Wenn Sepp van den Berg die Augen schließt, schießen ihm noch heute manchmal die Bilder seiner schlimmen Verletzung durch den Kopf. „Dann sehe ich, dass mein Knöchel nicht ganz gerade ist“, erzählt der 21 Jahre alte Niederländer in einem Video-Format seines Klubs Schalke 04.
Knapp drei Monate ist es nun her, dass sich van den Berg eine komplizierte Bänderverletzung im linken Sprunggelenk zugezogen hat. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg (2:3) war der Innenverteidiger nach einem Zweikampf mit Mergim Berisha folgenschwer umgeknickt. Es waren schreckliche Szenen, die sich der Schalker bis zum heutigen Tag nicht noch einmal angeschaut hat. „Die Leute sagen, dass es schlimm ausgesehen hat“, erklärt van den Berg. „Aber ich versuche, das zu vergessen. Wenn ich zu viel darüber nachdenken würde, würde ich vielleicht ein bisschen Angst bekommen, dass es wieder passiert.“
Und Angst wäre auf dem Rasen ein schlechter Begleiter für den hoch veranlagten Verteidiger, der noch bis zum Sommer vom FC Liverpool nach Gelsenkirchen ausgeliehen ist. Speziell als Defensivspieler wird von van den Berg erwartet, dass er sich furchtlos in Zweikämpfe und stürzt und Bälle abfängt.
Erste große Verletzung in der Karriere von Schalke-Profi van den Berg
Klar ist aber: Für den 21-Jährigen ist die aktuelle Phase komplett neu. Die Knöchelverletzung ist die erste größere Verletzung seiner Karriere. Pausen und Rückschläge gab es für van den Berg in den vergangenen Jahren kaum. Schon als 16-Jähriger debütierte er für seinen Heimatverein PEC Zwolle in der niederländischen Top-Liga Eredivisie – und er überzeugte. So sehr, dass internationale Spitzenklubs auf den Verteidiger aufmerksam geworden sind. 2019 unterschrieb er schließlich einen Vertrag bei FC Liverpool. Dort gilt van den Berg als ein Mann für die Zukunft.
Nach einer erfolgreichen Leih-Station beim englischen Zweitligisten Preston North End in der Vorsaison wollte er nun auf Schalke den nächsten Schritt machen. Doch in seinem vierten Bundesligaspiel kam es zur Verletzung. „Ich konnte erst gar nicht realisieren, was passiert ist“, beschreibt van den Berg. „Klar, mein Knöchel war geschwollen und sah schlimm aus, aber ich hatte das Gefühl, bald wieder ins Training einsteigen zu können. Mental hatte ich den Schalter noch nicht umgelegt.“ Erst nach der Operation, die in Absprache mit dem FC Liverpool in London durchgeführt wurde, begriff der 21-Jährige langsam, dass er länger ausfallen wird. „Seitdem liegt mein kompletter Fokus darauf, ins Mannschaftstraining zurückzukehren.“
Sepp van den Berg macht Fortschritte
Und darauf wartet er sehnsüchtig. Noch immer befindet er sich nach seiner Operation im Aufbautraining. Und das spielte sich in den vergangenen Wochen fast ausschließlich in der Halle ab. Aber: Der Innenverteidiger macht sichtbare Fortschritte. Auf Krücken ist van den Berg schon länger nicht mehr angewiesen. Auch normales Gehen und lockeres Laufen bereiten dem Schalker keine Probleme mehr. So drehte er in dieser Runde etwa schon einige Platzrunden als seine Kollegen auf dem Rasen trainierten. Auch einfache Passübungen stehen für den Niederländer inzwischen wieder auf dem Programm.
Nach unzähligen schweißtreibenden Einheiten fernab der Kollegen ist das für van den Berg schon ein erster Schritt in Richtung Comeback – und es dürfte eine willkommene Abwechslung zum sonst eher eintönigen Reha-Programm gewesen sein.
Jeden Morgen ging es für den Niederländer nach dem Aufstehen auf das Vereinsgelände am Berger Feld. Dort lag der Fokus vor allem auf der Stabilisation seines linken Knöchels und dem Muskelaufbau. „Im Grunde habe ich nach der Operation meine gesamte Muskelkraft im linken Bein verloren“, erklärt van den Berg. „Und diese Muskeln muss ich wieder aufbauen. Das mache ich aktuell. Es geht um Basics. Aber wenn ich wieder mit den Jungs auf dem Platz stehe, will ich besser sein als zuvor.“
Das würden mit Sicherheit auch die Schalker Verantwortlichen begrüßen. Denn gerade in der Innenverteidigung hatte der Bundesliga-Letzte zuletzt großen Personalnotstand. Top-Talent van den Berg war dort eigentlich als Stammkraft eingeplant. Bis zu seinem Bundesliga-Comeback wird es aber wohl noch etwas dauern. Im Idealfall könnte er wohl frühestens Anfang Januar im Trainingslager wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvieren.