Der CAS hatte der Klage der Königsblauen, von Werder Bremen und dem FC Barcelona entsprochen, dass es für das Fußballturnier der Olympischen Spiele keine Abstellungspflicht gibt.
Da Brasilien aber bereits am heutigen Donnerstag (17 Uhr Ortszeit, seit 11 Uhr MESZ) mit dem Match gegen Belgien den ersten Schritt auf dem Weg zum erhofften Titelgewinn vor sich hat, darf Rafinha in Peking bleiben. "Wir werden ihn für die Olympischen Spiele freigeben, wenn der brasilianische Fußballverband kurzfristig die Rahmenbedingungen für seine Teilnahme schafft", möchte Müller in Absprache mit Chef-Trainer Fred Rutten dem abtrünnigen Verteidiger den Traum vom Gold nicht auf den letzten Drücker zerstören.
"Wir fühlen uns nicht als der große Sieger. Denn es ist durch den Zeitverzug eine unmögliche Situation entstanden: Wir müssen nunmehr fünf Minuten vor Anpfiff des olympischen Fußballturniers entscheiden, ob wir den Spieler zurückrufen oder nicht", rechtfertigt Müller seine Rolle rückwärts, nachdem er noch vor 14 Tagen ganz andere Töne in Richtung des 22-Jährigen angeschlagen hatte. "Er musste nicht zuletzt durch den Kurs der FIFA von einer Abstellungspflicht ausgehen und war zudem einem enormen moralischen Druck seitens des brasilianischen Fußballverbandes CBF ausgesetzt. Olympia-Trainer Carlos Dunga ist auch Trainer der A-Nationalmannschaft, für die Rafinha künftig gern spielen würde", weiß der Ex-Profi.
Der CBF soll nun gewährleisten, dass Rafinha für den Fall einer Verletzung versichert ist. Dieses Angebot hat Schalke den Brasilianern über Anwalt Theo Paeffgen per Fax zukommen lassen. Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der den Serben Gojko Kacar nach China ziehen lassen musste, will zudem die Nationalverbände dazu auffordern, für die Zeit der Abstellung die Gehälter der Spieler zu übernehmen und eine zusätzliche Abstellungsgebühr zu entrichten.
"Mit unserer Entscheidung entsprechen wir dem Appell der FIFA, dem Spieler die Teilnahme an Olympia zu ermöglichen. Nun erwarten wir vom Weltfußballverband, dass er uns in den Gesprächen mit dem brasilianischen Verband unterstützt - zumal wir lediglich genau das einfordern, was die FIFA in dieser Frage künftig ohnehin rechtlich regeln will", betont Müller.
Rafinhas Glück, nun bei Olympia mit seinen Landsleuten Diego und Ronaldinho spielen zu dürfen, könnte allerdings Schalkes Pech sein. "Wir haben nicht nur das Auftaktprogramm in der Bundesliga, sondern die durch das Los Atletico Madrid äußerst schwere Champions-League-Qualifikation zu überstehen. Dafür hätten wir unseren besten Kader gebraucht", verzichtet Müller mit einem flauen Gefühl im Magen auf den Stammspieler.
Die offene Konfrontation mit seinem Arbeitgeber hat Rafinha jedenfalls als Punktsieger beendet. Ob er bei seiner Rückkehr aus China Ende August noch auf Schalke willkommen sein wird, hängt nun stark vom Weiterkommen oder Aus gegen die Spanier ab. Schafft die Mannschaft auch ohne "Rafi" die Quali, wird sein Alleingang schnell vergessen sein. Im Falle des Scheiterns aber dürfte er bei den Fans unten durch und ein Verkauf nicht ausgeschlossen sein.