Selbst die treuesten Fans verweigerten ihre Unterstützung. Aus Protest über den schwachen Auftritt ihres Mönchengladbacher Teams beim 2:5 (0:4) in Dortmund drehten sie ihren einstigen Lieblingen auf der Tribüne zwischenzeitlich den Rücken zu. Diese Aktion war Ausdruck des zunehmenden Ärgers über den bisher durchwachsenen Saisonverlauf. Neben den Spielern rückt auch Trainer Daniel Farke mehr und mehr in die Kritik.
Schon kurz nach dem Abpfiff kursierten im Internet Gerüchte über eine bevorstehende Trennung. Mit dem bisherigen U23-Trainer und ehemaligen Profi Eugen Polanski wurde sogar schon ein Nachfolger gehandelt.
Am Sonntagvormittag leitete Farke jedoch wie gewohnt das Training. Zunächst wurde die Partie vom Abend zuvor hinter verschlossenen Türen analysiert, danach stand das Training an. Auch Sportdirektor Roland Virkus war im Borussia-Park. Business as usual am Tag nach dem Spiel. Gleichwohl muss der im vergangenen Sommer mit viel Hoffnung auf einen Aufwärtstrend verpflichtete Farke mit einem unruhigen Saisonfinale rechnen.
Noch verspürt er nach eigenem Bekunden die Rückendeckung der Vereinsspitze, von der sich aber am Wochenende niemand öffentlich äußern wollte. Auf die vielen entsprechenden Interview-Fragen gab er im Anschluss an die Lehrstunde von Dortmund ähnliche Antworten: „Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Meine Verantwortung ist es, mit diesen Jungs eine bessere Leistung zu zeigen als heute in der ersten Halbzeit.“
Anders als viele Fans würden die Profis eine Trainerdiskussion gern vermeiden. Demonstrativ stärkten sie dem 46 Jahre alten Fußballlehrer den Rücken. „Wenn ich sehen würde, dass der Trainer uns nicht mehr erreicht, würde ich das sagen. Aber das sehe ich nicht“, sagte Nationalspieler Jonas Hofmann der ARD-„Sportschau“. Ähnlich argumentierte Neuzugang Julian Weigl: „Wir stehen hinter dem Trainer, er hat uns gut eingestellt.“
Beide Profis sehen weniger den Trainer als vielmehr die Mannschaft für die restlichen beiden Spiele in Leverkusen und gegen Augsburg in der Pflicht. „Wir haben uns in der ersten halben Stunde regelrecht abschlachten lassen. Immerhin haben wir es dann in der zweiten Halbzeit hingekriegt, uns anders zu präsentieren“, kommentierte Hofmann.
Die harsche Reaktion der Fans kam für Weigl nicht überraschend: „Wenn man sieht, wie wir auftreten, kann man das schon verstehen. Die erste Halbzeit war beschämend.“
Zu den anhaltenden Spekulationen um Farke gab der Verein auch am Sonntag keine Stellungnahme ab. Noch vor dem 2:0-Sieg gegen Bochum am vergangenen Spieltag hatte Virkus seinem Coach eine Job-Garantie ausgesprochen: „Daniel hat in England so eine Situation gemeistert. Er hat die Chance in der nächsten Saison verdient.“