"Beim VfL bietet sich mir die Möglichkeit, langfristig etwas aufzubauen", meinte der 53-Jährige nach seiner Verpflichtung gegenüber den Wolfsburger Nachrichten. Eingetütet wurde der Coup offenbar bereits am Donnerstag vor Pfingsten, als Magath extra seinen Urlaub auf Puerto Rico unterbrach. Mittwochabend nickte der neu zusammengesetzte Aufsichtsrat das Paket dann ab.
Knapp vier Millionen Euro soll Magath demnach jährlich verdienen, hat dafür die alleinige Verantwortung für den gesamten sportlichen Bereich, von der B-Jugend bis zur Bundesliga. Schon beim VfB Stuttgart hatte der Ex-Nationalspieler zwischen 2001 und 2004 eine ähnliche Machtfülle nach Vorbild der englischen "Manager", allerdings ohne auch noch der Geschäftsführung anzugehören.
Studierte die Angebote und sagte schließlich in Wolfsburg zu: Felix Magath. (Foto: firo)
Der neue VW-Chef Martin Winterkorn ist offenbar die treibende Kraft hinter dem grundlegenden personellen Revirement beim VfL, das auch den Aufsichtrat mit dem neuen Vorsitzenden Hans Dieter Pötsch umfasst. Statt für ein positives Image zu sorgen, konnten die Profikicker in den letzten Jahren durch verfehlte Personalpolitik und fehlende Erfolge schließlich auch nicht von der Serie peinlicher Affären um geschmierte Betriebsräte, Politiker und Lustreisen ablenken.
Mit Magath soll das nun alles anders werden. VW, das 90 Prozent an der VfL Wolfsburg Fußball GmbH gehört, ist offenbar bereit, noch einmal richtig Geld in die Hand zu nehmen. "Hinter dem Verein steht ein großer Konzern", meint Magath in der Wolfsburger Allgemeinen, "die Perspektive stimmt, damit man in Zukunft auch mal über das internationale Geschäft reden kann". Winterkorn kennt den Europameister von 1980 noch aus seiner Zeit bei Bayern München, als er als Chef von Audi im Aufsichtsrat des Rekordmeister gesessen hatte. "Er saß immer auf der Tribüne neben meiner Frau", berichtet Magath, "wenn er sich für eine Sache einsetzt, gibt einem das noch mehr Sicherheit."
Eigentlich sollte der Ex-Nationalspieler bei den "Wölfen" nur die Position des Sportdirektors übernehmen, doch Magath wollte die ganze Macht und bekam sie: "Ich habe gesagt, dass es nicht sinnvoll wäre, einen Sportdirektor und einen neuen Trainer zu holen. Wenn man zwei Leute geholt hätte, hätte man auch zwei Meinungen gehabt." Ein Argument, dass die VW-Bosse nach den Erfahrungen mit den Streitereien zwischen Trainer Erik Gerets und Thomas Strunz sowie zuletzt zwischen Coach Klaus Augenthaler und Manager Klaus Fuchs augenscheinlich überzeugte. Am 15. Juni wird Magath offiziell seine Tätigkeit in Wolfsburg beginnen.
Doch hinter den Kulissen ist er offenbar bereits aktiv. Kaum vorstellbar, dass die Verkäufe von Mike Hanke an Hannover 96 (vier Millionen Euro) und Diego Klimowicz nach Dortmund (1,5 Millionen) sowie die Verpflichtung der Cottbuser Sergiu Radu und Vlad Munteanu (5 Millionen) vor einer Woche ohne das Einverständnis von Magath gelaufen sind. Laut der spanischen Zeitung "Marca" steht der VfL auch kurz vor einer Verpflichtung von Innenverteidiger Alvaro Mejia von Rekordmeister Real Madrid.