So ist es relativ ruhig an der Castroper Straße. Finanzvorstand Ansgar Schwenken nutzt die Tage zwischen den Spielzeiten mit einer Vielzahl von "Aufräumungsaufgaben". Außerdem nahm er sich Zeit für ein ausführliches Gespräch mit RevierSport.
Die Betonsanierungsarbeiten im rewirpowerSTADION laufen auf Hochtouren. Steht eigentlich schon fest, wann die Arbeiten abgeschlossen sind? Nach Auskunft der Stadt Bochum noch in diesem Jahr. Wobei das Gros der noch anfallenden Arbeiten in der Sommerpause erledigt wird. Danach sind die meisten Gerüste verschwunden.
Und wann werden die Bauarbeiten in Sachen Team 2008/09 abgeschlossen? Dass Christian Fuchs im ersten EM-Spiel nicht zum Einsatz kam, verschlechtert Ihre Position sicher nicht! Außer dem bekannten Wunsch, Fuchs aus Mattersburg zu verpflichten, sind unsere Personalplanungen zunächst abgeschlossen. Bei Fuchs allerdings schießt der abgebende Verein quer. Eigentlich sollten bis zum Beginn der EURO eine Entscheidung fallen. Doch darauf warten wir zur Stunde immer noch. Die Fakten: Wir sind uns mit Christian Fuchs einig und er hat uns auch die definitive Zusage gegeben. Laut Angaben von Mattersburg haben wir darüber hinaus dem Klub ein faires Angebot gemacht. Ganz offensichtlich spekulieren sie darauf, den Spieler nach einer erfolgreichen EM lukrativer abgeben zu können. Doch das lässt der Spieler nicht mit sich machen. Er steht bei uns im Wort. Das ist unbefriedigend, aber wir gehen davon aus, dass er in der kommenden Spielzeit bei uns spielt.
Also ist die Suche nach einem zusätzlichen Innenverteidiger oder Stürmer eingestellt? Zur Stunde ja. Aber während der Vorbereitung werden wir uns mit dem Trainer zusammensetzen und sehen, wo eventuell noch Bedarf besteht und wo wir noch eine Ergänzung brauchen. Aber zunächst bleibt es bei dem Wunsch, Fuchs zu verpflichten. Danach kämen ohnehin nur noch ablösefreie Spieler für uns in Frage.
Gibt es Anfragen anderer Klubs, um einen VfL-Profi loszueisen, zum Beispiel Stanislav Sestak? Zur Stunde gibt es weder eine Anfrage noch ein Angebot. Vor längerer Zeit hatten wir mal zwei Anfragen von Erstligisten, ob wir uns vorstellen könnten, Stanislav Sestak abzugeben. Wir haben beiden Klubs eine Absage erteilt. Und damit ist die Sache für uns erledigt. Von uns gibt es derzeit keinerlei Bestrebungen, irgendeinen Spieler abzugeben. Wie viele Spieler umfasst denn der neue Kader? 24 Spieler, darunter drei Torhüter.
Mehr geht wirtschaftlich nicht? Ich denke, für VfL-Verhältnisse haben wir in die neue Saison enorm investiert. Auf der einen Seite haben wir im Gegensatz zu den vorherigen Jahren keinerlei Einnahmen aus Transfererlösen erzielt. Andererseits haben wir für Freier, Fernandes, Azaouagh und vielleicht Fuchs so viel gezahlt wie noch nie. Das war möglich, weil wir uns in der Bundesliga wieder zwei Jahre etabliert haben und unsere wirtschaftliche Situation sich gestärkt hat. Zusatzeinnahmen zwischen zwei und drei Millionen Euro haben wir in den neuen Kader gesteckt. Um wieviel wird der Gesamtetat in der neuen Spielzeit steigen? Grundsätzlich wird er ähnlich wie im Vorjahr bei 38 Millionen Euro liegen. Der Unterschied: Höhere Transfereinnahmen (z.B. Gekas) sind nun weggefallen. Und wie hoch liegt der wirtschaftliche Aufwand für die Lizenzspieler inclusive Trainer und medizinischer Abteilung? Der wird in der kommenden Spielzeit leicht steigen. In der abgelaufenen Saison lag er bei 16 Millionen Euro. Stichwort abgelaufene Saison. Wie lief es wirtschaftlich für den VfL? Zwar wird die genaue Bilanz erst zum 30. Juni gezogen. Wir können aber jetzt schon feststellen, dass wir uns im Rahmen unserer vorliegenden Planzahlen bewegen. Auch den Zuschauerschnitt von 23.500 Besuchern haben wir erreicht.
Nicht kalkuliert waren die Strafen, die die Liga vom VfL wegen wiederholtem Fehlverhalten der Fans verlangt hat. Geschätzt hat der VfL rund 150.000 Euro gelöhnt. Wenn man die Nicht-Einnahmen aus dem Rostockspiel berücksichtigt, dann kann ich die genannte Größenordnung nicht dementieren. Geld übrigens, das wir lieber wesentlich sinnvoller verwendet hätten. Für Bochumer Verhältnisse hat der Klub mächtig aufgerüstet. Müssen die Fans, um Paul Freier wieder zu sehen, jetzt höhere Eintrittspreise hinnehmen? Nein. Nach wie vor gelten sowohl beim Einzelkartenverkauf als auch beim Dauerkartenverkauf die Preise der Vorsaison. Es gibt keine Preiserhöhung. Mit unserer Preisstruktur bewegen wir uns auch weiterhin im unteren Drittel der Erstligisten. Was hat sich beim Ticketkauf denn überhaupt verändert? Die Anzahl der Topspiele (Kategorie B) hat sich von sechs auf acht Spiele erhöht. Wir haben damit der Attraktivität von Mönchengladbach und Köln als hochinteressante Gegner Rechnung getragen. Da dies aber die Dauerkarten-Inhaber überhaupt nicht betrifft, ist das ein weiteres Argument für den Kauf eines Jahrestickets.
