Noch ein Jahr, noch ein Jahr und noch ein Jahr. Mitch Langerak muss sich zwischenzeitlich gefragt haben, ob Mark Schwarzer wohl nie mehr seine Karriere beenden und somit auf ewig die australische Nummer eins bleiben würde. Doch im November 2013 war Schluss. Mit 41 Jahren räumte Schwarzer acht Monate vor der WM seinen Spind aus und machte Platz für den Nachwuchs. Der Weg für Langerak, seit geraumer Zeit erster Vertreter des Routiniers, schien frei.
Jetzt, zwei Wochen vor Beginn des Turniers, ist der Torhüter jedoch ein gutes Stück von einem Stammplatz entfernt. Unmittelbar vor dem DFB-Pokalfinale zwischen dem BVB und Bayern München zog sich Langerak eine Kreuzbanddehnung zu und konnte seither nur individuell trainieren. Erst am Samstag absolvierte er sein erstes reguläres Training der WM-Vorbereitung. Viel Zeit, Trainer Ange Postecoglou zu überzeugen, blieb dem 25-Jährigen nicht, sogar die Streichung aus dem Kader drohte ihm. Am Dienstag bekam Langerak aber in dieser Hinsicht Entwarnung - er darf mit nach Südamerika reisen.
Glücksbringer beim BVB, aber nicht in Australien
Doch nicht nur die Verletzung hat Langerak im Kampf um die Nummer eins zurückgeworfen. In Dortmund genießt er größtes Vertrauen und ist mit lediglich einer Niederlage und einem Unentschieden in 18 Einsätzen geradezu ein Glücksbringer. Gerade in der abgelaufenen Spielzeit kommt er mit neun Spielen auf eine ordentliche Statistik für einen Backup. „Es war definitiv meine beste Saison“, sagte er daher gegenüber australischen Medien.
In der Nationalelf sieht das ganz anders aus. In 148 Einsatzminuten kassierte Langerak zehn Gegentore und sah zudem wegen einer Notbremse eine Rote Karte. Sein drei Jahre jüngerer Konkurrent Mathew Ryan nutzte die Gunst der Stunde und zog an Langerak vorbei. Der 22-Jährige überzeugte beim FC Brügge als Stammkeeper und wurde unlängst Vizemeister in Belgien. Er müsste sich schon verletzten, um nicht am 14. Juni im ersten Gruppenspiel Australiens gegen Chile in der Startelf zu stehen.
Auch mit Blick auf die kommenden Jahre dürfte Ryan dadurch einen Vorteil haben. Bleibt er Stammkraft bei einem Klub, während Langerak in Dortmund nur Nummer zwei ist, wird es für Letzteren schwierig, wieder in der Hierarchie aufzusteigen. Es deutet also alles darauf hin, dass Langerak mal wieder seine Geduld unter Beweis stellen muss.