Dabei gab es keine teuren Neuzugänge zu bestaunen. Der Verein droht sogar wegen finanzieller Verfehlungen mit einem Sechs-Punkte-Abzug im August in die neue Saison zu starten. Dennoch zeigten die Anhänger des Ex-Klubs von Michael Skibbe und BVB-Legende Dedé, warum sie stets genannt werden, wenn es um die enthusiastischsten Fans der Türkei geht.
Tausende säumten laut der türkischen Zeitung „Sakaryagazeti“ in der Innenstadt die Ufer des Flusses Porsuk, der sich durch die 750.000-Einwohner-Metropole zieht. Dann überzogen sie die Wasserfläche mit bengalischen Fackeln und Rauchbomben. Ein beinahe mystisches Bild. Gut zu erkennen auf dem Video der türkischen Zeitung.
2011 wechselte der Dortmunder Publikumsliebling Dedé zum damaligen Trainer von Eskisehirspor Michael Skibbe in die Universitätsstadt nach Anatolien. „Die Fans sind genauso verrückt, wie die vom BVB“, staunte er damals im Interview mit Reviersport. Das ist wohl eher untertrieben. Drei Jahre spielte der gebürtige Brasilianer mit deutscher Staatsangehörigkeit mit Eskisehirspor in der Süperlig, wurde anschließend dort Co-Trainer.
2016 dann der Absturz. Der Verein stieg mit vielen teuren Altstars gespickt aus der Süperlig ab, wollte mit aller Macht den sofortigen Wiederaufstieg erzwingen. Er scheiterte im Entscheidungsspiel um den Aufstieg im Elfmeterschießen und übernahm sich. Seitdem kämpft der 1965 als Fusionsverein entstandene Klub ums Überleben. Derzeit drücken den Klub nach türkischen Medienberichten ca. 30 Millionen Euro Schulden. In der vergangenen Saison schaffte Eskisehirspor mit einer besseren Jugendmannschaft im Unterhaus zumindest den eigentlich nicht für möglich gehaltenen Klassenerhalt.
Ein wichtiger Faktor: Die unglaublichen Fans, die das neue Atatürk-Stadion auch eine Etage tiefer oft mit 20.000 oder mehr Menschen füllen. Und das in Zeiten, in denen viele Stadien in der Türkei halb leer bleiben. Dass sie den Klub auch in dieser - erneut schwierigen Saison – wieder nach vorne peitschen werden, daran ließen sie mitten in der Innenstadt von Eskisehir keinen Zweifel. Nebenbei gratulierten die Fans dem Klub auf diese Weise zum 54. Geburtstag. Ein Traum für alle Ultras. In Deutschland undenkbar.