Gibt es auch in der Saison 2008/09 wieder die Regelung, dass Dauerkarteninhaber, Vereinsmitglieder und Fanklubmitglieder bei Spielen der Kategorie B ein exclusives Vorkaufsrecht haben? Ja, die Erfahrungen der abgelaufenen Spielzeit waren sehr positiv. Zum einen, weil mehr Bochumer Fans bei den Topspielen im Stadion waren. Zum anderen auch, weil der Sicherheitsaspekt gegriffen hat. Deshalb werden wir nichts ändern. Realistisch gesehen kann das Ziel doch einmal mehr nur der Klassenerhalt sein. Grundsätzlich ist das so. Denn jeder, der sich mit den finanziellen Verhältnissen beschäftigt, hat gesehen, dass wir uns in der Tabelle mit Frankfurt, Dortmund und Berlin treffen müssten. Die haben gegenüber uns den doppelten Etat zur Verfügung. Deshalb werden wir immer den Klassenerhalt und die 45 Punkte im Auge haben. Denn das garantiert uns die Erstliga-Zugehörigkeit. Wir müssen so stabil werden und dahin kommen, dass wir auch dann drin bleiben, wenn z.B. durch Verletzungen alles gegen uns läuft. Denn wie schnell man straucheln kann, hat man am Beispiel Nürnberg gesehen. Die waren Sechster und Pokalsieger, galten als über Jahre gesichert und sind jetzt weg. Es muss bei uns kein Ausrutscher nach oben geben, wann garantiert ist, dass es auch keinen nach unten gibt.
Bei insgesamt drei Millionen Euro Investitionen stellt sich die Frage, ob die weitere Entschuldung des Vereins damit zunächst ausgesetzt ist. Die Entschuldung müssen wir weiter voran treiben. Und ich bin sicher, bei einer langen Erstligazugehörigkeit werden wir sie komplett tilgen. Je weiter die zweite Liga zurück liegt, um so einfacher ist es, in kleineren Schritten die Entschuldung zu betreiben. Bei der letzten Hauptversammlung hatten wir noch 4,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Und wir haben auch in der vergangenen Saison davon wieder etwas abgebaut.
Heißt das übersetzt, so gut stand der VfL schon lange nicht mehr da? Ich bin jetzt hier zwölf Jahre tätig, und ich kenne aus dieser Zeit keinen geringeren Stand der Verbindlichkeiten. Die U-23 hat den Sprung in die neue Regionalliga geschafft. Mit welcher Zielsetzung geht das Team von Nico Michaty in die neue Spielklasse? Zunächst ist auch hier der Klassenerhalt das Ziel. In der Liga muss man sich etablieren. Für uns bedeutet die Liga aber auch einen enormen finanziellen Mehraufwand gegenüber der Oberliga. Wir sind aber der Ansicht, dass es halt notwendig ist, auch den jüngeren Nachwuchsspielern weitere Perspektiven zu geben, um Spielpraxis auf höherem Niveau zu erhalten. Wenn diese Talente nämlich in der NRW-Liga spielen, wäre der Leistungsunterschied nach oben noch größer und ein Übergang zu den Profis kaum zu gewährleisten. Seit Michael Öning als vorgesehener Koordinator des Jugendbereichs und A-Jugendtrainer sich über Nacht weggestohlen hat, trainiert Dariusz Wosz mit Erfolg die A-Jugend. Wie geht es weiter? Wir planen in der neuen Saison etwas differenzierter. Dariusz Wosz wird weiterhin bei der U-19 arbeiten. Darüber hinaus planen wir im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens die vorgeschriebene Einstellung eines weiteren Fußball-Lehrers. Der wird eine Art Cheftrainer für den gesamten Jugendbereich. Er wird sicherlich sein Hauptaugenmerk auf die A-Junioren richten, sicher auch mal auf dem Platz stehen, aber keiner bestimmten Mannschaft zugeordnet. Stattdessen wird er darauf achten, dass bei allen Teams eine einheitliche Ausbildungsgrundlage eingeführt wird. Und wie schließt der VfL in Zukunft seine Lücken auf den Zuschauerrängen? Das gehen wir seit geraumer Zeit konzeptionell an. Unsere Planzahl ist, den Schnitt Jahr für Jahr um 500 Anhänger pro Spiel zu steigern. Und da gibt es sicherlich auch schon die ersten Erfolge. Seit einiger Zeit haben wir damit begonnen, junge Fans an den VfL heranzuführen. Wir haben das Schulprojekt, den Bobbi-Bolzer-Klub und demnächst auch ein weiteres Projekt, dessen Ziel es ist, Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren für den VfL zu begeistern. In diesem Alter nämlich entscheidet sich, für welchen Verein sie später schwärmen. Mittlerweile können wir behaupten, dass in diesem Alter keiner am VfL vorbei kommt. Aber so etwas wird sich nicht in zwei, drei Jahren auswirken. Aber vielleicht kommen diese Kinder, wenn sie 15 oder 16 sind, zum VfL. Und was macht das angedachte Stadionumbau-Projekt? Wir sind dabei, eine Bestandsaufnahme in baulicher Hinsicht zu erstellen. Der Anfang ist gemacht. Jetzt müssen wir darüber diskutieren, dass wir das Stadion im Bereich Komfort zeitnah halten. Ich glaube, auch in Verbindung mit der Frauen-WM 2011 werden wir bei diesem Thema ein Stück weiterkommen.