Schalke: Tönnies kündigt Transfer in der Winterpause an

"Das Geld ist da"

Herr Tönnies, Spielpausen geben den Akteuren immer auch Gelegenheit ein wenig durchzuschnaufen und einen Blick auf das bislang Erreichte zu werfen. Sie dürften daran in diesen Tagen nicht viel Freude haben, oder?

Unser Zwischenfazit ziehen wir erst in der Winterpause. Ich bin nicht bereit, vorher ein Urteil zu fällen. Natürlich bin ich nicht mit dem zufrieden, was wir bis jetzt geleistet haben. Das wissen die Verantwortlichen auch. Aber es bringt nichts, nach jedem Spiel neu zu diskutieren. Die Winterpause ist ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen. Im vergangenen Jahr hatten wir eine ähnliche Situation, in der wir auch besonnen reagiert haben. Wir stehen loyal zusammen und handeln überlegt und besonnen. Das ist die große Stärke von Schalke.

Dennoch, acht Punkte Rückstand auf einen Platz in der Champions League sind kein Pappenstiel. Wann ziehen Sie die Reißleine?

Wenn wir merken, dass die sportliche Leitung nichts mehr bewegen kann. Diese Anzeichen sehe ich aber nicht. Der Trainer steht nicht zur Debatte. Mirko macht einen guten Job. Die Mannschaft ist jetzt gefragt. Und ich bin mir sicher, dass sie sich im Rennen um Platz zwei und drei zurückmelden wird. Wir werden jetzt durchstarten.

Was macht Sie da so sicher?

Acht Punkte sind aufzuholen. Wir können unsere Ziele noch immer erreichen, dies gilt für alle Wettbewerbe. Wir müssen jetzt mit Leidenschaft kämpfen und unsere Chancen auch verwerten. Jede Mannschaft hat im Laufe einer Saison mal eine Schwächephase. Wir haben unsere hinter uns. Leider haben wir ein großes Verletzungspech. Wenn sich dieses Lazarett Zug um Zug lichtet, haben wir wieder die erforderliche Durchschlagskraft. Wir haben vor Beginn der Saison das Ziel Champions League ausgegeben, daran werden wir gemessen.

Auch Manager Andreas Müller. Dennoch wollen Sie seine Arbeitspapiere vorzeitig, wie es heißt bis zum Jahr 2012, verlängern. Warum diese Eile?

Weil wir von ihm überzeugt sind. Den Vertrag mit ihm werden wir noch in diesem Monat im Rahmen unserer Aufsichtsratsitzung verlängern. Die Konditionen sind besprochen. Es ist eine reine Formsache. Er hat sich gut entwickelt, sein Konzept ist stimmig. Wir sind uns einig, dass er bleibt. Für die Verletztenserie kann er auch nichts. In diesem neuen Vertrag wird unser volles Vertrauen zu Andreas Müller zum Ausdruck kommen.

Wie kolportiert wird, soll sich der Aufsichtsrat aber angeblich dennoch in Fragen der Transferpolitik einmischen und zum Beispiel einem Transfer von Ze Roberto kritisch gegenüber stehen!

Entscheidungen über neue Spieler trifft alleine der Vorstand auf Anraten der sportlichen Leitung und Andy Müller. Der Aufsichtsrat bewertet die finanzielle Seite eines Transfers, nicht die sportliche. Wenn der Andy auf uns zukommt, und eine Verstärkung in der Winterpause für notwendig erachtet, dann werden wir das genehmigen. Das Geld ist da. Und ich sage Ihnen, ohne Namen zu nennen, da ist einiges im Fluss.

Kommt Albert Streit schon in der Winterpause?

Warten Sie doch ab.

Könnte der Verein überhaupt ein Jahr ohne die ganz großen europäischen Fleischtöpfe durchstehen, oder ist Schalke trotz der Gazprom Millionen weiter zum Erfolg verdammt?

Jeder Verein, der in der Bundesliga in der Spitze mitspielen will, muss erfolgreich sein. Daneben spielen Sponsoren und die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe eine wichtige Rolle. Beides trifft bei uns zu. Wir haben sowohl einen sehr guten und verlässlichen Hauptsponsor, als auch eine gute Mannschaft. In dieser Saison haben wir finanziell nur die Einnahmen der erste Runde in der Champions League einkalkuliert. Natürlich wollen wir sportlich mehr. Erreichen wir die Zwischenrunde, kommen diese Einnahmen sozusagen on top oben drauf. Wir haben uns durch solides Wirtschaften ein kleines Polster angelegt und könnten sicherlich das nächste Jahr ohne Champions League wirtschaftlich überstehen. Da kann ich alle beruhigen. Aber es ist ja auch eine Frage der Ehre. Wir sind der FC Schalke. Und deshalb bin ich zuversichtlich und vertraue der Kampfkraft unserer Mannschaft. Aufgrund der letzten Ergebnisse in unserer Gruppe sind noch alle Chancen vorhanden. Wir müssen uns in Valencia und gegen Trondheim durchsetzen.

Eine Frage der Ehre waren auch die Darlehen in Höhe von fünf Millionen Euro, die Sie Schalke für die Verpflichtungen von Marcelo Bordon und Rafinha vor einiger Zeit ohne Sicherheiten gegeben haben. Davon wollten Sie erst etwas wieder sehen, wenn der Verein dazu in der Lage ist. Ist er?

Das wird sauber getilgt.

Vor knapp zwei Wochen zum Heimspiel gegen Chelsea war erstmals der Vorstandsvorsitzende ihres Hauptsponsors Gazprom und engste Putin-Vertraute Alexei Miller in der Arena. Vor einem Jahr nach Verkündung des Deals mit dem russischen Energiegiganten hätte das einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Heute ist das den Zeitungen kaum mehr eine Zeile wert. Ein Indiz, dass Sie mit der Einschätzung Ihres Partners richtig lagen?

Damals wie heute lagen wir sicherlich in der Einschätzung unseres Partners goldrichtig. Gazprom ist ein grundsolides Unternehmen und hat in Herrn Miller einen umsichtigen, strategischen und klugen Kopf als Vorstandsvorsitzenden, und Schalke 04 einen verlässlichen Freund.