Die Tage im idyllischen Seefeld dürften für RB Leipzig nicht zur reinen Gute-Laune-Reise werden. Der Zoff um Emil Forsberg spitzt sich immer weiter zu, die Aufarbeitung der Testspielpleite beim Einstand des neuen Trainers steht bevor. «Damit wir auch Lehren draus ziehen», betonte Julian Nagelsmann. Mit 1:4 verlor der 31-Jährige das erste Spiel als Coach des sächsischen Fußball-Bundesligisten, Gegner war der Schweizer Erstligist FC Zürich.
Das einzige Tor gelang Forsberg, kurz vor Schluss per Strafstoß. Der Schwede steht derzeit aber vor allem im Mittelpunkt eines langsam, aber sich bizarr werdenden Pokers um einen neuen Vertrag - oder einen Weggang. Dazu muss man wissen: Forsberg ist per Kontrakt noch bis Ende Juni 2022 an Leipzig gebunden. Und sein Berater Hasan Cetinkaya poltert in gewisser Regelmäßigkeit und vor allem öffentlich.
Nun sah sich aber sogar der ansonsten stets in solchen Dingen äußerst zurückhaltende Forsberg genötigt, sich zu äußern. Der 27 Jahre alte Schwede reagierte auf Medienberichte, denen zufolge er sich bei seiner bisher letzten Vertragserneuerung eine Ausstiegsklausel habe zusichern lassen. «Es ist absolut falsch, wenn behauptet wird, ich hätte eine Ausstiegsklausel bei der Vertragsverlängerung 2017 einarbeiten lassen», sagte Forsberg der «Bild»: «Das stimmt nicht. Solch eine Klausel gibt es nicht.»
Cetinkaya legte nach. Er habe den Eindruck, dass «diese Falsch-Information bewusst gestreut» worden sei. Schwer zu erraten ist nicht, aus welcher Richtung dies Cetinkaya zufolge gekommen sein soll. «Ich habe den Eindruck, dass sich damit einige Leute im Verein selbst schützen wollen», sagte er. Es sei einfach nur schade, dass diese Leute Forsberg für deren Interessen benutzen wollten.
Es sieht so aus, dass sich die Fronten diesmal richtig verhärten. Anfang diesen Monats hatte Cetinkaya gesagt, dass Forsberg ganz sicher bereit sei für den nächsten Schritt. «Die Frage ist, wo er den macht.»
Ein Gespräch unter anderem mit RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff und dem neuen Sportdirektor Markus Krösche, der zuvor lediglich auf die aktuelle Vertragssituation verwiesen hatte, brachte am Dienstag offensichtlich das Gegenteil von Klärung, geschweige denn Harmonie. «Emil ist natürlich enttäuscht. Er hat die Chance, den nächsten Schritt zu machen. Und jetzt halten sich die Personen, die ihm letztes Jahr Versprechungen gemacht haben, nicht daran.» Angeblich sollen die Leipziger dem in den vergangenen beiden Spielzeiten auch immer wieder und auch länger verletzten Schweden zugesagt haben, in diesem Sommer nach vier Jahren für RB für eine gewisse Summe gehen zu können.
Die Sache dürfte an Seefeld nicht vorbeiziehen, auch wenn Nagelsmann ankündigte: «Es ist gut, dass wir ein paar Tage wegkommen und in Ruhe arbeiten können.» Von diesem Sonntag bis zum folgenden Samstag wird er mit Forsberg und allen anderen bereits zur Verfügung stehenden Spielern auf die neue Saison vorbereiten. Hannes Wolf, der als Alternative für Forsberg geholt wurde, kann nicht mittrainieren - er fällt verletzt weiter aus. dpa