Schiedsrichter Babak Rafati unterlief am Freitagabend ein Missgeschick, das selbst im abwechslungsreichen Bundesligageschäft eine Rarität darstellt. Dennoch gilt es, den Hut vor dem 37-Jährigen zu ziehen. Was war geschehen? In der 53. Minute wurde Marko Pantelic in der Dortmunder Hälfte von Tinga vom Ball getrennt. Nach Ansicht des Berliner Angreifers und seines Trainers Lucien Favre mit unfairen Mittel. Der Hertha-Coach: „Ich denke, die Entscheidung, weiter spielen zu lassen, war falsch. Der folgende Konter hätte zu einem Gegentor führen können.“ Während sich der Hauptstadt-Stürmer nur verbal beim Linienrichter beschwerte, wurde der Trainer energischer. Der Referee: „Lucien Favre hat den Assistenten angefasst und ihm einen Vogel gezeigt.“ Der Schweizer dazu: „Ich hätte ruhiger bleiben müssen.“ Ansonsten wollte er sein Fehlverhalten nicht genauer definieren: „Daran kann ich mich nicht erinnern, lassen sie uns lieber über Fußball sprechen.“
Der Unparteiische hatte die Szene selbst nicht gesehen und wurde von dem vierten Offiziellen darauf aufmerksam gemacht: „Sascha Thielert hat mir gesagt, er muss runter. Ich dachte, er meinte Pantelic, dem ich daraufhin die Rote Karte gezeigt habe. Der vierte Offizielle hat sofort reagiert und mich erneut zu sich gerufen. Ich habe den Platzverweis zurückgenommen und mich bei Pantelic entschuldigt.“ Für Rafati, der eine gute Gesamtleistung ablieferte, eine logische Konsequenz: „Es kommt nicht darauf an, ob die Entscheidung vor fast 70.000 Zuschauern mutig ist, sondern einzig allein darauf, dass sie die Richtige ist.“
Für ihn selbst ist die Angelegenheit erledigt, für den Berliner Fußballlehrer nicht, denn der Referee kündigte an, dass er einen „Sonderbericht anfertigt“. Der auf die Tribüne verbannte Favre entschuldigte sich zwar nach dem Schlusspfiff in der Schiedsrichter-Kabine, doch um eine weitere Bestrafung wird er wohl nicht herumkommen, denn jeder Körperkontakt zu dem Unparteiischen-Quartett wird vom DFB hart geahndet. Der einstige Frankfurter Trainer Willi Reimann zum Beispiel kann ein Lied davon singen. Beim Auswärtsspiel der Hessen in Dortmund (!) im März 2004 hatte er Schiedsrichter Thorsten Schriever einen Schubser verpasst und wurde daraufhin zu einer Innenraumsperre von fünf Spieltagen sowie einer Geldstrafe von 25.000 Euro verdonnert.