Es wurde laut, sehr laut in jenem Eckchen des Stadions, in dem die Anhänger in Schwarz-Gelb untergebracht waren – weil sich auf dem Rasen ein Grüppchen ebenfalls schwarz-gelb gekleideter Spieler in höchster Geschwindigkeit näherte, vorneweg der Kapitän. Soeben hatte Marco Reus zum 2:0 für Borussia Dortmund getroffen, es war die Vorentscheidung in einer Partie, die schließlich 4:0 (1:0) endete. Dank des am Ende deutlichen Sieges nach zwischenzeitlich sehr zähem Auftritt hält der BVB im Meisterschaftsrennen den Kontakt zu Spitzenreiter Bayern München, nach wie vor beträgt der Rückstand in der Tabelle einen Punkt.
Die Dortmunder Anreise war weniger reibungslos als das Spiel verlaufen, der Mannschaftsbus blieb bei der Anfahrt zum Mannschaftshotel im berühmten Freiburger Bächle hängen – einem Bewässerungssystem aus vielen kleinen Wasserläufen in vielen Straßen der Altstadt. Erst als Mannschaft und Betreuer den Bus verlassen hatten, konnte dieser sich aus eigener Kraft befreien.
Der Start ins Spiel gelang dem BVB dann ohne größere Probleme: Nach einem Einwurf hatte Reus auf der linken Angriffsseite erstaunlich viel Platz – und dann ging es ganz schnell: Über Raphael Guerreiro und Mario Götze kam der Ball zurück zu Reus, der inzwischen in den Strafraum gelaufen war und präzise querlegte, sodass Jadon Sancho nur noch zum 1:0 einzuschieben brauchte (12.).
Und spätestens als eine Minute später ein Eckball sicher aus dem Dortmunder Strafraum geköpft wurde, schien alles auf einen Dortmunder Erfolg hinauszulaufen – die defensive Anfälligkeit bei Standardsituationen war ja zuletzt eines der größten Probleme gewesen. Tatsächlich wirkte Freiburg ein wenig beeindruckt, dem BVB boten sich mehrere Gelegenheiten nachzulegen. Doch Reus platzierte seinen Fernschuss zu zentral (19.), Axel Witsels Versuch aus der Distanz wurde zur Ecke abgefälscht (20.) – und in mehreren aussichtsreichen Situationen fuhr sich die Gäste-Offensive fest, weil Tempo oder Präzision im Passspiel fehlten.
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So fand Freiburg zurück ins Spiel – mit freundlicher Unterstützung des BVB: Roman Bürki spielte einen Fehlpass, doch Gian-Luca Waldschmidt konnte die resultierende Überzahl nicht nutzen und blieb mit seinem Pass an Julian Weigl hängen (22.). Der gelernte Mittelfeldspieler lief wieder einmal im Abwehrzentrum auf und überzeugte mit umsichtigem Stellungsspiel – auch als er wenig später Freiburgs beste Chance vereitelte, indem er Vincenzo Grifos Schuss aus zentraler Position zur Ecke blockte (24.).
Einen Fernschuss Waldschmidts konnte Bürki wegfausten (26.), nach Grifos Freistoß köpfte Florian Niederlechner über das Tor (28.) und nach Guerreiros Ballverlust und Waldschmidts Steilpass war Marius Wolf so eben noch vor Grifo am Ball und spitzelte die Kugel weg (32.). Die Dortmunder Führung, sie stand zur Halbzeitpause auf sehr wackligen Füßen.
Die zweite Halbzeit begann für den BVB zunächst deutlich schlechter als die erste: Wolf verletzte sich beim Versuch, einen weiten Pass zu erlaufen. Doch bevor er ausgewechselt werden konnte, hatte sich die Laune beim BVB schon wieder dramatisch verbessert: Raphael Guerreiro, dem seit seiner Zuarbeit zum Führungstreffer nicht mehr viel gelungen war, hebelte mit einem butterweichen Steilpass die gesamte Abwehrkette aus, und Reus, genau im richtigen Moment in den freien Raum gestartet, vollendete eiskalt zum 2:0 (54.).
Freiburg versuchte es noch mit einigen Distanzschüssen, die das Ziel aber allesamt knapp verfehlten. Doch der Widerstandsgeist der Gastgeber war gebrochen, die Partie trudelte ihrem Ende entgegen – und der BVB sorgte für die endgültige Entscheidung: Erst trieb Sancho den Ball durchs Mittelfeld, legte ab auf Reus, der legte quer auf Götze, der den Ball zum 3:0 über die Linie drückte (79.). Und dann nutzte der eingewechselte Paco Alcácer einen Handelfmeter zum 4:0 (87.) und sorgte so für in dieser Deutlichkeit lange nicht absehbaren Sieg.
Autor: Sebastian Weßling