Wer die aufgeregten Aussagen der BVB-Fans in den Sozialen Medien verfolgt, dem drängt sich der Eindruck auf, dass die Borussia kurz vor der Abstiegszone angesiedelt sein muss und Spiele in Serie verloren hat. Die Wahrheit ist eine ganz andere. Nur will die niemand hören.
Manchmal ist Fußball ein reines Ergebnisspiel. Angeblich interessiert sich nach einer Woche niemand mehr dafür, wie die zustande gekommen sind. Und dann wieder sind Resultate nicht so wichtig. Hauptsache der Fußball wird mit Leidenschaft vorgetragen. In Dortmund aber zählt nur beides.
Lucien Favre ist ja nicht der erste und vermutlich auch nicht der letzte BVB-Coach, dem das schwere Erbe des Jürgen Klopp wie ein Mühlstein um den Hals hängt. Auch seine unmittelbaren Vorgänger scheiterten früh an den andauernden Vergleichen mit Klopp, dem größten Glücksfall in der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund. Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass die Erfolgs-Erwartungen nicht nur auf der „Süd“ in den Himmel gewachsen sind. Die Aussagen der Verantwortlichen vor der Saison haben hier ja auch nicht gerade als Dämpfer gewirkt.
Bei zwei Gewissheiten gibt es derzeit keine zwei Meinungen. Das Team spielt nicht so, wie es das bereits nachgewiesene spielerische Vermögen der Akteure eigentlich erwarten lässt. Irgendwie ist da gewaltig der Wurm drin. Aber und zweitens: Sie werden vermutlich nicht besser, wenn vor ihren Augen der Trainer von den Rängen demontiert wird. Vor genau einem Jahr galt Favre als Wunschtrainer, auch der Fans. Man traute ihm Großes zu. Davon ist nicht mehr viel übrig. Ihn baldigst zu entlassen, wäre eine Konzession an die ganz Heißblütigen. Außerhalb des Dortmunder Einzugsgebiets wäre ja kaum jemandem zu vermitteln, dass ein Coach entlassen wird, der oben dabei ist und nur zwei von 13 Pflichtspielen verloren hat. Aber was heißt das schon? Gut möglich, dass sie schon bald den nächsten legitimen Nachfolger von Jürgen Klopp suchen werden. Und vermutlich nicht finden.