Ganz so schnell, wie man es sich in Fankreisen derzeit ausmalt, geht es allerdings selbst beim turbulenten FC Schalke nicht. Slomka ist noch im Amt, und dass dies nach den nächsten beiden Spielen gegen Bayern München und beim FC Porto noch so sein wird, dagegen spricht nach Aussage der S04-Verantwortlichen erst einmal nichts.
"Es gibt kein Ultimatum", betont Clemens Tönnies, der aus dem Ski-Urlaub geradewegs in der Schalker Krise landete. "Der Verein ist emotional, wir haben hier schneller Diskussionen als woanders, aber das stört mich nicht", kennt der S04-Aufsichtsratsvorsitzende die Verhältnisse im und rund um den Club schließlich ganz genau.
Am Montag hatte er den nach der Pleite in Leverkusen unter Beschuss geratenen Fußballlehrer zu einer Unterredung gebeten. Slomka zeigte sich einsichtig, er weiß, dass die deutsche Übersetzung seines slawischen Nachnamens - kleiner Strohhalm - seine momentane Situation auf Schalke sehr treffend beschreibt. "Die Kritik der vergangenen Tage ist absolut berechtigt. Die Maßnahmen, die ich getroffen habe, haben nicht gegriffen. Und als Trainer bin ich nun einmal für Erfolg wie Misserfolg verantwortlich. Ich habe den Hut auf und verstecke mich vor niemandem", betonte der 40-Jährige.
Um seinen Job, an den er am 4. Januar 2006 zur Überraschung fast aller Experten gekommen war, will er nun kämpfen wie ein Löwe. Und genau die Eigenschaften scheint Tönnies zu schätzen. "Wir haben mit ihm die Erfahrung gemacht, dass er, wie auch die Mannschaft, über sich hinaus wächst, wenn der Druck groß ist", spürt der Fleisch-Fabrikant weiterhin "volles Vertrauen" zu Slomka. "Als er damals Frank Rost aus dem Tor genommen hat, hat er Mut bewiesen. Danach hat die Mannschaft eine Siegesserie hingelegt, vielleicht klappt das ja jetzt auch. Es geht einzig und allein darum, die Ziele zu erreichen", macht Tönnies klar.
Den Part des Lautsprechers hatte nicht zum ersten Mal Josef Schnusenberg übernommen und damit die Trainerdiskussion erst richtig angeheizt. "Ich finde es gut, dass er ins Horn geblasen hat. Manchmal braucht man eben einen, der voran geht", gibt Tönnies seinem Freund das Okay.
Auch Tage nach der offenen Trainerschelte mochte der S04-Vorsitzende "nichts von dem zurücknehmen, was ich gesagt habe. Dazu stehe ich". In der jüngeren Vergangenheit hatte er desöfteren die Schlagzeilen bestimmt. Sätze wie "In vier Jahren sind wir auf Augenhöhe mit den Bayern" und "In zehn Jahren wissen wir gar nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geld" mischten die Fußball-Republik auf. Am gestrigen Mittwoch meinte Schnusenberg dann auf RS-Anfrage: "Wir haben uns darauf verständigt, dass wir bei dem Thema nur noch mit einer Stimme sprechen, der von Andreas Müller."
Diese blieb auch am vierten Tag nach dem Schweigegelübde von Leverkusen stumm, Schalkes Manager war leider nicht zu erreichen. Tönnies, der sich in den gut zwei Jahren Slomkas Amtszeit nicht immer bedingungslos hinter ihn gestellt hatte, hofft nun darauf, dass sich die Aufregung mit einem Sieg über die Bayern und dem Weiterkommen in Porto schnell wieder legen wird. "Wenn wir die nächsten Spiele erfolgreich bestreiten, und davon gehe ich aus, dann geht's sowieso weiter. Wir wollen keine Personalfragen stellen. Es gibt kein Trainerhopping, dabei bleibt es auch", kündigt Tönnies an.
Und wenn nicht? "Ja, wenn der Himmel runterfällt, dann sind wir wieder auf dem Boden." Die Interpretation dieses Gleichnisses ist einfach. Wenn bis nächsten Mittwoch die Ergebnisse nicht stimmen, ist Slomka weg. Und das ist nichts anderes als ein Ultimatum.