Stefan Reuter wollte den Ort des Grauens eigentlich so schnell wie möglich verlassen, die Jobgarantie für den Trainer stellte er im Gehen aber noch rasch aus. "Nein, das ist überhaupt nicht unser Thema", antwortete der Manager des FC Augsburg nach der höchsten Saisonniederlage auf die Frage, ob er an eine Trennung von Manuel Baum denke: "Wir müssen uns natürlich Gedanken machen - aber das machen wir gemeinsam."
Sollte Reuter in den Tagen nach dem 1:5 (0:3) beim SC Freiburg tatsächlich zu dieser Aussage stehen, kann sich Baum glücklich schätzen. Schließlich hatte der Auftritt seiner Schützlinge über weite Strecken nichts mit Bundesliga-Fußball zu tun. Vor allem die erste Hälfte war desolat. In dieser Verfassung wird der Abstieg nicht zu verhindern sein. Nur ein Sieg aus den zurückliegenden 14 Partien spricht auch nicht unbedingt für den Coach.
"Wir werden die Dinge intern analysieren und dabei sicher nichts schönreden. Da werden schon einige Fragen gestellt werden", kündigte Reuter an: "Wir müssen uns überlegen, wie es zu solch einer ersten Halbzeit kommen konnte. Das war extrem enttäuschend und ernüchternd."
Reuter gestand ein, dass er "ehrlich gesagt noch keine Antwort" parat habe. "Wir waren in allen Belangen unterlegen. Die Körpersprache und das Auftreten waren richtig schlecht", sagte der Weltmeister von 1990: "Das muss ich erst einmal sacken lassen." Allzu viel Zeit zum Aufarbeiten bleibt den Verantwortlichen allerdings nicht. Bereits am Freitag kommt Borussia Dortmund in die Fuggerstadt.
Wenn der FCA gegen den BVB etwas holen will, muss er ein anderes Gesicht zeigen als vor 23.600 Zuschauern in Freiburg. Nils Petersen (9./43.), Vincenzo Grifo (30.), Luca Waldschmidt (64.) und Florian Niederlechner (85., nach Videobeweis) sorgten mit ihren Toren für den ersten Dreier der Breisgauer in der Rückrunde. Der Treffer von Rani Khedira (52.) war nicht mehr als Ergebniskosmetik. Zu allem Überfluss flog FCA-Verteidiger Reece Oxford (90.+1) wegen groben Foulspiels vom Platz.
"Diese blutleere Leistung ist für mich unerklärlich. Da muss ich mir erst einen Reim darauf machen", sagte der ratlose Baum: "Ich bitte um Verständnis - aber ich möchte nicht direkt nach dem Spiel irgendwelche wilden Theorien aufstellen."
Torwart Gregor Kobel hatte kurz davor bestritten, dass die Mannschaft "gegen den Trainer" gespielt hat. "Auf keinen Fall", sagte der Keeper: "Es ist nichts in der Richtung innerhalb der Mannschaft passiert."
Kobel gestand allerdings ein, dass "die ersten 45 Minuten ein ziemlicher Totalausfall" waren. "Ich weiß nicht, wo wir waren - aber auf dem Platz waren wir sicher nicht", meinte der Torhüter: "So kann man in der Bundesliga keine Punkte holen. Aber grundsätzlich ist die Qualität in der Mannschaft da - auch wenn man sie diesmal nicht gesehen hat." sid