Wenn Schalkes neuer Trainer Fred Rutten am kommenden Dienstag um 10 Uhr zur ersten Trainingseinheit zur Vorbereitung auf die Saison 2008/09 bittet, wird auf dem Vereinsgelände wieder der Ausnahmezustand herrschen. Die lange S04-lose Zeit, die für ganz hart gesottene Königsblaue durch die EM nur unzureichend überbrückt werden konnte, ist dann vorbei. Außerdem wird die gesamte Mannschaft am Ball sein - bis auf die EM-Teilnehmer Kevin Kuranyi, Heiko Westermann und Ivan Rakitic, die erst zwei Wochen beziehungsweise 19 Tage später ins Programm einsteigen.
Da zudem gerade die Sommerferien angefangen haben, dürften mindestens 5.000 Zuschauer den Trainingsplatz eins säumen. Die größte Neugier weckt natürlich Neuzugang Jefferson Farfan, der neben seinem Status als teuerster Schalker Transfer aller Zeiten und verlässlicher Lieferant von Skandälchen in der Heimat Peru auch sportliche Schlagzeilen liefern will. Für die Jungprofis Carlos Zambrano, Levan Kenia und Mohamed Amsif beginnt hingegen nun der Ernst im Profifußball. Während Farfans Landsmann Zambrano bereits in der vergangenen Saison einmal Arenaluft schnuppern durfte, beim 1:1 im Heimspiel gegen den Hamburger SV nicht zum Einsatz kam, ist für den georgischen Techniker Kenia und Torhüter Amsif das Abenteuer Bundesliga noch völlig fremd.
Bereits einige Tage vor dem offiziellen Start haben sieben Spieler die ersten Schichten hinter sich. Unter der Anleitung von Dr. Christos Papadopoulos und Rouven Schirp trainierten Jermaine Jones, Gustavo Varela, Benedikt Höwedes und Grossmüller schon seit Donnerstag auf dem Platz. Am Freitag stießen Halil Altintop, Christian Pander und Carlos Zambrano hinzu. "Die Jungs haben alle einen individuellen Plan für den Urlaub und nutzen unser zusätzliches Angebot, um speziell in den Bereichen Koordination, Kraft und Ausdauer begleitend zu trainieren", findet Papadopoulos, Leiter der Abteilung für Kondition und Rehabilitation, den Eifer der Kicker nicht ungewöhnlich.
Besonders Varela hat nach einer für ihn wieder einmal fast verlorenen Saison großen körperlichen Nachholbedarf. "Nach der Schilddrüsenoperation hatte ich eine längere Pause und Rückstand. Jetzt bin ich aber zuversichtlich, dass ich am Dienstag mit der Mannschaft trainieren kann", erklärt der Uruguayer. An Varelas Seite arbeitet dessen Landsmann Carlos Grossmüller daran, nicht schon nach einem Jahr auf Schalke als Fehleinkauf abgestempelt zu werden. "Ich will zum Trainingsauftakt in guter Verfassung sein", nickt der Techniker, der seinen Urlaub freiwillig um eine Woche verkürzt hat.
Altintop, der am Donnerstag aus seinem Dubai-Urlaub nach Gelsenkirchen zurückgekehrt war, nutzte den vorgezogenen Trainingsbeginn gerne. "Wir hatten genug Pause", erklärte der Angreifer. "Außerdem macht das Programm mit den Jungs gemeinsam natürlich mehr Spaß."
Ähnlich sieht es Christian Pander, der mit Physiotherapeut Holger Just bereits Mitte Juni eine Woche auf Mallorca schuftete. "In Gelsenkirchen ist das Wetter ja fast genauso gut", flachste der Linksverteidiger, der nach seinen zahlreichen Verletzungen in der vergangenen Saison seine Form in Ruhe aufbauen will. "Es kann sein, dass ich dafür ab und zu aus dem Mannschaftstraining aussteige und individuelle Sonderschichten schiebe. Aber das kenne ich ja schon", betont Pander.
Mit Orlando Engelaar ist am Dienstag hingegen noch nicht zu rechnen. Weil er es bei der EM mit der Niederlande immerhin bis ins Viertelfinale geschafft hat, wäre sein Dienstantritt ohnehin erst zwei Wochen später vorgesehen. Allerdings hakt es nach wie vor an der Freigabe für den 1,98-Meter-Mann aus Enschede.