Mal wieder nur die trügerische Ruhe vor dem Sturm oder tatsächlich der Beginn einer friedlichen Nachbarschaft? Die Hoffnung auf ein gewaltloses Hessenderby zwischen den Fußball-Bundesligisten Darmstadt 98 und Eintracht Frankfurt ist jedenfalls auf beiden Seiten groß. Ob jedoch am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wirklich nur der Sport im Vordergrund stehen wird, ist ungewiss.
"Momentan würde ich sagen, dass es ein ruhigerer Tag wird", sagte Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann dem Hessischen Rundfunk. Anders als in der Vorsaison, als beide Partien von Auseinandersetzungen der arg verfeindeten Fanlager überschattet worden waren, sei die Lage "doch sehr beruhigt." Aber der 45-Jährige kennt den Fußball - und vor allem die Problemfans in den eigenen Reihen.
Die hatten im Hinspiel der Saison 2015/16 Fahnen des Rivalen abgebrannt und trotz eines Stadionverbots für die Partie in Darmstadt dann im Rückspiel Ausschreitungen angezettelt. Dass die Eintracht nach den diversen Verfehlungen der Anhänger auf Bewährung spielt und weitere Strafen zu befürchten hat, hinderte die Chaoten nicht daran, in der ersten Runde des DFB-Pokals beim 1. FC Magdeburg erneut Pyrotechnik abzubrennen und Leuchtraketen in den gegnerischen Fanblock zu schießen.
Die Eintracht-Ultras haben jedenfalls Besserung gelobt, da erneute Vorfälle "die schwierige Situation, in der wir uns befinden, noch weiter verschlechtern würden". Sollten sich die Ankündigungen jedoch als leere Worthülsen entpuppen, "werden unsere Konzepte weniger auf einen Dialog angelegt sein, sondern sich verstärkt an repressiven Maßnahmen orientieren müssen", sagte Hellmann.
Genau das hatte die Stadt Darmstadt in der Vorsaison in Erwägung gezogen und mit dem angekündigten, in letzter Minute aber doch nicht umgesetzten Aufenthaltsverbot für Frankfurter Fans die Stimmung nur noch mehr angeheizt. Vor dem erneuten Duell am zweiten Spieltag ist das auch so, die Stadt werde erneut "keine proaktiven Maßnahmen" ergreifen.
"Nach unserem derzeitigen Sachstand gehen wir von einem ruhigen Verlauf aus. Wir vertrauen auf die Sicherheitskräfte", meinte ein Sprecher der Stadt Darmstadt. Die Sicherheitsleute werden sowohl im Stadion für Ordnung sorgen und zudem "an neuralgischen Punkten wie dem Hauptbahnhof und der Innenstadt präsent sein", kündigte Polizeisprecher Ferdinand Derigs an. Auch ein Fanmarsch der Darmstädter Anhänger wird von der Polizei begleitet.
Zur Deeskalation dürfte auch der Zeitpunkt der Partie beitragen. Während vor dem bislang letzten Duell beide Teams noch um den Klassenerhalt gebangt hatten, ist die sportliche Situation (noch) entspannt. Ein intensives Spiel wird dennoch erwartet.
"Wir werden physisch dagegenhalten", sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac, "aber Kampf allein wird nicht reichen." Und auch wenn die Gäste nicht zuletzt wegen des Ausfalls von Darmstadts Abwehrchef Aytac Sulu als Favorit in das Spiel gehen, versichert Kovac: "Wir werden nicht überheblich oder arrogant zu Werke gehen."