Aufsteiger Hannover 96 hat zum ersten Mal seit 48 Jahren die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga erobert und dem Hamburger SV die zweite Saison-Niederlage zugefügt. Die Niedersachsen setzten sich am Freitagabend im Nordduell mit 2:0 (0:0) durch und feierten den dritten Sieg im vierten Saisonspiel. In der mit 49 000 Zuschauern ausverkaufen HDI-Arena trafen Martin Harnik (50. Minute) und Neuzugang Ihlas Bebou (82.) zum verdienten Sieg für 96.
Hannover blieb damit im 14. Pflichtspiel unter Coach André Breitenreiter ungeschlagen, kann aber am Sonntag wieder von der Spitze verdrängt werden. "Wir haben über 90 Minuten wirklich ein gutes Spiel gemacht", sagte Breitenreiter. "Wir haben teils echt begeisternden Fußball gespielt." Manager Horst Heldt lobte: "Ich glaube, dass wir verdient gewonnen haben. So muss es weitergehen."
Der HSV agierte insgesamt viel zu harmlos und blieb nach der zweiten Niederlage in Serie zunächst Siebter. "Wir haben zu wenig Chancen kreiert, um dem Gegner gefährlich zu werden", sagte Stürmer Sven Schipplock. "Heute hat ein bisschen die Durchschlagskraft gefehlt."
Gastgeber Hannover, das kurzfristig auf den verletzten Rekordeinkauf Jonathas verzichten musste, begann nicht ganz so konzentriert wie bei den starken Auftritten zuletzt. Die Hamburger hatten durch einen Freistoß von Lewis Holtby nach drei Minuten die erste Torchance. Nach einer kurzen Unterbrechung wegen des Zündens von Pyrotechnik im HSV-Block übernahm 96 jedoch mehr und mehr die Kontrolle.
Schon nach 13 Minuten musste Breitenreiter dann aber umstellen: Verteidiger Felipe wurde nach einem Zweikampf mit einer Trage vom Platz gebracht, für ihn kam Neuzugang Bebou. Wer Wechsel beeinflusste die Niedersachsen nur kurz. Marvin Bakalorz (19.) und fünf Minuten später Harnik verpassten die Führung für die Gastgeber.
Proteste gegen 96-Chef Martin Kind
Hannover dominierte die Partie, auch wenn im zweiten Heimspiel der Saison erneut nicht alle Anhänger die Mannschaft anfeuerten. Sie protestieren damit gegen Clubchef Martin Kind, der die Anteilsmehrheit an der Profigesellschaft übernehmen möchte.
Die personell arg geschwächten Hamburger, die kurzfristig auch noch ohne Stürmer Bobby Wood auskommen mussten, kamen nun kaum noch einmal gefährlich vor das Tor von 96-Keeper Philipp Tschauner. Die Gäste lauerten in einem hitzigen und höhepunktarmen Spiel vor allem auf Konter, spielten die wenigen Möglichkeiten aber nicht konsequent aus.
Hannover war die zielstrebigere und aktivere Mannschaft, agierte im Spiel nach vorne jedoch zu unkonzentriert und leistete sich einige Abspielfehler. Fünf Minuten nach der Pause war es dann aber Harnik, der die Gastgeber mit einem Tor aus dem Getümmel heraus verdient in Führung brachte. Für den Österreicher war es das dritte Saisontor. Die Heimelf war nun klar überlegen, die Fans feierten ihr Team und sangen "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey".
Nach einer Stunde kam Neuzugang Sejad Salihovic bei dem Hamburgern nach zwei Jahren zu seinem Bundesliga-Comeback. Der Bosnier hatte aus gut 25 Metern die Chance auf den Ausgleich, Salif Sané blockte den Schuss aber. Auf der Gegenseite verhinderte Dennis Diekmeier mit einer Grätsche vor dem einschussbereiten Kenan Karaman einen weiteren Gegentreffer. Für das 2:0 und die Vorentscheidung sorgte dann Bebou: Der Neuzugang nutzte einen Fehler von HSV-Keeper Christian Mathenia, der einen Freistoß von Felix Klaus nur nach vorne abklatschen ließ.