfL-Torwart Andreas Luthe erlebte Anfang 2023 selbst, was es heißt, wenn einem Unbekannte im Netz den Tod wünschen. Entsprechend freut es den 37-Jährigen, dass es das Projekt "Wer hetzt, verliert!" nun gibt.
Andreas Luthe, mit "Wer hetzt, verliert!" gibt es seit kurzer Zeit ein Projekt, das Fußballklubs, Strafverfolger und Politiker zusammenbringt und sich gegen Hetze im Netz stellt. Was halten Sie von der Aktion?
"Ich finde es prima, dass sich unter der Leitung des VfL mehrere Vereine zusammentun und gemeinsam dieses Thema angehen. Ich glaube, in dem Moment wo jeder Sportler oder jeder Klub einzeln dagegen kämpft, dann ist es unheimlich schwer, aber wenn wir uns da zusammentun, dann ist etwas möglich."
Auch Sie haben Anfang 2023 Hass und Hetze im Netz zu spüren bekommen.
"Es war ein Auswärtsspiel bei Hannover 96, was ich mit meinem damaligen Klub Kaiserslautern 3:1 gewonnen habe. Danach sind mir aus einer Gruppe von Hannover-Fans massive Drohungen per Direktnachricht zugekommen. Primär gegenüber meiner Familie und nicht mir als Sportler. Ich habe damals mitgeholfen, dieses Spiel zu gewinnen, ich hätte es akzeptieren können, wenn es mich als Person getroffen hätte. Aber ich war ein junger Familienvater, meine Tochter war damals zwei Jahre alt. In dem Moment wo so konkret gedroht wurde, da war ich nicht mehr bereit, das zu akzeptieren."
Wie haben sie auf die Drohungen reagiert?
"Ich habe sofort öffentlich gemacht, dass es diese Nachrichten gab, habe im gleichen Moment mit der Presseabteilung von Kaiserslautern und der entsprechenden Stelle bei Hannover 96 gesprochen und bin das Thema angegangen. Die Unterstützung von Hannover 96 war damals wirklich vorbildlich. Sie haben es gemeinsam mit den Behörden auch geschafft, die Personen ausfindig zu machen."
Dennoch haben Sie letztlich von einer Anzeige abgesehen - warum?
"Ich habe damals die Möglichkeit gehabt zu entscheiden, ob die Sache vor Gericht geht, oder ob es bei einer sportlichen Bestrafung bleibt. Ich habe mich dazu entschieden, es bei der sportlichen Strafe zu belassen. Es ist durch die Mitgliederlisten herausgefunden worden, dass es ein sehr tiefer Hannover-96-Fan war, für den es eine große Bestrafung ist, in den nächsten Jahren kein Spiel mehr verfolgen zu können. Das hat mir in dem Moment dann gereicht."
Es reicht ja, wenn nur einmal aus dieser Bedrohung im Netz eine reale Drohung wird. Deswegen sage ich, dass wir so etwas eigentlich nicht mehr akzeptieren können.
Andreas Luthe
Würden Sie heute wieder so gnädig handeln?
"Das ist eine schwierige Frage. Mit etwas Abstand würde ich es vielleicht wirklich vor Gericht bringen. Aber in dem Moment ist man im Tagesgeschäft, es geht darum, Spiele zu gewinnen. Da habe ich keine weitere Ablenkung mehr gebraucht, die so ein Verfahren mit sich gebracht hätte."
Sie haben als erfahrener Spieler schon einiges erlebt. Was ist Ihr Rat, wenn Teamkollegen solche Hass-Nachrichten abbekommen?
"Meine Meinung innerhalb der Kabine war immer, dass man, sobald eine gewisse Grenze überschritten wurde, das nicht zu akzeptieren hat. Aber ich muss schon auch sagen, dass ich mit der Meinung relativ allein bin. Die meisten glauben wirklich, dass das normal sei und das finde ich schwierig. Wir sind an einem Punkt, wo man sich an solche Dinge gewöhnt hat. Es reicht ja, wenn nur einmal aus dieser Bedrohung im Netz eine reale Drohung wird. Deswegen sage ich, dass wir so etwas eigentlich nicht mehr akzeptieren können." dza mit gp