Ein Spiel im Nachhinein zu analysieren, das ist immer leicht getan. Die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, damit es im nächsten Spiel besser läuft, ist schon anspruchsvoller. Genau darin liegt die Aufgabe in dieser Woche für Trainer Thomas Letsch beim VfL Bochum.
Rückblickend musste Letsch eingestehen, falsch an die Partie gegen den VfB Stuttgart (0:5) herangegangen zu sein. "Wir haben einen zu passiven Ansatz gewählt", sagte der 54-Jährige am Dienstag. "Der Matchplan war sicherlich nicht der Glücklichste und den Schuh ziehe ich mir auch gerne an."
Seit Sonntag wird aber bereits am nächsten Matchplan gewerkelt. Am Wochenende (Samstag, 26. August, 15.30 Uhr) kommt Borussia Dortmund ins Ruhrstadion. Beim VfL weiß man aus Erfahrung: Derbys birgen Chance und Risiko zugleich. Eine ansprechende Leistung kann für die ersten beiden Pflichtspiele entschädigen, ein wehrloser Auftritt die Stimmung weiter die Kellertreppe hinabtragen. "Ich will sehen, dass wir von der ersten Trainingseinheit richtig Feuer drin haben", so Letsch. Denn das Eine sei zwar die taktische Idee. "Wenn die nicht funktioniert, bin ich der Erste, der sagt, 'Okay, war vielleicht nicht die Beste'. Aber das Zweite ist, auf dem Platz ein gewisses Leben und Bereitschaft zu zeigen." Das habe die Mannschaft sowohl in Bielefeld als auch in Stuttgart vermissen lassen.
Letsch: "Hat mit System überhaupt nichts zutun"
"Wir wissen alle, dass es ein Auftritt war, der so nicht mehr passieren darf." Daran habe sich auch mit drei Tagen Abstand nichts geändert. "Trotzdem dürfen wir jetzt nicht den Fehler machen und alles in Frage stellen." Gerade die 'S-Frage' ist Letsch nach wie vor lästig.
"Es ist selbstverständlich, dass nach einem 0:5 im ersten Spiel kritische Fragen kommen und denen stelle ich mich auch. Aber das hat mit der Systematik überhaupt nichts zutun." Mit Blick auf die Gegentore lag es tatsächlich nicht an der Dreierkette. Ein Zusammenhang zwischen Formation und Pleiten könnte sich trotzdem ableiten lassen.
"Da wird sehr viel hineininterpretiert und ab und zu kommt natürlich der Spruch 'Weg mit der Dreierkette!', aber das interessiert mich relativ wenig. Wir machen das, wovon wir überzeugt sind, dass es das richtige für diese Mannschaft ist", so Letsch weiter. "Dass Kritik aufkommt nach so einem Start, ist völlig normal. Aber wir sollten schon noch bedenken, dass es das erste Spiel war in einer Bundesliga-Saison, in der noch 33 ausstehen."
VfL Bochum: Vergangenheit ruhen lassen und nach vorne schauen
Viel wichtiger als das, was auf dem Papier steht, sei für Letsch ohnehin das, was letztendlich auf dem Rasen passiert. "Für mich geht es darum, dass wir auf dem Platz eine Ordnung gegen den Ball haben, um den Gegner zu nerven, um eklig zu sein und umgekehrt mit dem Ball eine Struktur haben, die es uns ermöglicht, Torchancen zu erarbeiten."
Ob es am Ende 4-3-3 oder 3-5-2 oder sonst wie genannt werde, überließe er jedem selbst. Unabhängig davon sei die Grundlage das, was den VfL in der letzten Saison stark gemacht hat: Intensität. Doch damit soll es das auch gewesen sein mit dem Schwelgen in Erinnerungen. "Wir dürfen nicht den Fehler, dass wir zu sehr in der Vergangenheit denken", mahnt Letsch.
"Dinge, die in der Vergangenheit liegen, sind vorbei. Wir brauchen nicht mehr darüber reden, wie wir die Liga gehalten, sonders es geht darum, mit dem jetzigen Kader das Richtige zu machen und eine erfolgreiche Saison zu spielen." Der nächste Versuch erfolgt am Samstag gegen den BVB.