Es ist ein Rekord, den wohl keine Fußballmannschaft der Welt erobern möchte: Zum vierten Mal in Folge spielte Bundesliga-Schlusslicht FC Schalke 04 0:0, diesmal am Sonntagnachmittag beim Tabellenzweiten 1. FC Union Berlin. Das hat in der Bundesliga-Geschichte noch niemand hinbekommen. Dieses Ergebnis half beiden Teams nicht: Union verpasste durch eine magere Vorstellung den Sprung an die Tabellenspitze, Schalke klebt am Tabellenende fest – mit inzwischen sechs Punkten Rückstand zum rettenden Ufer.
Beide Trainer veränderten ihre Formation im Vergleich zum letzten Pflichtspiel. Union-Trainer Urs Fischer rotierte nach dem 0:0 in der Europa League bei Ajax Amsterdam am Donnerstagabend auf fünf Positionen. Thomas Reis ersetzte die verletzten Schalker Tim Skarke (Fußprellung) und Soichiro Kozuki (Knöchelprobleme) durch Marius Bülter und Dominick Drexler.
Doch obwohl beide Mannschaften den Sieg dringend nötig hatten, gehörte schon die erste Halbzeit zu den langweiligsten in dieser Bundesliga-Saison. Es war nicht einmal ein Spiel für Taktikfreunde, höchstens für Anhänger des umkämpften schottischen Hauruck-Fußballs der 80er Jahre. Es gab lediglich fünf Torschüsse in 45 Minuten, und nur einer war richtig gefährlich: Im Anschluss an eine Ecke schoss der Berliner Danilho Doekhi aufs Tor, Schalke-Torwart Ralf Fährmann parierte gekonnt.
Mehr passierte nicht. Es gab viele Zweikämpfe, überdurchschnittlich viele Fouls, die Partie war immer wieder unterbrochen. Die Berliner boten den Fußball, der sie auf den zweiten Platz gebracht hatte: nicht schön, aber abwehrstark und immer lauernd auf den entscheidenden Moment. Deshalb pfiffen die Fans der Berliner bei keinem Fehlpass, keinem verdaddelten Spielzug. So spielen sie eben.
Gut aus Schalker Sicht in der ersten Hälfte: Die Defensive stand einmal mehr sicher und ermöglichte aus dem Spiel heraus nicht einmal eine kleine Chance. Fährmann meisterte seine einzige Prüfung bravourös, Viererkette und defensives Mittelfeld ließen kaum Lücken. Schlecht aus Schalker Sicht: Die Offensive zeigte erneut, warum sie schon vor dem Spiel in Köpenick drei Spiele lang kein Tor erzielt hatte. Nicht eine gefährliche Strafraumaktion brachten die Schalker zustande. Als Schiedsrichter Tobias Welz zur Pause pfiff, deutete wenig darauf hin, dass die 0:0-Serie der Königsblauen ein Ende finden würde.
Die zweite Hälfte begann mit einer Choreographie der mitgereisten Schalke-Ultras. Sie waren erst unmittelbar vor dem Anpfiff des Spiels eingetroffen, nachdem sie in Gelsenkirchen von Anhängern anderer Klubs angegriffen worden waren. Sportlich wurde die zweite Hälfte zunächst nicht viel interessanter. Symptomatisch für die Offensivleistungen beider Mannschaften war ein Torschuss von S04-Stürmer Michael Frey, der ins Seitenaus flog (58.). Erst danach wurde die Partie etwas munterer. Union-Trainer Fischer brachte sukzessive die Spieler, die er nach der strapaziösen Europa-Reise eigentlich schonen wollte. Die Königsblauen hatten in der 60. und 63. Minute ihre ersten Chancen. Zunächst zögerte Frey nach einer Kopfball-Vorlage von Bülter viel zu lang, sein Schuss wurde zur Ecke gegrätscht. Da war viel mehr drin. Das galt auch für Thomas Ouwejan drei Minuten später, der unbedrängt über die linke Seite in den Strafraum eindrang. Sein Querpass aber landete nicht bei einem Mitspieler. S04-Trainer Reis schüttelte draußen den Kopf.
Fortan lebte das Spiel von der Spannung – je näher das Spiel rückte, desto unstrukturierter wurden die Angriffsversuche, die schon vorher nicht oft durchdacht wirkten. Ja, ab und an gab es Ecken und Freistöße, manchmal Flanken und sogar Torschüsse, aber keine wirklich erwähnenswerte Aktion. Es blieb beim müden 0:0 – ein Punkt beim Tabellenzweiten ist für Schalke gewiss ein Achtungserfolg. Aber enden auch die letzten 13 Saisonspiele torlos, ist S04 wohl abgestiegen.