Eigentlich hatte Jonathan Burkardt ja nur auf einen Handwerker gehofft. „Ich hatte zwei verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. Da ich einen Wasserschaden bei mir zu Hause hatte, dachte ich, das wäre der Sanitärdienst“, verriet der Shootingstar des FSV Mainz 05. Doch dann meldete sich beim Rückruf Bundestrainer Hansi Flick - mit großem Lob.
In dem Telefonat vor der Nominierung habe ihm der Coach des DFB-Teams mitgeteilt, „dass ich auf dem Schirm bin. Das ist eine große Form der Wertschätzung für mich“, betonte Burkardt, der zunächst aber noch die U21 als Kapitän zur EM führen soll. Doch nach seinen fulminanten Leistungen zuletzt ist das Debüt in der Nationalmannschaft plötzlich ganz nah.
Ich hatte zwei verpasste Anrufe von einer unbekannten Nummer. Da ich einen Wasserschaden bei mir zu Hause hatte, dachte ich, das wäre der Sanitärdienst.
Jonathan Burkardt
„Natürlich war auch Jonathan Burkardt ein Thema, weil er sich in Mainz gut entwickelt. Er ist aber Kapitän der U21 und für die Mannschaft auf dem Weg zur EM sehr wichtig“, sagte Flick dem SID. Die Mannschaft von Antonio di Salvo ist in der Qualifikation gegen Polen am Freitag (18.15 Uhr/ProSieben MAXX) und am Dienstag gegen San Marino auf ihren Anführer angewiesen.
Der 21-Jährige, den sie in Mainz nur liebevoll „Jonny“ nennen, hat schließlich eine rasante Entwicklung hingelegt. Schnell, dynamisch und inzwischen auch torgefährlich - mit acht Treffern in 13 Pflichtspielen ist Burkardt maßgeblich am Höhenflug der 05er beteiligt. Vergleiche mit dem jungen Andre Schürrle machen bereits die Runde.
Dabei war ein derartiger Aufstieg kaum absehbar. Burkardt musste sich nach einer schweren Verletzung in der U17 vor einigen Jahren mühsam zurückkämpfen, in den ersten drei Profisaisons erzielte er nur drei mickrige Tore. „Diese Widerstände haben ihn besser gemacht“, meinte FSV-Coach Bo Svensson, „und werden ihn auch noch besser machen“. In dieser Saison platzte endlich der Knoten.
„Gut gespielt habe ich vorher schon. Jetzt gehen noch die Dinger rein, was ganz schön ist“, sagte Burkardt, der sich von den Schlagzeilen nicht ablenken lassen will.
Es gebe „keinen Grund, jetzt abzuheben“. Anders als die meisten Profis im Geschäft etwa ist er auch deshalb nicht in den Sozialen Medien unterwegs. Seiner Entwicklung schadet es jedenfalls nicht.
Aufgrund der starken Leistungen schauen die Mitspieler in der U21 nun „mehr nach mir, trauen mir noch mehr zu und geben mir mehr Bälle“, sagte Burkardt, der sich Flicks Nummer inzwischen ganz sicher eingespeichert haben dürfte: „Wie es nächstes Jahr aussieht, muss man sehen. Bis dahin kann so viel passieren. Es war schon schön, einen Anruf zu erhalten.“