Lucien Favre stand ganz vorne, am Rand seiner Coaching-Zone, und ruderte hektisch mit den Armen. Dem Trainer von Borussia Dortmund schien das Unheil kommen zu sehen, das kurz vor Ende des Spiels bei Eintracht Frankfurt über seine Mannschaft hereinbrechen würde: Martin Hinteregger brachte den Ball vors Tor, Daichi Kamada schoss – und Thomas Delaney lenkte den Ball ins eigene Netz (88.). So endete ein weitgehend überlegen geführtes Spiel nur 2:2 (1:1) – weil sich der BVB immer wieder mit Nachlässigkeiten selbst in Gefahr brachte und so im Titelrennen einen weiteren Rückschlag erlitt.
Man merkte beiden Mannschaften an, dass sie unter der Woche kraftraubende Auftritte im Europapokal absolviert hatten. Favre verzichtete sogar komplett auf frisches Blut und setzte auf die gleiche Startelf wie beim 0:0 gegen den FC Barcelona am Dienstagabend.
So fehlte es beiden Mannschaften oft an Tempo, vor allem aber an Konzentration und Präzision, hüben wie drüben gingen viele Bälle durch ungenaue Pässe oder schlampige Ballannahmen verloren. Bis zum ersten Mal so etwas wie Torgefahr entstand, dauerte es zehn Minuten – doch Frankfurts Filip Kostic brachte seinen Freistoß aus 25 Metern genau auf Torhüter Roman Bürki.
Damit aber hatte er die Dortmunder offenbar geweckt: Jadon Sancho schickte Achraf Hakimi auf der rechten Seite, sprintete durch in den Strafraum, wo ihn Hakimis Hereingabe erreichte. Kevin Trapp konnte den strammen Schuss noch klären – allerdings nicht entscheidend: Thorgan Hazard kam links im Strafraum an den Ball und bediente den heranrauschenden Axel Witsel präzise, der gegen Trapps Laufrichtung zum 1:0 einschoss (11.).
Wenig später war Hakimi wieder auf der rechten Seite auf und davon, doch Almamy Touré klärte seine Hereingabe so eben noch vor dem einschussbereiten Reus (12.). Und damit war das Dortmunder Offensiv-Feuerwerk erst einmal wieder vorbei, bis zur Pause konnten nur noch ein gehaltener Flachschuss von Sancho (21.) und eine weitere Flanke von Hakimi registriert werden – doch Trapp klärte vor Paco Alcácer (37.).
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Ansonsten verwalteten die Gäste die Führung – brachten sich aber zu oft durch Fehlpässe in der eigenen Hälfte in Bedrängnis. Das rächte sich kurz vor der Halbzeitpause: Die Dortmunder bekamen den Ball nicht geklärt, Djibril Sow konnte von rechts ungestört flanken, André Silva setzte sich im Zentrum gegen beide Innenverteidiger durch und schoss wuchtig zum 1:1 ein (44.).
Die Schwarz-Gelben kamen mit neuer Entschlossenheit aus der Kabine, Sancho scheiterte nach feinem Pass von Marco Reus alleine vor dem Tor an Trapp (48.). Doch die vielen Ungenauigkeiten blieben erhalten, sodass die Struktur im Spiel weiter fehlte und auch die Eintracht immer wieder Gelegenheiten bekam, Angriffe aufzuziehen.
Dennoch blieb Dortmund gefährlicher, Witsel verpasste Raphael Guerreiros Flanke am langen Pfosten (64.). Kurz zuvor hatte Mats Hummels verletzt ausgewechselt werden müssen, es kam Dan-Axel Zagadou. Und dessen erste Amtshandlung war es, mit den Kollegen die erneute Führung zu bejubeln: Einen Guerreiro-Freistoß ließ Trapp nach vorne abklatschen, Witsel brachte den Ball zu Sancho – und der drosch ihn aus kurzer Distanz zum 2:1 ins Netz (66.).
Wenig später hatte Hazard die Chance zur (Vor-)Entscheidung, nach feinem Reus-Pass aber strich sein Schuss knapp am langen Pfosten vorbei (70.). Doch auch die Eintracht hatte weiter Chancen, Kostic aber schoss von links deutlich über das Tor (72.). Favre winkte, Favre ruderte – aber es half nicht, seine Mannschaft konnte den späten Ausgleich nicht verhindern. Und plötzlich fuchtelte Favre nicht mehr, sondern stand nur noch konsterniert am Spielfeldrand.