Benjamin Pavard kann die Tränen kaum zurückhalten. Immer wieder reibt er sich die Augen und beißt auf die Unterlippe. Die warmen und stolzgefärbten Worte seiner Eltern in einer Videogrußbotschaft nach seinem Traumtor gegen Argentinien, sie bringen den Verteidiger im TV-Studio ins Wanken. Der Profi des VfB Stuttgart ist noch nicht so abgebrüht wie andere, aber genau das macht ihn zum neuen Liebling der Franzosen. Auch die Bayern sind ganz vernarrt in "Benji".
Fürt 35 Millionen Euro zu Bayern München?
Nach einem Bericht der Sport-Bild soll der 22-Jährige im Sommer 2019 zum deutschen Rekordmeister Bayern München wechseln. Derzeit würden die Klubbosse den Transfer vorbereiten, für 35 Millionen könne Pavard in einem Jahr aus dem bis 2021 laufenden Vertrag beim VfB herausgekauft werden.
In Stuttgart wissen sie längst, dass ihr Juwel durch die famosen WM-Auftritte höchstens noch eine Saison zu halten ist. Einen Wechsel in der laufenden Transferperiode schließt Sportchef Michael Reschke bislang aber aus: "Wir verzichten gerne auf sehr viel Geld, wenn er dafür noch ein weiteres Jahr bei uns spielt." Man wolle "Benjamin auch emotional" von dieser Lösung überzeugen.
Wir verzichten gerne auf sehr viel Geld, wenn er dafür noch ein weiteres Jahr bei uns spielt.
Michael Reschke
Das könnte ein schwieriges Unterfangen werden. Nicht, weil es Pavard zuzutrauen ist, einen Wechsel a la Ousmane Dembele oder Pierre-Emerick Aubameyang notfalls zu erzwingen. Aber Pavard, der erst im vergangenen November sein Debüt für die Equipe Tricolore gegeben hat, spürt in Russland, dass die WM-Bühne keineswegs zu groß für ihn ist. Dass er einen Giganten wie Lionel Messi auf seiner Abwehrseite in Schach halten kann. Zudem hat er sogar vermutlich das schönste Tor dieses Turniers geschossen.
Der Rechtsverteidiger, der in Stuttgart im Abwehrzentrum glänzt, hatte schon vor der WM mit einem Wechsel geliebäugelt. "Ich will Champions League spielen, ganz klar", sagte er bei Sky Sport News HD: "Wenn ich verspreche, dass ich in Stuttgart bleibe und es dann nicht tue, werden mich die Fans auf dieser Welt nicht mehr mögen."
Erstaunlich vernünftige Sätze eines jungen Mannes, dessen Aufstieg so rasant verläuft. "Er kommt aus dem Nichts", sagt Stürmerstar Antoine Griezmann über den überraschend für die WM nominierten Teamkollegen. Weil Djibril Sidibe, der eigentlich für Frankreich die rechte Seite beackert, nach einer Verletzung lange ausfiel, tüftelte Nationaltrainer Didier Deschamps den Plan mit Pavard aus. Der Plan ging auf. Auch im Viertelfinale am Freitag (16.00 Uhr MESZ/ZDF) in Nischni Nowgorod gegen Uruguay ist der Noch-Stuttgarter gesetzt.
Deschamps sieht in Pavard den zweiten Thuram Deschamps habe ihm gesagt, "dass ich ihn an Lilian Thuram erinnert habe", berichtete Pavard: "Ich hoffe, ich kann es ihm gleichtun." Thuram hatte vor Pavard das letzte Tor eines französischen Verteidigers bei einer WM (1998) erzielt - und ist anschließend Weltmeister geworden.
Von der WM-Krone träumt natürlich auch Pavard. Dann wird er die Freudentränen sicher nicht mehr zurückhalten können.